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Bauern besorgt: Neue Krankheit macht Zuckerrüben zu Gummiknollen

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Kurz vor der Zuckerrübenkampagne am 4. Oktober in Offenau fürchten Landwirte um die Qualität ihrer Ernte. Eine neue Krankheit, die durch Zikaden übertragen wird, lässt die Zuckerrüben verkümmern.

Nachdenkliche Mienen bei der Feldbegehung in Untergruppenbach: Landwirt Fritz Riesch in Gespräch mit einem Zuckerrüben-Anbauberater.
Nachdenkliche Mienen bei der Feldbegehung in Untergruppenbach: Landwirt Fritz Riesch in Gespräch mit einem Zuckerrüben-Anbauberater.  Foto: Seidel, Ralf

Wenige Tage vor Start der Zuckerrübenkampagne sind Landwirte und Verarbeiter besorgt. Der Grund ist eine neue Pflanzenkrankheit, die die Rüben in der Region großflächig befallen hat: Die Stolbur-Krankheit ist eine durch Zikaden übertragene bakterielle Infektion, die dafür sorgt, dass die Rüben in ihrer Entwicklung stagnieren. "Und das, obwohl eigentlich genügend Wasser im Boden ist", berichtet Veit Nübel. Er leitet bei Südzucker die Abteilung Rohstoffe. Bei einer Feldbegehung bei Untergruppenbach haben sich Landwirte und andere Betroffene gerade ein Bild von der Lage gemacht. Dabei zeigte sich: Die Rüben werden durch die Krankheit gummiartig und verkümmern.

Bauern in Sorge wegen neuer Krankheit, die  Zuckerrüben zu Gummiknollen werden lässt

Die ersten Proberodungen hätten noch einen guten Zuckergehalt gezeigt, sagt Nübel. Vor sechs Wochen seien die Rüben, auch dank der damals ergiebigen Regenfälle, sehr vital gewesen. Beim jüngsten Test am 25. September habe sich allerdings ein ernüchterndes Bild gezeigt. Der Ertrag falle der Prognose nach auf den fünfjährigen Durchschnitt zurück, nachdem er bei vorigen Proberodungen noch zehn Prozent darüber gelegen habe. "Wir reduzieren unsere Ertragsschätzung daher von 80 auf 75 Tonnen pro Hektar."

 


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Gemessen an dem ertragsschwachen Vorjahr mit rekordverdächtig kurzer Kampagnendauer sei dennoch eine Steigerung zu erwarten, erklärt Wolfgang Vogl, Regionalleiter bei Südzucker. Er gibt als Zielmarke für die Kampagne 120 Tage aus. Zum Vergleich: Im Vorjahr war die Rübenmasse bereits nach 89 Tagen verarbeitet.

Was den Rüben zusätzlich zu schaffen macht

Zusätzlich zur neuen Rübenkrankheit macht das regenarme Wetter der vergangenen Tage und Wochen den Pflanzen zu schaffen. Das konnte auch bei der Feldbegehung in Untergruppenbach beobachtet werden. Das Blattwerk der Zuckerrüben ist in vielen Lagen großflächig am Vergilben.

Die Stolbur-Krankheit ist nicht die erste, die die Zuckerrüben erfasst. Seit 2019 hat sich die von Frankreich eingeschleppte Krankheit Syndrome Basses Riches (SBR), übersetzt etwa: Syndrom der geringen Zuckerdichte, in der Region festgesetzt. Die Krankheit, die ebenfalls durch eine Zikade übertragen wird, behindert die Zuckeranreicherung in der Rübe.

 


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Wie sich die Rübenlader auf ihren Job vorbereiten

Seit 2018 ist die Behandlung des Saatguts gegen virenübertragende Schädlinge EU-weit untersagt. Bis 2021 konnten die Betriebe aber noch Notfallzulassungen beantragen. Seitdem müssen die Landwirte auf herkömmliche Pflanzenschutzmittel, die oberflächig ausgebracht werden, zurückgreifen.

Auch die Rübenlader und Lkw-Fahrer sind in den Startlöchern. Wie Rolf Wagner von der Landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft Kraichgau mitteilt, werden gerade die Tablets mit den aktuellen Ackerdaten gefüttert. Die neue Rübenkrankheit betrachtet das Vorstandsmitglied des Maschinenrings, dem 230 Betriebe angehören, mit Sorge. Im Kraichgau sei Zweidrittel der Rübenfläche befallen, andernorts bis zu 100 Prozent. "Die Kombination der Krankheiten könnte dazu führen, dass sich mehr und mehr Kollegen aus der Rübe zurückziehen", sagt der Eppinger.

Welche Klimaziele Südzucker verfolgt

Im Südzuckerwerk in Offenau wird am Mittwoch um 8 Uhr der erste Lkw empfangen. Bereits am Freitagmorgen ist der Kalkofen gezündet worden. Gebrannter Kalk wird zur Reinigung des Zuckers benötigt. Am Ende des Prozesses entsteht neben den Hauptprodukten auch ein kalkhaltiges Düngemittel.

Seit einiger Zeit laufen im Werk Bauarbeiten. Wie Regionalleiter Vogl erläutert, wird der Standort darauf vorbereitet, künftig CO2-neutraler zu produzieren. Im kommenden Jahr werde eine Wärmepumpe im industriellen Maßstab eingebaut: "Dazu laufen jetzt schon Vorbereitungen." Bis 2030 soll der Ausstoß um die Hälfte reduziert werden. Der Offenauer Standort sei konzernweit Vorreiter bei der Umstellung der Wärmewirtschaft.

Das sind die Spezialitäten des Offenauer Werks

Am Standort Offenau beschäftigt der Südzucker-Konzern rund 200 Mitarbeiter. Während der Kampagne ist ein Großteil der Belegschaft mit der Zuckergewinnung beschäftigt. Zu den ganzjährigen Aufgaben zählen laut Regionalleiter Wolfgang Vogl die Absiebung und Verpackung von Zucker. Spezialität des Standorts ist das Ein-Kilo-Zucker-Paket und das 250- Gramm Puderzucker-Päckchen. Außer Zucker produziert das Werk die Vorprodukte Dicksaft und Melasse sowie Rübenschnitzel. Als Nebenprodukt fällt Carbokalk an, der im Ackerbau Verwendung findet. Das Offenauer Südzucker-Werk ist 1971 gegründet worden.

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