Bahnbaustellen: Das droht Pendlern in der Region zum Start des Neun-Euro-Tickets
Ausgerechnet zum Start des Neun-Euro-Tickets am 1. Juni stören mehrere Baustellen den Zugverkehr auf der Frankenbahn. Betreiber kritisieren die Deutsche Bahn, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht von "totalem Chaos".
Das geht ja gut los: Am 1. Juni startet das Neun-Euro-Ticket. Kunden können dann für wenig Geld den Nahverkehr bundesweit nutzen, die Aktion dauert bis Ende August. Zumindest auf der Frankenbahn ist der Holperstart programmiert. Auf der Strecke zwischen Stuttgart und Würzburg hat die DB Netz AG mehrere Baustellen eingerichtet. Vor allem zwischen dem 27. Mai und dem 10. Juni sind Strecken hier unterbrochen, es fahren weniger Züge, es gibt einen Ersatzverkehr mit Bussen.
Kritik von Bahnbetreibern an DB Netz
„Es ist für mich völlig unverständlich, dass das bundeseigene Unternehmen DB Netz AG eine solche große Baumaßnahme ausgerechnet zum Start des Neun-Euro-Tickets durchführt und noch dazu wichtige Informationen verspätet bereitstellt“, kritisiert Tobias Harms, Geschäftsführer der SWEG Bahn Stuttgart GmbH. Das Unternehmen hat die Strecken der insolventen Abellio übernommen und fährt auf der Frankenbahn mehrere Linien.
Das sind die Einschränkungen
Weil zwischen Stuttgart-Zuffenhausen und Kornwestheim gebaut wird, stehen auf dieser zentralen Strecke zeitweise nur zwei statt vier Gleise zur Verfügung. Den Abschnitt teilen sich S-Bahnen, Regional- und Fernzüge. Vom 27. Mai bis 10. Juni fährt die RE 12 überhaupt nicht zwischen Heilbronn und Stuttgart. Die RB 18 ist zwischen Ludwigsburg und Esslingen unterbrochen. Wer also von Heilbronn nach Stuttgart will, muss in Bietigheim oder Ludwigsburg in die S-Bahn umsteigen. Auch die von Go-Ahead betriebene Linie RE 8 (Stuttgart-Würzburg) ist vom 27. Mai bis 10. Juni zwischen Bietigheim und der Landeshauptstadt unterbrochen.
Sperrungen auch nördlich von Heilbronn
Es sind nicht die einzigen Einschränkungen auf der Frankenbahn. Auch nördlich von Heilbronn, zwischen Neckarsulm und Osterburken, baut die DB Netz AG. Hier fahren bis zum 10. und zum Teil noch bis zum 12. Juni keine Züge. Die Betreiber lassen ersatzweise Busse fahren. Fahrgäste sollten sich unbedingt vor Abfahrt auf www.bahn.de oder bei den Betreibern www.sweg.de und www.go-ahead-bw.de über ihre Verbindungen informieren. Auch die Stadtbahnlinien S41 und S42 sind von Freitag, 27. Mai, ab 21 Uhr, bis Montag, 13. Juni, 4 Uhr zwischen Neckarsulm und Bad Friedrichshall unterbrochen und werden auf diesem Abschnitt durch Busse ersetzt.
Das sagt die Bahn zu den vielen Baustellen
Die Bauarbeiten seien im Sinne des "attraktiven Bahnverkehrs" nötig, teilt die Deutsche Bahn auf Nachfrage mit. "Jeder Zug, der fahren kann, fährt – insbesondere im wichtigen regionalen S-Bahn-Verkehr." Die Baustellen seien "mit sehr viel Vorlauf" geplant. "Leider lassen sie sich nicht ohne Weiteres verschieben."
VCD hat kein Verständnis und beklagt Chaos
Wenig Verständnis für den Zeitplan hat der Verkehrsclub Deutschland. "Im Bahnverkehr rund um Heilbronn herrscht aktuell totales Chaos", kritisiert Michael Schwager, Vorstand im VCD-Regionalverband. "Heilbronn ist fast in alle Richtungen abgehängt." Die Kommunikation mit den Fahrgästen funktioniere nicht, so ein weiterer Kritikpunkt. Der VCD fordert eine zentrale Stelle im Land, an der die Fahrgastkommunikation gebündelt wird.