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Ursprung des Altdeutschen Weihnachtsmarktes: Wie hat alles angefangen?

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Über die Jahrhunderte verlieren sich die Spuren des Altdeutschen Weihnachtsmarkt: Die Veranstalter werben mit "einem der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands". Wie oft fand der Markt in Bad Wimpfen tatsächlich statt und wo liegen die Ursprünge?

von Julian Ruf
Menschen schlendern durch die Gassen der Wimpfener Altstadt - in den 1990er Jahren (links) und heute.
Menschen schlendern durch die Gassen der Wimpfener Altstadt - in den 1990er Jahren (links) und heute.

Adventszeit ist Weihnachtsmarktzeit. Hierzulande schon seit Menschengedenken ein festes Kulturgut, könnte man meinen. Das gilt insbesondere auch für den Altdeutschen Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen. Die traditionsreiche Veranstaltung zieht Besucher aus der gesamten Bundesrepublik und aus dem Ausland an. Diesen Freitag steht wieder die Eröffnung des beliebten Marktes an, dessen Betreiber damit werben, dass es sich um einen "der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland" handeln würde. Woher kommt diese Behauptung, und wie lang gibt es den Wimpfener Weihnachtsmarkt tatsächlich schon?

Ursprung des Altdeutschen Weihnachtsmarktes: Der Kaiser gibt persönlich Erlaubnis

Spätes Mittelalter in Europa: Das, was rund 500 Jahre später einmal Baden-Württemberg werden soll, ist Teil des Heiligen Römischen Reiches. Kaiser Friedrich der Dritte herrscht über ein Sammelsurium aus Herzogtümern und Grafschaften.


Am 18. Februar 1487 gewährt Kaiser Friedrich der Stadt Wimpfen, damals ein wichtiger Knotenpunkt in Süddeutschland, ein zusätzliches Privileg. Per Dokument erlaubt der Kaiser, dass Wimpfen zu seinen bisherigen drei Jahrmärkten noch einen vierten veranstalten darf. In diesem Zusammenhang dürfe die Stadt zu den schon bestehenden Zollgebühren für jeden beladenen Wagen zusätzlich vier Pfennige kassieren, so das alte Dokument, das heute im Stadtarchiv von Bad Wimpfen zu finden ist. Wie Günther Haberhauer in seinem 2012 erschienenen Werk "Illustrierte Chronik der Stadt Bad Wimpfen" schreibt, geht aus dem Dokument auch hervor, dass der Jahrmarkt, der einmal zum Altdeutschen Weihnachtsmarkt werden soll, nur vier Tage vor oder nach einem Ehrentag zur heiligen St. Katharina stattfinden darf.

Historische Übergänge nicht eindeutig

Aufnahmen aus den 90er Jahren ....
Aufnahmen aus den 90er Jahren ....  Foto: Alternativer Fotograf

So liegen zumindest die Ursprünge des Altdeutschen Weihnachtsmarktes rund 500 Jahre zurück, was den Markt aber nicht unbedingt zu einem der ältesten Märkte im heutigen Deutschland macht. Älter soll der ortsverwandte Bad Wimpfener Talmarkt sein. Wie die Stadt selbst schreibt, entstamme die Sommerveranstaltung einem kirchlichen Fest. Bereits im Jahre 965 nach Christus erhielt die Kirche St. Peter zu Wimpfen im Tal das Marktrecht, nachdem Kaiser Otto I. die Immunität der Kirchen des damaligen Bischofs von Worms bestätigte. Aus Pilgerströmen zum Patroziniumsfest St. Peter und dem daraus resultierenden Handel sei dann der Talmarkt entstanden, wie die Stadt Wimpfen auf ihrer Webseite erklärt.

Wann sich aber der einstige Jahrmarkt um St.Katharina zu einer Art Weihnachtsmarkt wandelte, der in Datum und Örtlichkeit dem heutigen ähnelt, lässt sich auch mit Hilfe verschiedener Chroniken der Stadt Bad Wimpfen nicht zurückverfolgen. Tatsächlich ist erst im späten 19. Jahrhundert wieder indirekt die Rede von diesem Markt. Demnach gründete sich 1890 der Handels- und Gewerbeverein Bad Wimpfen, der heutige Veranstalter des Weihnachtsmarktes. Dieser gibt jedoch auf seinem Werbematerial nicht an, um die wievielte Ausgabe des Weihnachtsmarktes es sich in diesem Jahr eigentlich handelt.

1948 erster Weihnachtsmarkt nach dem Krieg

... und von 1985 zeigen, dass sich der Markt in den vergangenen 40 Jahren nicht wesentlich verändert hat.
... und von 1985 zeigen, dass sich der Markt in den vergangenen 40 Jahren nicht wesentlich verändert hat.  Foto: Alternativer Fotograf

"Laut unserer Unterlagen findet in diesem Jahr der 534. Weihnachtsmarkt statt. Eine offizielle Quellenangabe gibt es allerdings nicht", teilt Jasmin Scheuring, Vorsitzende des veranstaltenden Gewerbevereins, auf Nachfrage mit. Rechnet man die Jahre bis zu seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1487 zurück, so müsste der Markt dieses Jahr zum 536. Mal stattfinden. Gesichert ist jedoch, dass der Markt in den Wirren des Zweiten Weltkrieges nicht stattfand.

Der Heilbronner Stimme liegt die Kopie eines Flyers aus dem Jahr 1948 vor, der dies belegt. Darin steht, dass 1948 das erste Jahr nach dem Krieg war, in dem der Weihnachtsmarkt wieder stattfinden konnte. Fragwürdig ist auch, was mit dem Markt unter anderem während des Dreißigjährigen Krieges passierte. Damals war Wimpfen ein verarmter Ort und von Auslöschung bedroht. Auch die Archive der Heilbronner Stimme liefern keine Antwort darauf, wie oft der Markt bereits stattgefunden hat. Es tauchen widersprüchliche Zahlen auf.

Aufschwung der Weihnachtsmärkte

Laut Fachliteratur gab es schon im 13. und 14. Jahrhundert erste Märkte, mit deren Hilfe sich die Menschen zu Beginn der Weihnachtszeit mit Fleisch und anderen Waren versorgten, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Traditionelle Weihnachtsmärkte, die den heutigen Märkten ähneln, sollen erst im Laufe des 17. Jahrhunderts aufgekommen sein. Zunehmend wurde dabei Handwerkern wie Korbflechtern, Spielzeugmachern und Zuckerbäckern die Möglichkeit gegeben, Stände zu errichten und Geschenke zu verkaufen, die vorwiegend für Kinder gedacht waren.

 
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