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Bildungspark bietet Mitarbeitern mit Behinderung eine Chance

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Der Bildungspark in Heilbronn bietet als erstes Unternehmen in der Region behinderten Menschen eine Alternative zu Werkstätten.

Michael Stopp (Mitte) zeigt Jessica Jagel seine Programmierung. Mit seinem Chef Dieter Galz (links) versteht er sich bestens.
Foto: Mario Berger
Michael Stopp (Mitte) zeigt Jessica Jagel seine Programmierung. Mit seinem Chef Dieter Galz (links) versteht er sich bestens. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Wenn Michael Stopp in seinem Wirkungsbereich ist, in seiner Werkstatt im Bildungspark der Aufbaugilde in der Hans-Rießer-Straße 7, dann hat er meist beste Laune. Fährt im Rollstuhl am langen Arbeitstisch vorbei, an dem die künftigen Maschinen- und Anlagenführer, Zerspanungsmechaniker und CNC-Programmierer arbeiten, hin zu seinem Laptop, CNC-Programme schreiben.

Michael Stopp hat es geschafft, eine Anhängerkupplung zu konzipieren

Heute hat er eine Anhängerkupplung konzipiert. Das funktioniert, lobt Ausbilder Dieter Galz. Und auch, wenn er ab und zu einen kleinen Anstoß braucht: "So ist das eben bei einem Herrn Stopp", ruft Herr Stopp und kichert. Dieter Galz lacht mit.


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Seit 2018 haben Menschen mit Behinderung mit dem Bundesteilhabegesetz erstmals die Möglichkeit, nicht nur in einer Werkstatt für behinderte Menschen zu arbeiten, sondern auch bei einem anderen Anbieter. In ganz Baden-Württemberg gibt es nur fünf Unternehmen, die das machen. Das einzige in der Region ist der Bildungspark der Aufbaugilde.

Aufbaugilde will Zugänge zum Arbeitsmarkt verbessern

"Wir sind seit 2021 anerkannt in diesem Bereich, konnten aber coronabedingt erst im Herbst richtig starten", sagt Jessica Jagel, Projektleiterin Inklusion. Sie hat den Stein ins Rollen gebracht. "Die Aufbaugilde ist geradezu prädestiniert für die neue Aufgabe." Rainer Hinderer, Leiter des Bildungsparks, ergänzt: "Seit es die Aufbaugilde gibt, versucht sie, Zugänge zum Arbeitsmarkt zu verbessern, für Langzeitarbeitslose, Suchtkranke, Wohnungslose, Menschen mit Migrationshintergrund. Nun erweitern wir das Spektrum auf Menschen mit Behinderungen."


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Von zwölf Plätzen sind erst drei belegt

Allerdings hat der Bildungspark noch Luft nach oben, das Angebot, das sich auch an Absolventen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), den früheren Förderschulen richten kann, ist noch wenig bekannt: Von insgesamt zwölf Plätzen sind erst drei belegt. Einen der Plätze hat eine Teilnehmerin im Gastrobereich. Hier gibt es viele Einsatzmöglichkeiten mit der großen Küche, dem Bistro für Beschäftigte und dem Catering, das derzeit etwa ukrainische Flüchtlinge in der Unterkunft im Augärtle versorgt.

Michael Stopp hat mit 40 Jahren schon zwei Schlaganfälle hinter sich

Michael Stopp ist 40 Jahre alt, nach zwei Schlaganfällen sitzt er im Rollstuhl. Er kann den linken Arm kaum bewegen, und wenn er erzählt, muss sich ein ungeübter Zuhörer konzentrieren, um alles zu verstehen. Bevor er krank wurde, war er technischer Zeichner, Alltagsbegleiter für Demenzkranke und Sanitätshelfer.

Nach den Schlaganfällen blieb ihm nur der Weg in die Werkstatt für behinderte Menschen, doch er fühlte sich fehl am Platz. "Ich war unterfordert." Jetzt ist er in seinem Element. "Bei uns ist viel los, wir lassen ihn am Leben teilhaben, er bekommt viel Input", sagt Gyongyi Bakshi, Leiterin des gewerblich-technischen Schulungszentrums.

Die Kollegen ziehen den Hut vor seinem Optimismus

Mit der Rechten übt ihr Schützling kleine Zeichnungen. "Ich gehe davon aus, dass das Gehirn neu lernt. Wir sind optimistisch und geben uns Mühe." Anfangs war sie skeptisch, das gibt sie offen zu. "Ich habe gedacht, das kann ja nicht funktionieren." Inzwischen hat sie ihre Meinung geändert: "Er ist eine Bereicherung und motiviert unsere Teilnehmer geradezu, weil er trotz seiner Beeinträchtigung so viel positive Energie hat. Da ziehen die anderen den Hut vor." Ausbilder, Bildungsbegleiter und Sozialdienst unterstützen Stopp bei seiner Teilqualifizierung.

Maßnahme ist auf 27 Monate begrenzt

Der Haken: Die Maßnahme ist auf 27 Monate begrenzt. "Weil wir ein Qualifizierungsbetrieb sind und keinen produzierenden Bereich haben", sagt Hinderer. Wer nach 27 Monaten keine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt findet, dem bleibt die Werkstatt für behinderte Menschen.

 
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