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Vom Alltag mit Tablet und Schulbuch: So digital ist Unterricht in der Region

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Alle Heilbronner Schüler bekommen eigene Tablets. Damit legt die Stadt beim digitalen Unterricht die Messlatte hoch. Doch viele Lehrer setzen digitale Elemente bereits im Klassenzimmer ein.

Foto: Maksym Yemelyanov/stock.adobe.com
Foto: Maksym Yemelyanov/stock.adobe.com  Foto: Maksym Yemelyanov

Die Stadt Heilbronn will mit finanzieller Unterstützung der Dieter-Schwarz-Stiftung alle 20.000 Schüler sowie die Lehrer im Stadtgebiet mit digitalen Geräten ausstatten. Dieser Schritt lässt aufhorchen, gilt er in dieser Größenordnung doch als einmalig.

Befürworter von elektronischen Geräten an Schulen erhoffen sich eine höhere Qualität beim Unterricht und eine noch bessere Förderung der Kinder. Heilbronn schreitet mit großen Schritten voran, doch auch in anderen Kommunen der Region tut sich was – auch weil Bund und Land die Digitalisierung der Klassenzimmer unterstützen. Wir haben uns unter Schulen umgehört. Hier eine kleine Auswahl der Angebote.

Digitaler Unterricht: Ab Klasse fünf kommen digitale Geräte in Brackenheim zum Einsatz

Die Lehrer der Theodor-Heuss-Schule in Brackenheim mit Grund- und Gemeinschaftsschule nutzen die Tablets und Laptops aus dem Digitalpakt des Bundes. Ab Klasse fünf würden die Geräte überwiegend in Nebenfächern wie Erdkunde, Gemeinschaftskunde oder Geschichte zur Recherche eingesetzt, so Konrektorin Carina Krafzick. In Deutsch schreiben die Schüler damit Bewerbungen. "Im Fach Mathematik werden Lern-Apps zum Vertiefen der grundlegenden Rechenfertigkeiten verwendet."

Auch die Lehrer der Realschule Öhringen nutzen Geräte, die sie über das Förderprogramm erhalten haben. In nahezu allen Fächern werde damit recherchiert. Hinzu kämen fachspezifische Apps für beispielsweise Englisch, Musik oder Technik, so Rektor Udo Nonnenmacher. Die Schule setzt auf die Plattform IServ, um Daten zwischen Lehrern und Schülern auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Zudem gehört die Realschule zu jenen Bildungsstätten, die bereits Künstliche Intelligenz (KI) ausprobieren. KI werde "eher spielerisch genutzt", beschreibt der Rektor den Einsatz. Beispielsweise würde das Programm Chat-GPT Texte schreiben, die Kinder würden diesen mit dem eigenen Werk vergleichen. Im Fach Informatik wollen Lehrer die Kinder dafür sensibilisieren, dass es Fake-Videos gibt.

In Niedernhall nutzen Lehrer auch die digitalen Tafeln

Am Bildungszentrum Niedernhall, zu der eine Grund-, Werkreal- und Realschule gehört, können die Lehrer auf mehrere Klassensätze iPads und Laptops zugreifen, beschreibt Rektor Jochen Scheufler. Sie könnten in allen Fächern eingesetzt werden, "je nach Unterrichtssituation und -thema". Kinder könnten Lern-Apps nutzen. Alle Unterrichtsräume seien mit digitalen Tafeln ausgestattet. Digitale Schule kommt dabei auch abseits der klassischen Fächer vor: Es gebe Projekte zu Themen wie Bildbearbeitung und Filmproduktion.

