Die Geschichte Baden-Württembergs in 350 Bildern
Zum 70-jährigen Jubiläum des Landes veröffentlicht die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 350 Fotos in einem opulenten Band, die die Geschichte, die Vielfalt und die besondere Mentalität des Landes widerspiegeln. Auch die Region ist mit einigen Schnappschüssen vertreten.

Geschichte lebt von Emotionen - und von Bildern. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hat zum 70-jährigen Jubiläum des Landes einen opulenten Bildband veröffentlicht, der die Geschichte des Südweststaates in 350 Fotos nacherzählen will. Große politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ereignisse sind ebenso abgebildet wie der Alltag der Menschen zwischen Odenwald und Bodensee.
Lambretta-Fahrer und Käthchenskulptur
Ein Highlight für Heilbronner ist sicherlich das Foto des langjährigen Stimme-Fotografen Hermann Eisenmenger. 1953 hat er Motorroller-Fahrer fotografiert, die auf ihren Lambrettas durch die im Wiederaufbau befindliche Kaiserstraße fahren. Heilbronn und die Region finden sich häufiger in dem Bildband - etwa das Foto der Trauerfeier für die 13 Toten des Dachstein-Unglücks am 29. April 1954. Oder die Einweihung der seinerzeit hochumstrittenen Käthchen-Bronzeplastik des Künstlers Dieter Läpple 1965 in Heilbronn.

Erinnert wird auch an das Pershing-Unglück auf der Waldheide, bei dem am 11. Januar 1985 drei US-Soldaten ums Leben kamen. Und an die Ermordung der Polizistin Michèle Kiesewetter am 25. April 2007 auf der Heilbronner Theresienwiese durch das rechte Terrornetzwerk "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU). Selbstverständlich wird auch die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn als vorbildliches Städtebauprojekt gewürdigt.
Die Vielfalt des Landes zeigt sich in den Bildern
Die Autorinnen und Autoren haben bei der Bildauswahl Wert darauf gelegt, die Vielfalt Baden-Württembergs in all ihren Facetten zu zeigen - und nicht nur eine Erfolgsgeschichte mit schönen Bildern zu erzählen. Das "Protestland" Baden-Württemberg wird hinreichend gewürdigt - von der Aufarbeitung der NS-Zeit über die Studentenproteste und den RAF-Terror bis hin zu den Protesten gegen Kernkraftwerke, Windräder und Stuttgart 21.
Der Bildband fängt das Lebensgefühl im Südwesten in der jeweiligen Zeit wunderbar ein. Etwa die Frauen, die 1953 beim Sommerschlussverkauf in einem Karlsruher Kaufhaus Stoffe begutachten. Oder das "Halbstarken-Publikum", so hieß es damals in der Presse, das bei einem Auftritt von Rock-'n'-Roll-Star Bill Haley 1958 in Stuttgart die Konzerthalle verwüstete. Herrlich, die stolzen Männer mit ihren Kaninchen bei der Bundeskaninchenschau 1966 auf dem Stuttgarter Killesberg. Die neugierige Menschenmenge, die sich 1969 in einem Stuttgarter Elektronikgeschäft vor den Fernsehern versammelte, um die Mondlandung zu verfolgen, weil das eigene TV-Gerät noch Luxus war. Oder die unzähligen Fans, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 zum Public Viewing auf den Stuttgarter Schlossplatz strömten.

Erinnerungen und Emotionen werden geweckt
Mit all diesen Schnappschüssen verbinden sich Erinnerungen und Emotionen, die eng mit Baden-Württemberg, seiner Geschichte und der Mentalität seiner Bürgerinnen und Bürger verbunden sind. Die knappen, aber stets erhellenden Begleittexte zu den Fotos machen den Bildband zu einem rundum gelungenen Überblick über 70 Jahre Baden-Württemberg.
Der Bildband
BaWü 1952-2022. Menschen. Geschichten. Ereignisse. Baden-Württemberg in Bildern 1952-2022. Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung. Stuttgart, 2022. Der Bildband kostet 18 Euro.