Aquatoll: Details zur Privatisierung liegen erst Ende Juni vor
Ist das Aquatoll mit Spaßbad und Saunalandschaft durch einen privaten Betreiber zu retten? Der Gemeinderat will dazu Kriterien erarbeiten, mit schnellen Antworten ist nicht zu rechnen.

Das Neckarsulmer Aquatoll ist seit Mitte Mai geschlossen. Spaßbad und Saunalandschaft sind leer, doch wie es weitergeht, bleibt unklar. Der Gemeinderat war dagegen, die Anlage zu sanieren und zu modernisieren. Allerdings können sich private Betreiber vorstellen, das Aquatoll zu übernehmen. Nach Angaben von Oberbürgermeister Steffen Hertwig interessiert sich ein Unternehmen für die ganze Anlage, weitere Firmen wollen nur die Sauna übernehmen. Entschieden ist nichts. Wird es auch nicht für eine lange Weile. Grund ist das Verfahren, das einer möglichen Vergabe vorgeschaltet ist.
Aquatoll vergeben: Arbeitsgruppe arbeitet zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Nach Angaben von Tanja Seiler, Rathaussprecherin von Neckarsulm, nimmt in Kürze eine Arbeitsgruppe die Arbeit auf: Sie erarbeitet überhaupt erst die Rahmenbedingungen, unter denen sich die Stadt einen privaten Weiterbetrieb des Aquatoll vorstellen kann. Tanja Seiler betont: "Die Arbeitsgruppe arbeitet nichtöffentlich, um das Markterkundungsverfahren nicht zu gefährden." Der Gemeinderat verabschiedet die Rahmenbedingungen dann in seiner Sitzung Ende Juni.
Damit ist es nicht getan, wie Rathaussprecher Andreas Bracht kürzlich mitgeteilt hat: Auf dieser Grundlage erfolge dann die eigentliche Markterkundung. "Potenzielle Investoren erhalten die Möglichkeit, sich mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu beschäftigen und eigene Ideen unter Wahrung des allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatzes mit einzubringen." Sofern sie sich eine Übernahme des Aquatoll vorstellen können, geben sie der Stadt Bescheid. In einem weiteren Schritt wertet die Stadt die Rückmeldungen aus. Andreas Bracht: "Erst an dieser Stelle entscheidet sich, ob die ersten informellen Kontakte tatsächlich zu einem konkreten Vergabeverfahren führen und die Stadt das Aquatoll-Erlebnisbad ganz oder teilweise in private Hände legt."
Eine Vergabe zieht sich noch über mehrere Monate
Andreas Bracht ergänzt: Möglich sei aber auch, dass die Rückmeldungen zur Erkenntnis führen, dass sich das beabsichtigte Modell nicht mit hinreichender Sicherheit am Markt realisieren lässt und die Stadt den Prozess daher stoppt. Komme es tatsächlich zu einem Vergabeverfahren, könnte nach dessen Abschluss der vierte und abschließende Schritt folgen: die Vergabe des Bads. Ziel ist es, die erste Markterkundung nach Möglichkeit bis zu den Sommerferien abzuschließen und das Ergebnis anschließend im Gemeinderat zu beraten. Sollte ein Vergabeverfahren folgen, würde dieses mindestens sechs bis acht Monate in Anspruch nehmen, so Andreas Bracht.
Aquatoll-Fans freuen sich, dass sich etwas tut
"Gut Ding will Weile haben", bewertet Heiko Schulz, der eine Online-Petition zum Erhalt der Attraktion gestartet hat, die nächsten Schritte. Er setzt sich dafür ein, dass ein privater Investor das Aquatoll übernimmt. Dass es noch so lange dauert, sei "lästig und ärgerlich". Ein Positives hat die jüngsten Entwicklung aber: "Ich bin froh, dass sich überhaupt etwas tut."
Gemeinderat ist geteilter Meinung
Aus Reihen der Kommunalpolitik kommen gemischte Reaktionen. Manch einer würde offenbar alles tun, um das Bad einem privaten Betreiber zu geben. Andere winken ab, ohne finanzielle Unterstützung durch die Stadt sei das Bad nicht wirtschaftlich zu betreiben. "Ein Investor will Geld verdienen", so ein Kommentar.
Die Ideenwerkstatt lässt noch auf sich warten
Im Raum steht, als Aquatoll-Ersatz ein kleines Hallenbad mit wenigen Bahnen zu errichten. Bürger und Vereine sollen sich über die weiteren Pläne über eine Ideenwerkstatt einbringen - die aber erst dann ihre Arbeit aufnimmt, wenn klar ist, wie es mit dem Aquatoll weitergeht. Aus Reihen des Gemeinderats heißt es, dass man den Bürgern offen kommunizieren müsse, dass es erst später mit der Ideenwerkstatt losgehe.
Ende April beschloss der Gemeinderat, auf Investitionen ins Aquatoll zu verzichten. Doch erst Ende Juni schafft er Regeln zur Privatisierung. "Die Wege der Verwaltung sind unergründlich", so eine Reaktion aus der Kommunalpolitik zum Zeitverzug.
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