Das Bad Wimpfener Hohenstaufen-Gymnasium hat mit dem Geld aus dem Digitalpakt die Geräte in zwei Computerräumen ersetzt sowie Laptops für Naturwissenschaft und Technik angeschafft, so der stellvertretende Schulleiter Rüdiger Hellstern. Eingesetzt würden die Geräte in Informatik, Medienbildung, NWT sowie in den anderen Fächern, "die die Computerräume benutzen". An der Georg-Fahrbach-Gemeinschaftsschule in Ingelfingen haben alle Kolleginnen und Kollegen hingegen ein iPad bekommen, das bei den meisten im täglichen Einsatz sei. Für die Schüler seien zwei mobile iPad-Klassensatz-Koffer und ein Notebook-Wagen angeschafft worden. Es komme häufig vor, so die Schule, dass alle Geräte ausgeliehen sind: "Deshalb wird die Ausleihe über ein Buchungssystem organisiert, so dass die Kolleginnen und Kollegen den Einsatz der Geräte planen können."

Die Heilbronner Dammrealschule testet Künstliche Intelligenz

Alle Lehrer der Dammrealschule in Heilbronn, schildert Rektor Slawomir Siewior, verfügten über ein eigenes Diensttablet. "Es werde für den Unterricht täglich genutzt." Das geschehe in allen Fächern. In den sogenannten Vorbereitungsklassen, in denen junge Flüchtlinge unter anderem Deutsch lernen, bekomme auch diese Schüler ein Tablet, "so dass ideale Lehr- und Lernbedingungen herrschen". An der Realschule nutzen einzelne Lehrer bereits Künstliche Intelligenz. Und das ist nur der Anfang: Im Schuljahr solle es eine Fortbildung für alle geben. Gezeigt werden sollen die Vorteile durch KI bei der Unterrichtsorganisation, -vorbereitung, -durchführung, -nachbereitung sowie bei der Korrektur von Aufgaben. Zudem sollen Kollegen für die Gefahren sensibilisiert werden.

Am Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen nutzen Lehrer und Schüler iPads, "die im Rahmen der Zusatz-Vereinbarungen zum Digitalpakt "Leihgeräte für Lehrkräfte“ und „Sofortausstattungsprogramm“ beschafft wurden", so der zuständige Abteilungsleiter Rainer Dörfler. "Weitere digitale Anzeige und Endgeräte wurden unter anderem mit Fördermitteln aus dem Digitalpakt finanziert." Jeder Lehrer hat ein dienstliches Gerät, die in allen Unterrichtsfächern und auch für Schulverwaltungsaufgaben verwendet würden. Künstliche Intelligenz (KI), ergänzt Rainer Dörfler, sei ein großes Thema in der Schule. "Allerdings gibt es hier noch keinen konsistenten Ansatz, wie KI direkt im Unterricht verwendet werden kann und auch keinen rechtlichen Rahmen, wie KI zu nutzen ist." Er verweist auf Fragen zum Datenschutz. "Hier versuchen wir uns ein Bild zu machen, indem wir erste Erfahrungen sammeln und ausprobieren." Die Schule experimentiert, unter anderem bei der Analyse von Aufsätzen und Übersetzungen, in Kunst und den Naturwissenschaften.

Es gibt Grenzen beim digitalen Unterricht

Digitalisierung um der Digitalisierung Willen? Verantwortliche in der Region schütteln den Kopf. Andreas Schey, Rektor der Sulzfelder Blanc-und-Fischer-Schule, zeigt Grenzen auf: An der weiterführenden Schule erhalten seit vier Jahren alle Fünftklässler der Gemeinschaftsschule ein Tablet, das sie auch zu Hause privat nutzen können. In der Grundschule kommen digitale Elemente zwar vor, aber nur in Gruppenarbeit. Lesen zu lernen, das klappe noch besser mit einem Buch, sagt Schey. Unterdessen stößt die Gemeinschaftsschule trotz Erweiterung mit derzeit über 400 Kindern an ihre Kapazitätsgrenzen. Drei fünfte Klassen wie aktuell sind nicht lange zu machen. Ein Aufnahmestopp droht. Grund für den guten Ruf: nicht nur die digitale Offensive, aber auch, sagt der Rektor, der von einem überzeugt ist: Tablets für alle Schüler, das sei bald an allen Schulen die Norm.

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