Bevölkerungsschutz: Konzepte in der Region auf dem Prüfstand
Die Landkreise Hohenlohe und Heilbronn setzen beim Bevölkerungsschutz auf neue Strategien und eine bessere Vernetzung. Die Zusammenarbeit soll auch über Kreisgrenzen hinweg intensiviert werden.

Katastrophen und Krisen gut zu bewältigen und die Bevölkerung bestmöglich vor den negativen Folgen zu schützen: Diese Aufgabe wird die Kreise und Kommunen in den nächsten Jahren stark fordern: strukturell, personell, finanziell.
Kommunikationsketten optimieren
Bestehende Konzepte kommen auf den Prüfstand, neue Strategien werden gestrickt. Es geht vor allem darum, das Krisenmanagement zu verbessern. Kommunikationsketten müssen optimiert, Zuständigkeiten exakt definiert, Alarmpläne auf lokale Besonderheiten zugeschnitten und Rettungseinsätze effizient koordiniert werden.
Hauptauslöser war die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, als die Warn- und Alarmsysteme versagten. Auch die Sturzflut im Kochertal 2016 klingt in der Region noch nach. Sie wurde zwar ordentlich gemanagt, es war aber auch Glück im Spiel. Denn ein übergeordnetes Konzept gab es damals nicht.
Aus einem Guss
Die Auswirkungen des Klimawandels werden hierzulande immer spürbarer. Aber auch Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg erfordern verlässlichere Strukturen, um die Folgen im lokalen und regionalen Umfeld zu bewältigen, weil die Mechanismen ähnlich oder identisch sind. Darauf muss sich die Kommunalpolitik einstellen. Kein Kompetenzwirrwarr, sondern ein funktionierender Katastrophen- und Bevölkerungsschutz aus einem Guss: Das wäre wünschenswert: vom Bund über die Länder bis zu den Kreisen, Städten und Gemeinden. Davon ist Deutschland nach wie vor weit entfernt. Aber die politischen Ebenen arbeiten daran. Zum Beispiel die kommunalen Einheiten in Hohenlohe und Heilbronn.
Im Hohenlohekreis fiel der Startschuss im Mai 2022 mit der Vorstellung des neuen Masterplans im Kreistag. Seitdem hat sich schon einiges bewegt. Die Rettungsleitstelle wurde modernisiert, das Alarmierungsnetz digitalisiert, das Personal im Katastrophenschutz deutlich aufgestockt, die regionale Vernetzung vorangebracht. Der Kreis wird in diesem Jahr das einheitliche "Flut-Informations- und Warnsystem" (Fliwas) einführen, mit dem zuständigen Bundesamt die aktuellen Strukturen gründlich durchleuchten und neue Abläufe intensiv schulen und trainieren.
"Nach einem Jahr wird das dann bei einer Hauptübung im Kreis umgesetzt", sagt Kreisbrandmeister Torsten Rönisch. Um Waldbrände noch besser bekämpfen zu können, wurde bei der Feuerwehr Bretzfeld eine "Fachgruppe Forst" installiert. Sie kooperiert mit der bestehenden Einheit im Landkreis Heilbronn, die bei Ellhofen stationiert ist.
Fachberater mit einbinden
Zusammenarbeit und Vernetzung werden nun auch im Landkreis Heilbronn großgeschrieben. Die Bereiche Verwaltung und Einsatzkräfte sollen stärker miteinander verknüpft werden. Bereits seit zwei Jahren wird das im Verwaltungsstab umgesetzt. Auch Fachberater sollen aktiv mitarbeiten. Wie wichtig das ist, hat ein Sachstandsbericht ergeben, der direkt nach der Flut im Ahrtal vom Kreistag angefragt wurde. Darin wurde beleuchtet, wie der aktuelle Stand ist und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
Dass der Landkreis Heilbronn viel Geld investiert und das Thema in die Hand nimmt, ist laut Marc Hoffmann, Leiter des Amts für Sicherheit und Ordnung im Kreis, keine Selbstverständlichkeit: "Katastrophenschutz ist primär Aufgabe des Landes. Aber der Kreis hat sich entschlossen, etwas zu tun."
Kreisübergreifende Zusammenarbeit
Auch kreisübergreifend wird die Zusammenarbeit intensiviert: So haben die Kreisbrandmeister aus Heilbronn-Franken und die Berufsfeuerwehr Heilbronn einen Sprengel gebildet, wie Torsten Rönisch aus Hohenlohe erklärt. Man wolle sich eng abstimmen. Außerdem kooperiert der Hohenlohekreis als eine der wenigen Kreisen im Land direkt mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.