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Unter Bäumen beerdigt
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Friedwald statt Friedhof: Wie sich die Bestattungskultur wandelt

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Der Trend geht weg vom Erdgrab. 21 Prozent der Deutschen möchten unter einem Baum beerdigt werden. Auch das Urnengrab findet immer mehr Zuspruch.

Auch Schwaigern hat einen Friedwald.
Auch Schwaigern hat einen Friedwald.  Foto: Julia Weller

Die Bestattungskultur in Deutschland wandelt sich. Waren Bestattungen im Sarg früher üblich, machten im Jahr 2022 die Urnenbestattungen 74 Prozent der Beerdigungen in Baden-Württemberg aus, so Zahlen des Vereins Gütegemeinschaft Feuerbestattungsanlagen, der jährlich eine Umfrage bei Bestattungsunternehmen in Deutschland macht. Demnach liegt Baden-Württemberg unter dem Bundesschnitt von 78 Prozent. Spitzenreiter der Länder bei den Urnenbestattungen ist Thüringen, wo 95 Prozent der Toten in der Urne bestattet werden. In Öhringen haben vor 30 Jahren 83 Prozent der Hinterbliebenen eine Erdbestattung gewünscht, heute sind es nur noch 32 Prozent.

Als Grund für den Trend gelten oft die teureren Preise für eine Erdbestattung, sagt Robert Mayr, Bestatter bei dem Öhringer Bestattungsunternehmen Dorn. "Außerdem sind die Hinterbliebenen öfters berufstätig oder die Nachkommen wohnen woanders, dann ist die Frage, wer das Grab pflegt."

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Im Jahr 2020 hat die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der deutschen Unesco-Kommission die Friedhofskultur in Deutschland ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Der Verein Kulturerbe Friedhof, der den Antrag auf die Aufnahme in das Verzeichnis gestellt hatte, legt dabei besonders Wert auf die Grabgestaltung: "Die Art und Weise, wie wir unsere Gräber als kleine Gärten der Erinnerung individuell und oft selbst gestalten, ist genauso besonders wie das Einbetten der Gräber in Parklandschaften", wird der Kulturwissenschaft Norbert Fischer in einer Pressemitteilung zitiert. Darin heißt es auch, dass "Naturbestattungen außerhalb der klassischen Friedhöfe" ein Risikofaktor seien. Denn solche werden häufiger.

Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Ahorn-Gruppe, die das Magazin "Sterbereport 2022" herausgegeben hat, hatten 21 Prozent der Deutschen den Wunsch, in einer Urne in einem Bestattungswald begraben zu werden. Dabei werden die Urnen in einem Wald unterhalb eines Baums beigesetzt. Diese Form und der Ort belegen damit den zweiten Platz, nach der Urnenbestattung auf einem Friedhof. In einem Sarg möchten demnach zwölf Prozent beerdigt werden − diese Form ist nur auf einem Friedhof möglich. Man könne sagen, dass "in einem Umkreis von 30 Kilometern um einen Bestattungswald eine stetige Zunahme von Bestattungen in diesen Wäldern zu verzeichnen ist", sagt Frank Roser vom Vorstand der Landesinnung des Bestatterhandwerks.


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Bestattungswälder sind in den vergangenen Jahren auch in der Region häufiger geworden. Die führenden Unternehmen, die sie anbieten, sind die Friedwald GmbH, die im Jahr 2001 den ersten deutschen Bestattungswald angelegt hat, und die Ruheforst GmbH. Sie haben zusammen 169 Bestattungswälder − unter anderem in Jagsthausen, Obersulm und Schwaigern. Letzterer besteht seit dem Jahr 2005. Dort seien inzwischen mehr als 7800 Menschen bestattet worden, schreibt Carola Wacker-Meister von Friedwald. Die Fläche ist 45 Hektar groß. Im Hohenlohekreis gibt es drei Bestattungswälder, die das Öhringer Bestattungsunternehmen Dorn geplant hat. Die derzeit als Ruhestätten genutzten Flächen dort sind zwischen etwa vier und 5,5 Hektar groß, so Robert Mayr. Er schätzt: "Bestattungen im Wald machen etwa 15 Prozent der Urnenbeisetzungen bei uns aus."

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