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Serie „Besser laufen“
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Auch die Stimme-Redaktion läuft: Das sind die Autoren und ihre persönlichen Lauf-Geschichten

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Richtig trainieren, verletzungsfrei bleiben, Tipps von Experten: Die Serie „Besser laufen“ behandelt Themen rund ums Lauftraining. Die beteiligten Autoren stellen sich vor und erzählen, was Laufen für sie bedeutet. 


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Manche laufen schon ihr halbes Leben, andere haben erst vor ein paar Monaten intensiv damit begonnen. Andere haben gerade eine OP hinter sich oder sind Mama eines Kleinkindes und wollen den Wiedereinstieg schaffen. Hinter der Serie „Besser laufen“ stehen Autoren mit unterschiedlichen Laufhistorien und Lebensrealitäten, Erfahrungen und Zielen. Hier stellen sich die Beteiligten vor.

Marie Provençal (mjp):

„Ach komm, das kurze Stück laufen wir!“ Diesen Satz hören meine Freunde oft, und sie leiden nach eigenen Angaben darunter. Meine Leidenschaft für Sport und Bewegung zieht sich in meinen Alltag. Wann immer es geht, gehe ich zu Fuß. Ich bin 26 Jahre alt, habe als Kind Leichtathletik gemacht, als Jugendliche bin ich aufs Laufen umgestiegen.

Seitdem habe ich mir viel Wissen rund um Training und Ernährung angeeignet und würde mich als ambitionierte Läuferin bezeichnen, meine Lieblingsstrecke ist die Halbmarathondistanz. Am liebsten laufe ich frühmorgens, es gibt mir Ruhe, Entspannung und Zeit, Dinge zu verarbeiten, Musik höre ich dabei eigentlich nie. Aber: Bei langen Läufen freue ich mich immer, wenn meine Freundinnen oder meine Eltern mich auf dem Rad begleiten und wir uns unterhalten können.

Meine Liebe zum Laufen stoppt abrupt vor jedem Laufband: Ich finde nichts langweiliger, Minuten kommen mir wie Stunden vor und ich weiche nur im äußersten Notfall darauf aus. Laufe ich mal nicht, findet man mich häufig im Fitnessstudio oder auf dem Rad - nur Schwimmen habe ich noch nicht für mich entdeckt. Über die Jahre hatte ich schon mit diversen Überlastungsverletzungen zu kämpfen und weiß, wie frustrierend lange Pausen sein können, ich weiß aber auch: Keine Verletzung bleibt für immer, und früher oder später ist man wieder zurück auf der Laufstrecke. 

Diese Autoren schreiben für die Serie "Besser laufen" (von links): Linda Möllers, Yvonne Tscherwitschke, Valerie Blass, Martin Peter und Marie Provencal.
Diese Autoren schreiben für die Serie "Besser laufen" (von links): Linda Möllers, Yvonne Tscherwitschke, Valerie Blass, Martin Peter und Marie Provencal.  Foto: Berger, Mario

Linda Möllers (lim): 

Ausdauertraining oder mal eben drei Kilometer joggen? Für mich als Ex-Volleyballerin, die in Schulzeiten schon die Vorbereitungen zum Cooper-Test verfluchte, war das vor eineinhalb Jahren noch undenkbar. Was passiert ist? Ich (33) ließ mich überreden, das Team der Regionalredaktion beim Stimme-Firmenlauf 2023 zu unterstützen. Meine Aussichten auf die Teilnahme an dem Fünf-Kilometer-Rennen waren anfangs getrübt: Schon zwei Kilometer durchzulaufen machte mir zu schaffen. 

Doch mit dem Training stellten sich die ersten Erfolge ein. Auch die Mitarbeit in einem Laufsportfachgeschäft führte dazu, dass ich mir meinen Alltag ohne Laufen heute nicht mehr vorstellen kann. Zugegeben: Vielleicht ist etwas dran an der Theorie, dass man mit Mitte 30 entweder Haus und Familie hat – oder für einen Marathon trainiert.

Laufen mindert Stress, gibt mir Halt und Struktur, die Laufschuhe lassen sich praktisch überall schnüren. Für mich ist Laufen eine Auszeit in der Natur, im Winter wie Sommer, auf meiner Lieblingsstrecke am Neckar entlang oder im Heilbronner Stadtwald, frühmorgens vor der Arbeit oder im Urlaub. Mindestens drei Mal pro Woche gehe ich laufen, die sonntäglichen Einheiten sind gesetzt. 2025 plane ich meinen ersten Halbmarathon. Das Ziel: etwa zwei Stunden.

Martin Peter (map):

Die Null schmerzt, genau wie bis vor kurzem beide Knie. Die wenigen Laufversuche im vergangenen Jahr und eigentlich auch dem davor sind derart zu vernachlässigen, dass ich meine wöchentliche Laufleistung - wirklich schlechten Gewissens - mit null Kilometern angeben muss. Kein schöner Zustand für einen Gerne-Läufer, der das Einfache und Unkomplizierte am „Rennen in freier Wildbahn“ so liebt.

Aber was machen, wenn die Knie ihren Dienst quittieren? Erst war es das linke, später das rechte Kniegelenk, das mich ausgebremst hat. Inzwischen sind beide Knie operiert, der Muskelaufbau läuft - im Frühjahr 2025 soll es einen Neustart meiner ambitionslosen Laufkarriere geben. Wobei: Ausgestattet mit Trainingsplan war es für den studierten Sportwissenschaftler schon schön, die Erfolge zu sehen, spürbar schneller zu werden und für das doch schon fortgeschrittene Alter (Mitte 40) recht gut unterwegs gewesen zu sein.

