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Aus für Werkzeugbauer Tianjin am Standort Heilbronn

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Die frühere Traditionssparte der Läpple-Gruppe stellt nach der erneuten Insolvenz den Betrieb endgültig ein. Betroffen sind 132 Arbeitsplätze. Was mit dem Gelände in Heilbronn geschieht, ist noch offen.

Ende für den Werkzeugbau: Der insolvente Autozulieferer Tianjin Motor Dies Europe stellt den Betrieb am Standort Heilbronn ein.
Foto: Archiv/privat
Ende für den Werkzeugbau: Der insolvente Autozulieferer Tianjin Motor Dies Europe stellt den Betrieb am Standort Heilbronn ein. Foto: Archiv/privat  Foto: nicht angegeben

Für einen Traditionsbetrieb ist das Ende gekommen: Tianjin Motor Dies Europe stellt seine Tätigkeit zum Monatsende ein. Bei der Firma handelt es sich um den legendären Läpple-Werkzeugbau, der jahrzehntelang Maßstäbe in der Automobilbranche setzte. Doch der hohe Qualitätsanspruch brachte zuletzt auch Probleme mit sich: Schon in den 2000er-Jahren befand sich die Abteilung in wirtschaftlichen Problemen. Über eine Zwischenstation kam sie in chinesische Hände - und Ende vergangenen Jahres stellten die Eigner den Insolvenzantrag.

Kein geeigneter Investor

Am Montag um 14 Uhr informierte Insolvenzverwalter Dietmar Haffa die zuletzt 132 Beschäftigten in einer Belegschaftsversammlung, dass der Geschäftsbetrieb zum 1. Mai eingestellt werden muss. Die Suche nach Investoren, die Haffa in den vergangenen Monaten angestoßen hatte, sei leider ohne Ergebnis geblieben. Es habe sich kein Investor gefunden, der bereit und in der Lage sei, in das angeschlagene Unternehmen zu investieren. Angesichts von weiter anhaltenden Verlusten im laufenden Geschäftsbetrieb sowie der fehlenden Möglichkeit, das Unternehmen ohne Investor aus eigener Kraft sanieren zu können, habe die Entscheidung zur Einstellung des Geschäftsbetriebs getroffen werden müssen.

 


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Heilbronner Werkzeugbauer TQM stellt Insolvenzantrag


Gewerkschaft ist geschockt

Nun werde mit Gewerkschaft und Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt und eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft angestrebt, kündigten der Insolvenzverwalter und die Gewerkschaft IG Metall an. Deren zuständiger Sekretär Philipp Zänker zeigte sich erschüttert über die Entwicklung. "Damit geht ganz viel Knowhow in der Region verloren", sagte er. "Das ist einer der letzten Groß-Werkzeugbauer." Allerdings befand er sich bereits seit Jahren auf Schrumpfkurs. Als Läpple den Betrieb 2010 abgab, arbeiteten dort noch an die 400 Beschäftigte. Beim Einstieg von Tianjin 2013 waren es schon nur noch 220. Bis zur Insolvenz hatte sich der Personalstand nochmals um mehr als ein Drittel verringert.

Die Gewerkschaft sei geschockt, dass sich kein geeigneter Investor gefunden hat, sagt Zänker. Nun werde sie dafür kämpfen, dass es für die Beschäftigten, die im Schnitt etwa 50 Jahre alt sind, gute Lösungen im Zuge einer Transfergesellschaft und bei Interessensausgleich und Sozialplan gibt. Außerdem werde sie für die Auszubildenden nach Anschlussmöglichkeiten suchen.

Ursache sollen Überkapazitäten sein

Das Insolvenzverfahren wurde am 1. März eröffnet, nachdem die Tianjin Motor Dies Europe GmbH kurz vor Weihnachten Insolvenzantrag gestellt hatte. Damals zählte das Unternehmen noch etwa 150 Mitarbeiter. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters berichtete seinerzeit, dass die Überkapazitäten in der Werkzeugbaubranche und die allgemeine Krise der Autobranche letztlich zu anhaltenden Verlusten bei TQM geführt hätten, die die chinesische Mutter nun nicht mehr ausgleichen wollte. Der Umsatz lag den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren bei durchschnittlich 20 Millionen Euro.

Tianjin Motor Dies ist mit seinem Betrieb in jenen Hallen im Heilbronner Industriegebiet Nord tätig, in denen auch schon die Ursprungssparte von Läpple angesiedelt war. Mit dem Heilbronner Autozulieferer teilt sich der Werkzeugbauer daher auch heute noch in einigen Bereichen Zufahrt und Wegerechte. Die Grundstücke, auf denen die Hallen stehen, befinden sich allerdings im Eigentum von Tianjin und sind somit Teil der Insolvenzmasse. Wer sie nach der Schließung des Betriebs übernimmt und wie sie weitergenutzt werden können, ist aber noch völlig offen.

Lange Geschichte

Beim Autozulieferer Läpple gehörten Werkzeugbau und Pressteilfertigung seit jeher zusammen. In der Bearbeitung der tonnenschweren Metallblöcke, mit denen Türen und ganze Auto-Seitenwände in Form gebracht werden, hatte sich das Heilbronner Familienunternehmen einen exzellenten Ruf erworben. Als es aber 2010 in Schwierigkeiten geriet, wurde der Werkzeugbau an den portugiesischen Unternehmer Mario da Silva verkauft und unter dem Namen GIW (Gesellschaft für innovative Werkzeugsysteme) weitergeführt. Allerdings geriet der Betrieb 2012 in die Insolvenz und ging danach an die chinesische Tianjin-Dies-Gruppe.

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