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Bunkerturm auf der Theresienwiese wird zugänglich

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Im Zweiten Weltkrieg hat er Hunderten Menschen das Leben gerettet. Seit langem steht er nur rum. Nun soll der Hochbunker auf der Theresienwiese, der neuerdings Theresienturm heißt, zugänglich gemacht werden: Allerdings nur für Führungen.

Von Kilian Krauth

 

 Am Donnerstagabend stellte die Heilbronner Bürgerstiftung Pläne vor, über die das Innere des 29 Meter hohen, mehrstöckigen Turmes öffentlich zugänglich gemacht werden soll. Städtisches Hochbauamt und das Joos Keller Architekturbüro haben dazu eine moderne Zugangsrampe aus Metall und Beton entworfen, die über Spenden finanziert werden soll. Kostenpunkt: rund 250.000 Euro.

Im Jahr 2019, zum 75. Jahrestag der Zerstörung der Stadt am  4. Dezember 1944, soll der Anbau fertig sein. Das Projekt entsteht in enger Abstimmung mit dem Stadtarchiv Heilbronn, wie der Stiftungsvorstand, namtlich Karl Schäuble, Angelika Biesdorf, Joachim Remmlinger und Thomas Schick, ausführte.

 Spendenaufruf startet

Laut Plan führt die Rampe zu einer bestehenden Eingangstür in acht Metern Höhe. Aussagekräftige Info-Tafeln sollen die Geschichte des ehemaligen Flakturms und Hochbunkers aus der Nazi-Zeit widerspiegeln. Die Heilbronner Bürgerstiftung setzt auf die finanzielle Unterstützung von Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen. 60.000 Euro werde die Stiftung aus ihrem eigenen Vermögen beitragen. Die Stadt steuert zahlreiche Leistungen verschiedener Ämter und Einrichtungen bei und gestaltet das Umfeld neu. Zudem hat sie bereits vor Jahren das Dach des Turms für 100.000 Euro saniert.

Mit ihrem „Bürgerbrief“, der am 20. Januar in der Stadtausgabe der Heilbronner Stimme beiliegt, startet die Spendenaktion offiziell.  Infos können unter www.heilbronner-buergerstiftung.de abgerufen werden sowie über die eigens eingerichtete Internetpräsenz www.theresienturm.de .

Spannende Architektur

„Das weitgehend originale und unverfälschte Innere berührt und macht nachdenklich“, betont Karl Schäuble. Deshalb sei es wichtig, diese Eindrücke durch einen neuen Zugang zu ermöglichen. Die neue Erschließung zeigt sich als klarer geometrischer Körper an der Theresienstraße. So bleibt der denkmalgeschützte Hochbunker in seinem Äußeren unberührt, bekommt aber eine markante Erweiterung.

Der Eingang zum Erschließungsbau befindet sich auf der Süd-West-Seite. Von dort gelangt der Besucher über eine verschließbare Fassadentür zum Startpunkt der Rampe. Dreieinhalb Läufe - jeweils 14 Meter lang - führen in die Höhe. In den Kehren ergeben sich Ausblicke auf den Turm und über die Umgebung. Das neue Bauwerk wird 16 Meter lang und drei Meter breit.

Es besteht aus zwei neun Meter hohen Stahlbetonstützen, die über Stege – ebenfalls aus Stahlbeton – miteinander verbunden sind. Als äußere Hülle wird ein gelochtes Blech oder ein Stahlnetz angebracht. Das metallische Fassadenmaterial reflektiert die Farben der warmgrauen Betonflächen und der rotbraunen Natursteinverkleidung des historischen Turms.   

 

 

 Name verharmlost die Historie

Der Turm, der bis 2016 nach einem Nazi-General „General-Wever-Turm“ hieß und der erst durch den Gemeinderat den verharmlosenden Namen Theresienturm bekam, wurde 1940 von der Wehrmacht als Verteidigungsturm fertiggestellt.  Eine Flugabwehrkanone auf dem Dach sollte angreifende Flugzeuge bekämpfen. Die Mannschaftsräume im Inneren waren für  250 Menschen ausgelegt.

Der knapp 29 Meter hohe Turm mit 1,40 Meter dicken Außenwänden gehört zu der seltenen Bauart „Dietel“; charakteristisch war der ursprüngliche Zugang über eine entlang der Außenwand laufende Schneckenrampe. Der zehngeschossige Turm war autark: Ein Stromaggregat konnte ihn mit Elektrizität versorgen, ein Brunnen lieferte Wasser, eine Gasschleuse verhinderte das Eindringen von Gas.

Zufluchtsort auch in Heilbronner Bombennacht

Erst als die Luftangriffe im Krieg zunahmen, wurde der Turm für die Allgemeinheit geöffnet. Bis zu 1000 Menschen konnten hier Zuflucht finden, auch beim großen Angriff am 4. Dezember 1944. Die Menschen campierten damals wochenlang auf der Schneckenrampe. Viele Anwohner verließen den Turm nur, um etwas zu Essen zu holen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bot der Turm zunächst Schlafstellen für viele Menschen auf der Durchreise, auf der Flucht, ohne Obdach. Tausende waren unterwegs – entlassene Soldaten, ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Wohnungslose, Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. Nach dem Abbau des Zugangs stand er seit den 50er Jahren leer. So weht in seinem fast unveränderten Inneren noch ein Hauch der Geschichte.

Weiterlesen: Der Theresienturm - ein starkes Stück Heilbronner Geschichte

Auch interessant: General-Wever-Turm heißt künftig Theresienturm 

 


 

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