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Betroffenheit in Heilbronn über Saemann-Insolvenz

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Kollegen des Händlers fürchten weitere Pleiten in der Stadt. Intersport-Chef Alexander von Preen betont: Wir haben Thomas Gauß unterstützt und weitere Hilfe angeboten. Die Insolvenz hat für die Genossenschaft eine besondere Bedeutung. Von Preen sieht aber auch Chancen.

Viele Jahre war der Sport-Concept-Store eine feste Größe in der Kaiserstraße. Nach der Insolvenz ist offen, wie es hier weitergeht.
Foto: Mario Berger
Viele Jahre war der Sport-Concept-Store eine feste Größe in der Kaiserstraße. Nach der Insolvenz ist offen, wie es hier weitergeht. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Die Nachricht schlug in der Stadt ein wie eine Bombe. Das 1898 gegründete Sporthaus Saemann hat am Dienstag die Zahlungsunfähigkeit verkündet. Der langjährige Geschäftsführer Thomas Gauß reichte den Insolvenzantrag im laufenden Betrieb beim Amtsgericht Heilbronn ein. Betroffen sind insgesamt 39 Mitarbeiter im Sport-Concept-Store in der Kaiserstraße, im Intersportmarkt am Europaplatz und in den Golfshops in Friedrichsruhe, Liebenstein und Bad Rappenau.

Gottfried Friz schimpft auf die Stadt

Betroffen reagieren auch die Kollegen in der Stadt. "Diese Insolvenz ist bitter und schlimm und zeigt auch, wie ernst die Lage tatsächlich ist", sagt Gottfried Friz, Inhaber des gleichnamigen Bettenhauses. Friz versteht nicht, dass Discounter geöffnet bleiben dürfen, während Fachgeschäfte schließen müssen.

"Die Entscheidungen der Politik sind unbegreiflich, die Stadt reagiert hilflos, es gibt keinerlei Gespür für den Handel", klagt Friz, der selbst zwölf Jahre Vorsitzender der Heilbronner Stadtinitiative war. Dieses Amt bekleidete Thomas Gauß, elf Jahre, ehe der 50-Jährige am Tag der Insolvenz zurücktrat. "Das trifft uns alle bis ins Mark. Der Rücktritt ist für Handel und Stadtsiedlung dramatisch, wir sind sehr traurig", betont sein Stellvertreter Axel Palm.


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Zeitgleich gibt Gauss sein Amt als Vizepräsident der IHK-Heilbronn-Franken auf. "Durch den Rücktritt verlieren die Firmen und ganz besonders die Händler der gesamten Region einen engagierten, sachkundigen Streiter für die Interessen unserer Unternehmen", erklärte die IHK-Hauptgeschäftsführerin, Elke Döring, gegenüber der Stimme. Für sie werden die Schwierigkeiten auch nach der Pandemie bleiben. "Wenn es nicht gelingt, die Stadtzentren attraktiv zu machen, bleiben die Probleme des Sporthauses Saemann kein Einzelfall", prognostiziert Döring.

Trauriges Ereignis für die Intersport-Genossenschaft

Für Alexander von Preen, Vorstandsvorsitzender des Sportfachhandelsverbunds Intersport mit Sitz in Heilbronn, ist eine Insolvenz eines Händlers "immer ein trauriges Ereignis". "Wenn das hier in Heilbronn am Hauptsitz der Genossenschaft passiert, dann hat dies sicher eine besondere Bedeutung". Von Preen betont aber auch, dass alle Mitglieder selbstständige Händler mit eigenständiger unternehmerischer Verantwortung seien. Er sieht in einer Insolvenz "auch immer eine Chance für einen Neuanfang".

Die Zentrale habe Intersport Saemann die in der Satzung hinterlegte Unterstützung gewährt, teilte von Preen auf Anfrage mit. So dürfe Intersport die Händler bei der kurzfristigen Warenfinanzierung unterstützen. "Dies haben wir selbstverständlich getan", sagte von Preen. Man habe Thomas Gauß alle möglichen Unterstützungsmöglichkeiten angeboten. Auch in Zukunft will ihm die Intersport-Zentrale helfen. Von Preen: "Generell unterstützen wir unsere Händler bei temporären Zahlungsschwierigkeiten proaktiv."

Bei der Bezahlung der Ware haben Händler die Wahl

Wenn es um die Zahlung der bestellten Ware geht, habe der Händler die Wahl zwischen verschiedenen Zahlungszielen, sagt der Intersport-Chef. Die Zentrale zahle fällige Lieferantenrechnungen und rechne gegenüber den Händlern ab. "Üblicherweise ist ein Teil der Ware bereits bezahlt und ein anderer Teil noch nicht", erläuterte von Preen.

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Kommentare

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Rainer Haseneder am 10.03.2021 01:01 Uhr

Das würde mich interessieren.

Mit freundlichen Grüßen
Rainer Haseneder

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Bernhard Sosnik am 16.12.2020 20:35 Uhr

Hoffentlich bedeutet die Eröffnung des Insolvenzverfahrens hier nicht das endgültige Aus für das letzte, in der Innenstadt verbliebene Sportfachgeschäft.

Leider wundert mich auf der anderen Seite die finanzielle Schieflage des Saemann nicht. Man wollte exklusiv sein, edle Marken anbieten. Nur zu völlig überhöhten Preisen, versteht sich. Darum weichen die meisten Nachfrager und potenzielle Kunden heutzutage via Online-Kauf oder über´s Outlet aus.

Dazu verfügte der Saemann nach eigener Erfahrung über nicht besonders freundliches Personal.

Man hatte es zuletzt scheinbar auch nicht mehr nötig, Artikel für den Zitat: "Nischenmarkt" (gemeint war Tennis) feilzubieten.

Jetzt erstmal das vermeintliche Aus. Traurig. Das Einzelhändlersterben in der Innenstadt geht weiter.

Im übrigen gebe ich Herrn Friz vollkommen Recht: Die Politik lässt den Einzelhandel aktuell vollkommen im Regen stehen, während Herr Schwarz und Konsorten ohne besonderes "Hygienekonzept" weiter machen dürfen.

Quo vadis, Deutschland?

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