Betrug mit Schockanrufen: Die Hintermänner bleiben meist im Dunkeln
Bei der Betrugsmasche mit Schockanrufen ergaunern Banden mit Anrufen aus dem Ausland Millionenbeträge. Hin und wieder geht der Polizei ein Beteiligter ins Netz, wie zuletzt in Heilbronn. Die Strippenzieher werden selten ermittelt.

Zwei Jahre ohne Bewährung. Das Urteil des Amtsgerichts Heilbronn Mitte Februar ist ein Erfolg für die Ermittler. Und doch ist die Verhaftung in der Heilbronner Bahnhofstraße bei der Bekämpfung von Enkeltrickbetrügern und Schockanrufern so etwas wie der Tropfen auf den heißen Stein. Organisierte Banden bereichern sich am Ersparten von Senioren. Und laut baden-württembergischen Innenministerium steigt die Zahl dieser betrügerischen Anrufe weiter in die Höhe.
Hintermänner sitzen meist im Ausland
Die Hintermänner sitzen meist in Callcentern im Ausland. Laut Staatsanwaltschaft Heilbronn beherrschen sie die deutsche Sprache so gut, dass es ihnen gelingt, sich ihren Opfern gegenüber als Staatsanwälte, Polizeibeamte oder Rechtsanwälte auszugeben. Die Ermittler nennen diese Tätergruppe "Keiler". Sie bleiben meist im Verborgenen. Auch vor dem Heilbronner Amtsgericht wurde jetzt nur das letzte Glied in der Kette einer solchen Bande verurteilt. Die Frau aus Köln sollte als sogenannte "Läuferin" das Geld des Opfers in Empfang nehmen.
Die 58-jährige angerufene Frau aus Bad Wimpfen hatte den Trick aber durchschaut und die Polizei über die fingierte Geldübergabe von 100.000 Euro informiert. Die Falle schnappte zu. Die Hintermänner haben die Frau zwar noch einmal angerufen und beschimpft. Allzu groß dürfte der Verlust der "Läuferin" für die Bande aber nicht gewesen sein. Umgekehrt verzichtete die Verhaftete auf ein milderes Urteil, wenn sie etwa die Hintermänner genannt hätte. "Aus Angst", gab ihr Anwalt in der Verhandlung an.
Schockanruf mittlerweile häufiger Enkeltrick
Die meisten betrügerischen Anrufe mit dem Enkeltrick oder dem Schockanruf bleiben zwar erfolglos. Der Schaden für die Opfer ist aber immens. Laut Innenministerium erbeuteten die Banden jährlich Millionenbeträge im zweistelligen Bereich. Neben Bargeld wechseln auch häufig Schmuck und Goldbarren ihre Besitzer.
Sofern die Angerufenen wie im Fall der Frau aus Bad Wimpfen den Betrug durchschauen oder zumindest Verdacht schöpfen und die Polizei verständigen, besteht die Chance, den "Läufer" dingfest zu machen. Lauf Staatsanwaltschaft Heilbronn sind die Ermittlungen damit aber nicht abgeschlossen. Ergibt die Auswertung von Beweismitteln weitere Ermittlungsansätze, würden diese weiterverfolgt. So konnte die Staatsanwaltschaft Heilbronn eigenen Angaben zufolge in Zusammenarbeit mit einer Ermittlungsgruppe der Heilbronner Polizei und weiteren Strafverfolgungsbehörden in Deutschland Erfolge erzielen. Diese hätten zur Festnahme und Verurteilung auf der Ebene der sogenannten "Logistiker" und letztlich zu einer Festnahme und Verurteilung der Hintermänner in der Türkei geführt.
Zu aktuell laufenden Ermittlungen äußert sich die Staatsanwaltschaft nicht. Die Schockanrufe sind derzeit die am meisten verbreitete Betrugsmasche bei dieser Form der organisierten Kriminalität. Der sogenannte Enkeltrick wird immer weniger versucht. Dabei gibt sich ein Anrufer als Enkel oder anderer Verwandter aus, der in Not geraten sei und aufgrund eines finanziellen Engpasses dringend Geld brauche.
Bei den Schockanrufen geben sich die Anrufer als Staatsanwälte, Polizisten oder Rechtsanwälte aus. Sie setzen ihr Opfer dadurch unter großen Druck, dass sich angeblich ein Verwandter in einer gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situation befinde, aus der er nur mit einer hohen Geldsumme wieder herauskomme.
Adressat von Schockanrufen? Das rät die Polizei
Opfer krimineller Banden, die sich über den sogenannten Enkeltrick oder Schockanrufe bereichern wollen, sind meist ältere Menschen. Dabei geben sich die Täter unter anderem als Amtspersonen aus, die ihre Opfer auffordern einen hohen Geldbetrag sowie Goldbarren und Schmuck an eine ihm unbekannte Person auszuhändigen. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn warnt davor, einer solchen Aufforderung nachzukommen. Amtspersonen oder Ärzte würden nie am Telefon eine Barzahlung einfordern. Wer so einen Anruf bekomme, solle unbedingt die echte Polizei verständigen.