ARD-Programmdirektorin Christine Strobl wünscht sich mehr Flexibilität beim Rundfunkstaatsvertrag
Im Live-Talk "Ohne Ausrede" mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer sprach die Heilbronnerin über die Programmgestaltung, Einsparzwänge und -potenziale sowie über eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten bei der Sendervielfalt.

Wie groß die Chancen auf einen Weinberg-Krimi oder eine Krimiserie aus Heilbronn im Donnerstagabend-Programm des Ersten wirklich sind, ließ sich am Freitagnachmittag im K24 am Heilbronner Marktplatz nicht abschließend beantworten. Doch Christine Strobl sagte mit einem Lachen zu, die Frage von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer als Anregung an ihre Redaktion weiterzugeben.
Die Programmdirektorin der ARD stellte sich in der achten Folge des Live-Interviewformates "Ohne Ausrede" in einem kurzweiligen Gespräch den Fragen von Uwe Ralf Heer und der Leser. Unter dem Titel "Wozu brauchen wir noch die ARD?" standen vor allem die Programmgestaltung und die verschiedenen Ausspielwege des öffentlich-rechtlichen Senders im Mittelpunkt.
Trotz veränderter Sehgewohnheiten: Strobl glaubt an den "Lagerfeuer-Charakter" des Fernsehens
Strobl, die seit Mai 2021 für Das Erste und die Mediathek verantwortlich ist, bestätigte, dass man in dieser Frage gerne flexibler wäre als es der Rundfunkstaatsvertrag zulasse. "Wir würden aufgrund des sich verändernden Mediennutzungsverhaltens gerne sagen: Den ein oder anderen Kanal brauchen wir nicht mehr linear, sondern eher digital."
Dass durch diesen digitalen Fokus das klassische "Lagerfeuer-Fernseherlebnis" vom Aussterben bedroht ist, sieht die 50-jährige Heilbronnerin allerdings nicht: "Ich glaube, dass das Fernsehen noch auf ganz lange Sicht diesen Lagerfeuer-Charakter entfalten kann." Der Auftrag, ein Programm für alle zu machen, verpflichte jedoch dazu, neue Wege zu beschreiten und Sendungen zeitlich unabhängig und auf Abruf anzubieten. Der Spagat dazwischen sei durch das veränderte Nutzungsverhalten von jungen Menschen eine "große Herausforderung".
Kaum Perspektiven für TV-Dauerbrenner
Schwierige Entscheidungen, gab Christine Strobl zu, seien auch die Einstellungen langjähriger Serien. Das Ende der Dokumentarserie "Verrückt nach Meer" ist bereits beschlossen, den Telenovelas "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" droht aus Kostengründen ebenfalls das Aus. "Eine tägliche fiktionale Serie ist etwas, was viel Geld kostet. Deswegen haben wir aller Voraussicht nach nur noch eine Finanzierung bis nächstes Jahr für diese beiden Serien."
Ob dadurch Sendeplätze für den von Heer angeregten Heilbronner Weinberg-Krimi frei werden, bleibt fraglich. Auch, weil die vierte Staffel der Erfolgsserie "Babylon Berlin" wohl erst 2023 ins Programm zurückkehrt. "Ich glaube nicht, dass wir sie dieses Jahr noch zeigen werden", sagte Strobl, bilanzierte aber nach ersten Einblicken: "Es wird die beste Staffel ever."