Bad Rappenauer Schule: Für Oberstufe fehlen Kinder
Kein Abitur möglich in Bad Rappenau: Schule und Rathaus empfehlen dem Gemeinderat, beim Land auf einen weiteren Antrag zu verzichten. Aus Reihen der Lehrergewerkschaft kommt ein anderer Vorschlag.

Schulträger können ihre Gemeinschaftsschulen mit einer gymnasialen Oberstufe stärken und Kinder damit bis Klasse 13 zum Abitur führen. Der Nachwuchs hat damit einen weiteren Weg, um nach neun Jahren an weiterführenden Schulen die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen. In der Region hat aber keine öffentliche Gemeinschaftsschule ein solches Angebot, die Schwarz-Schule, die überwiegend auf dem gymnasialen Niveau unterrichtet, wächst aber: Dieses Jahr unterrichtet sie erstmals Elftklässler. Andernorts geben Kommunen den Versuch auf, eine Oberstufe zu erhalten: Bad Rappenau verzichtet darauf, diese Neuausrichtung der Verbundschule beim Land zu beantragen. Grund: Die Schülerzahlen reichen nicht.
Bad Rappenau scheitert an 60-Kinder-Hürde
60 Kinder in der gymnasialen Oberstufe: Diese vom Land vorgegebene Hürde muss erreicht werden. Bad Rappenau riss sie schon beim ersten Antrag, nach jüngsten Gesprächen mit dem Regierungspräsidium in Stuttgart sieht es für die Verantwortlichen im Rathaus und Schule nicht besser aus. Die 60 Jugendlichen werden nicht erreicht, weder mit den Berechnungen des Landes, noch mit den städtischen. Das gab Oberbürgermeister Sebastian Frey bei einem Pressegespräch zu. "Selbst bei der günstigsten Berechnung" klappe es nicht. "Wir sind ein ordentliches Stück weg von der Übergangsquote."
Die Schule soll Sicherheit erhalten
Mit dem Verzicht auf die Oberstufe wollen Rathaus und Schule Klarheit schaffen, wie sich die weitere Entwicklung darstelle, sagte Oberbürgermeister Sebastian Frey. "Die Schule braucht Sicherheit." Er stellt sie keineswegs infrage. Sie leiste "sehr gute Bildungsarbeit". Die Verbundschule bereite auch ohne eigene gymnasiale Oberstufe die Kinder sehr gut aufs Abitur vor, betonte Rektorin Yvonne Geier mit Hinweis auf die weiteren Bildungsschritte der Jugendlichen. In den vergangenen Jahren hätten im Schnitt 100 Kinder die Mittlere Reife in Bad Rappenau abgelegt. "45 Prozent machen an einem beruflichen Gymnasium weiter", sagte sie. Die Bad Rappenauer Verbundschule vereint zwei Schulzweige unter einem Dach, Kinder können die Realschule oder die Gemeinschaftsschule besuchen.
Den Bildungserfolg zeigten auch die Abschlüsse der Kinder, die am Zweig Gemeinschaftsschule bis zuletzt auf dem sogenannten erweiterten Niveau arbeiteten - also Leistungen erbrächten, wie sie an Gymnasien erwartet werden. Die Kinder gingen alle mit einem besseren Schnitt als 2,3 ab, sagte Yvonne Geier. Die Schule sei nicht enttäuscht, dass sie nicht in Bad Rappenau direkt zum Abitur führen könne. Man nehme die Dinge so, wie sie sind. "Und wir gehen damit um", sagte die Schulleiterin Yvonne Geier.
So umfassend ist die Bildungslandschaft um Bad Rappenau
Der Schulstandort Bad Rappenau ist eingebunden in ein Umfeld mit zahlreichen weiterführenden Schulen. Im benachbarten Bad Wimpfen können Jugendliche nach zwölf Jahren das Abitur am Hohenstaufen-Gymnasium machen (G8), dort gibt es eine weitere Gemeinschaftsschule. Viele Jugendliche besuchten darüberhinaus das Adolf-Schmitthenner-Gymnasium in Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis): Dort erreichen sie die allgemeine Hochschulreife nach 13 Jahren, also neun Jahren am Gymnasium (G9).
Der Bildungsstandort Bad Rappenau ist traditionell gewachsen, manche verstehen ihn schon lange als "Zubringer ans Gymnasium". Eltern kennen die möglichen Bildungswege. Das betonte auch Oberbürgermeister Sebastian Frey. "Die Familien sind sehr gut informiert." Es gebe viele Wege zum Abitur, für Bad Rappenauer sei schon lange klar, dass es nach der Mittleren Reife über die beruflichen Gymnasien in der Region dorthin gehen könne.
Das fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Für gymnasiale Oberstufen an Gemeinschaftsschulen spricht sich die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aus. Sie kennt die Vorgaben des Landes. Nur: Die Mindestanzahl von Schülern sei politisch gesetzt, sagte Harald Schröder, GEW-Sprecher im Kreis. Er regt an, dass die Schulstandorte entlang der Stadtbahnlinie zwischen Obersulm und Eppingen kooperieren und gemeinsam eine gymnasiale Oberstufe anbieten. Berufliche Gymnasien stellt er nicht infrage. "Sie leisten einen ganz tollen Job." Für ihn ist eine gymnasiale Oberstufe eine Ergänzung: Unter anderem seien für manchen Schüler die beruflichen Gymnasien zu groß.
So läuft es in Erlenbach
Die Josef-Schwarz-Schule in Erlenbach, die zurzeit in Heilbronn einen Neubau errichtet, hat dieses Schuljahr erstmals Jugendliche in der eigenen gymnasialen Oberstufe. 39 Kinder besuchen die Klasse elf, sagt Ruben Ebert, der die weiterführende Schule leitet. Am Standort Heilbronn können später jeweils 100 Schüler die Stufen elf bis 13 besuchen.
Kommentare öffnen



Stimme.de
Kommentare