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Aktion auf der Theresienwiese: Impfen im Vorbeifahren

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Zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto: Bei der Drive-in-Aktion auf der Heilbronner Theresienwiese haben sich am Samstag 282 Menschen gegen des Coronavirus impfen lassen. Derweil hofft man bei der Stadt, dass eine kritische Marke bei den Neuinfektionen am Wochenende nicht gerissen wird. Das hätte Folgen.

Wer sich auf der Theresienwiese impfen lassen wollte, musste das Auto nicht verlassen. Foto: Andreas Veigel
Wer sich auf der Theresienwiese impfen lassen wollte, musste das Auto nicht verlassen. Foto: Andreas Veigel  Foto: Andreas Veigel

Der junge Mann wendet sich auf Englisch an die Helfer. Eben ist er durch die Impfstraße marschiert und hat sich die Astrazeneca-Dosis abgeholt. Wo der digitale Nachweis ist, will er wissen. Der wird nachgereicht. Der Mann verabschiedet sich zu seinen Kumpels, die während der Ruhezeit auf dem Parkplatz warten. Dort steht Jürgen Strauß neben seinem Auto und schaut interessiert in seinen gelben Impfpass. "Eine Super-Aktion" nennt der Mosbacher das Drive-in-Angebot. Reinfahren, Aufklärung, Impfen, die anschließende Beobachtungspause. Rund 45 Minuten hat das gedauert. Die zweite Impfung bekommen alle, die am Samstag auf der Theresienwiese waren, dann am 18. September, ebenfalls im Drive-in auf dem Heilbronner Festplatz. 


Keine Scheu vor Astrazeneca 

"Ich habe nirgends einen Termin bekommen", erzählt Jürgen Strauß. Hier ging es ohne Anmeldung. Auch Ralf Kieseberg hat nicht lange gezögert, als er von der Aktion erfuhr. "Impfen, impfen, impfen", sagt er, für ihn ist das der einzige Weg in die Normalität. Dass mit Astrazeneca der Impfstoff verabreicht wird, dem der Ruf eines Ladenhüters anhaftet, stört ihn nicht: "Da wird zu viel Bohei gemacht." Der Landkreis Heilbronn bekam die Zurückhaltung kürzlich zu spüren. Rund 900 Personen von der Warteliste wurden Astrazeneca-Termine angeboten, nur 35 nahmen an. 

Guter Start, dann Flaute 

In Heilbronn sind an diesem Morgen die ersten Autos schon um 6.30 Uhr an der Theresienwiese gestanden, berichtet Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG), die bei der Aktion die organisatorische Gesamtverantwortung trägt. Eineinhalb Stunden nach der Öffnung sind rund 100 Menschen geimpft. Ein gutes Ergebnis, findet Dr. Martin Uellner, der die ärztliche Leitung hat. Der Mediziner und seine Kollegen machen die Erfahrung, dass Überzeugungsarbeit gefragt ist, nachdem jetzt auch dank der Sonderkontingente genug Impfstoff da ist. Aber auch in den Praxen sei Zurückhaltung zu beobachten. "Man muss den Leuten wegen der Impfung schon hinterhertelefonieren."


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Aufhebung der Impfpriorisierung fällt kaum ins Gewicht


Roadshow, um für die Aktion zu werben 

Auch Agnes Christner ist überzeugt: Nicht mehr der Impfstoff, sondern die Impfbereitschaft sind jetzt der limitierende Faktor. "Das ist die große Herausforderung", sagt die Bürgermeisterin. Steffen Schoch von der HMG war vor der Aktion auf "Roadshow", wie er es nennt, hat etwa in türkischen Supermärkten Plakate aufgehängt und mit den Menschen gesprochen. An der Kommunikationsstrategie der Stadt gab es Kritik, unter anderem von der CDU-Fraktion im Gemeinderat. 

Dezentrale Aktionen in Schulen 

Zuletzt hat die Stadt verstärkt auf dezentrale Aktionen gesetzt, Familien-Impfungen gab es etwa in Böckingen und am Samstag in der Kernstadt, beides Stadtteile mit relativ niedrigen Impfquoten. Hingegen war die Verwaltung zurückhaltend gegenüber dem Ansatz, Mobile Teams vor Ort einzusetzen, wie es etwa Mannheim in Stadtvierteln mit besonders hohen Infektionsquoten tat. Es gebe keine ausgewiesenen Hotspots in Heilbronn, betont die Stadt immer wieder. Zahlen belegen eine relativ gleichmäßige Verteilung über das Stadtgebiet.

Grenze von 35 mit Sorge im Blick

Heilbronn, das im landesweiten Vergleich stets ein Corona-Hotspot war, hat derzeit auf niedrigem Niveau immer noch eine vergleichbar hohe Zahl an Neuinfektionen.  Am Samstag lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Landesgesundheitsamts im Stadtkreis Heilbronn bei 31,6. Das ist der höchste Wert aller 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg. Landesweit beträgt die Inzidenz 7,3. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Inzidenz am Sonntag wieder über den Wert von 35 steigt. Um die beiden höchsten Lockerungsstufen nach der am Freitag verkündeten Corona-Verordnung zu erreichen, muss ein Stadt- oder Landkreis zum Stichtag Montag aber fünf Tage in Folge darunter sein. Reißt Heilbronn am Wochenende diesen Wert, würde die Stadt in Stufe drei eingeteilt, verbunden mit etwas strengeren Auflagen, etwa eine Begrenzung der Personenzahl in den Innenräumen der Gastronomie. Dann tickt die Uhr von vorn: Ist ein Kreis erstmal über einen Schwellenwert, muss er wieder fünf Tage in Folge darunter sein, bevor die nächst Stufe der Öffnungen greift. 

 

 

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