Ob es da wieder hingehen kann, entscheidet der Körper. Und mein Kopf: Der muss akzeptieren, dass es - wenn überhaupt - ganz langsam und gemütlich wieder los geht. Wie bei einem Anfänger. Aber jeder Kilometer zählt. Ziel: wieder rundlaufen. Ohne Schmerzen. Und weg mit der Null.

Katharina Müller (kam):

Laufen und mich verbindet eine Hassliebe. Ich liebe das Gefühl von Freiheit, die frische Luft und die Einfachheit. Man muss nur die Schuhe anziehen und los geht´s, egal wann, egal wo. Damit sich dieses Gefühl aber einstellt, braucht man eine gewisse Kondition. Und da kommen wir zum verhassten Teil: Trainingsstart bei Null. Ich (38) habe vor 20 Monaten meinen Sohn bekommen und seit seiner Geburt zwar viel „trainiert“ – stundenlang Baby tragen, Kinderwagen schieben, Maxi Cosi schleppen, kurze Sprints, um das Kind vor einem Sofa-Absturz zu retten – Kondition hat das aber keine gebracht.

Auch während der Schwangerschaft war ich nicht joggen. Jetzt wieder damit zu starten fällt mir schwer. Denn Läufer können erzählen, was sie wollen, bis man ein paar Kilometer locker flockig laufen kann, dauert es. Und der Weg dahin macht – zumindest mir – keinen Spaß. Vielleicht motiviert mich die Mitarbeit an dieser Serie, die verstaubten Laufschuhe endlich wieder aus dem Keller zu holen. Denn das Gefühl, das ich vor gefühlten Urzeiten beim Joggen hatte, fehlt mir schon.

Valerie Blass (vbs): 

Laufen, das tue ich (50) schon seit Studienzeiten. Wobei die Intensität des Trainings über die Jahre stark schwankte. Mit Anfang 20 hat das Joggen im Schönbuch-Wald bei Tübingen mir geholfen, den Kopf freizubekommen nach einem langen Tag in der Uni-Bibliothek. Später, mit Mitte 30, als die Kinder im Grundschulalter waren und ich voll im Job stand, war das Laufen mein Ventil für Stress. Nach der Arbeit spulte ich an manchen Tagen 14, 15 Kilometer ab und rannte am Wochenende den einen oder anderen Wettbewerb mit. Mit Anfang 40 folgten ein Bandscheiben-Vorfall mit OP und danach Knie-Probleme, jahrelang kam für mich nur Walken infrage. Fit hielt ich mich mit Radfahren, vor zwei Jahren habe ich zusätzlich mit regelmäßigem Schwimmtraining begonnen.

Mitte 2024 setzte sich dann die Idee fest, wieder mehr und schneller laufen zu wollen. Ich habe den Anschluss an eine Gruppe gefunden, in der ich mich wohlfühle und baue langsam meine Leistung aus. Mein größtes Problem dabei: Die Leistungsmessung mit meiner Fitnessuhr, die ich seit kurzem am Handgelenk trage. Immer wieder vergesse ich, sie vor dem Laufen zu starten oder ich liege mit der Technik im Clinch und schaffe es nicht, absolvierte Einheiten zu speichern. So viel Schusseligkeit sorgt bei meinen Mit-Läufern immer wieder für Heiterkeit. 


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Yvonne Tscherwitschke (von):

Der vergangene Sommer war die Hölle. Nicht, weil das Wetter schlecht gewesen wäre. Nein, im Gegenteil. Es war bombig. Und ich hatte auch vergleichsweise viel Zeit, die ich sonst gern mit Sport in vielen Varianten verbringe. Ein übelst schmerzender Innenmeniskussriss diktierte aber: lesen statt laufen. Einzige Bewegungsmöglichkeit (und Therapie für das kaputte Knie) war Schwimmen. Das hat mich (55) schon einmal gerettet, als eine Tiefschneefahrt mit einem zerstörten Knie und ewig langer Laufpause endete. Deshalb war dieses Mal klar: Erst einmal wird versucht, das Elend ohne OP zu überstehen.

Und tatsächlich sind die ersten Kilometer schon wieder gelaufen. Es fühlt sich gut an, wissend, dass es dauern wird, die alte Form wieder zu bekommen. Denn das habe ich in den nun fast 25 Jahren gelernt: Es macht Sinn, auf den Körper zu hören. Achillessehnen-Beschwerden oder das Schienbeinkanten-Syndrome sind nicht nur schmerzhaft, sondern heilen umso schlechter aus, je mehr man sie ignoriert. Trainingspläne sind mindestens so hilfreich wie Ziele und gesunde Ernährung.

Wissend, dass der Trolli Anfang Mai ansteht, tun Intervalle gar nicht mehr so weh. Wobei meine Lieblingsdistanz bei diversen Straßenläufen noch immer der Zehner ist. Vermutlich sind Zeiten von 1:52 (beim Trolli-Halbmarathon) oder 48 Minuten (beim Zehn-Kilometer-Lauf beim EBM-Papst Marathon in Niedernhall) erst einmal Geschichte. Aber mit jedem Kilometer in der Natur, am liebsten mit der Laufpartnerin und viel Gequassel, kommen neue, wunderschöne Kapitel zum eigenen Laufbuch dazu.

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