Weidel, Chrupalla und hunderte Gäste bei AfD-Treffen in Erlenbacher Besen
Am Freitagabend versammeln sich rund 350 AfD-Anhänger und Parteimitglieder in Erlenbach. Bei der geschlossenen Gesellschaft sind auch Alice Weidel und Tino Chrupalla anwesend.
Etwa 350 Anhänger und Parteimitglieder der "Alternative für Deutschland" sind am Freitagabend, 19. Januar, im Besen Rutenbieger in Erlenbach zu einem Grillfest zusammengekommen. Unter den Gästen befinden sich die AfD-Spitzen Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende im Bundestag, und Bundessprecher Tino Chrupalla. Die zwanglose Veranstaltung verläuft, ohne öffentliches Aufsehen zu erregen.
Hunderte Menschen bei AfD-Treffen in Erlenbach
Nach Stimme-Informationen handelt es sich um eine geschlossene Gesellschaft. Die Teilnehmer kommen aus der Region und ganz Baden-Württemberg. Einige von ihnen berichten, dass sie über interne Netzwerke zu dem Treffen eingeladen worden seien. Im Hof des Besens stehen die Menschen bei Getränken und Grillwurst zusammen. Alice Weidel habe die Gäste kurz begrüßt, erzählt eine Teilnehmerin. Sie habe gesagt, man müsse jetzt Zusammenhalten.
Derzeit formieren sich in zahlreichen Städten Veranstaltungen, Kundgebungen und "Demos gegen Rechts", auch in Heilbronn ist am 23. Januar eine Demonstration geplant. Hintergrund sind Berichte über ein geheimes Treffen von AfD-Vertretern und Neonazis im November bei Potsdam, bei dem es unter anderem um die Abschiebung von deutschen Staatsbürgern gegangen sein soll. CDU-Mitglieder sollen ebenfalls dabei gewesen sein.
Öhringer Kreisrat Schmidt organisiert den Abend
In Erlenbach nehmen Bundestags- und Landtagsabgeordnete an der Zusammenkunft teilt. Weidel und Chrupalla verlassen den Ort in einer dunklen Limousine gegen 21 Uhr.
Zuvor spricht Weidel in ihrer Begrüßungsrede den Landesparteitag der Partei an, der Ende Februar in Rottweil geplant ist. Chrupalla äußert sich mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen im Osten siegesgewiss: Die AfD werde dieses Jahr Regierungen stellen, sagt er in einer Ansprache. Die "politische Elite" habe Angst davor, dass die AfD Wahlen gewinne.
Der Öhringer Thomas Schmidt, AfD-Mitglied des Hohenloher Kreistags aus dem Wahlkreis Bretzfeld-Pfedelbach, organisiert den "Winter-Grillabend" in Erlenbach. Auf seiner Facebook-Seite postet er Fotos von der Veranstaltung mit Spitzenfunktionären und dankt seinen Helfern. Schmidt hatte in der Vergangenheit einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erhalten.
Landtagsabgeordneter Klecker: "Es war ein lockerer Abend"
Der Ilsfelder Dennis Klecker aus dem Wahlkreis Eppingen ist AfD-Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg. "Es war ein sehr gelungener, lockerer Abend, ein gemütlicher Austausch", sagt der 33-Jährige am Morgen nach dem Treffen auf Stimme-Anfrage. Es habe bewusst keine offizielle Partei-Veranstaltung werden sollen. Der Organisator habe es geschafft, dass Weidel und Chrupalla nach Erlenbach gekommen seien. Der Hohenloher Landtagsabgeordnete Anton Baron erklärt es damit, dass die Parteiführung nah an der Basis und deren Teilnahme deshalb nicht ungewöhnlich sei.
Der Ilsfelder berichtet, dass sich AfD-Mitglieder und Anhänger über eine Whatsapp-Gruppe für den Abend angemeldet haben. Am Eingang zum Besen habe jeder Gast eine Verzehrkarte gekauft und damit seine Getränke und das Essen bezahlt. Der Abend sollte Mitglieder und Landtags- und Bundestagsabgeordnete in direkten Kontakt bringen. Eines der Gesprächsthemen sei das viel diskutierte Treffen in Potsdam gewesen, sagt Klecker. "Ich stehe da auch nicht dahinter." Es sei darüber hinaus um die anstehenden Kommunal- und Kreistagswahlen in Baden-Württemberg gegangen. Insbesondere auf kommunaler Ebene tue man sich schwer, Kandidaten zu finden.
Heilbronner "Netzwerk gegen rechts" bezieht Stellung
"Das geheim organisierte Treffen der AfD mit Alice Weidel und Tino Chrupalla zeigt, wie wichtig die Heilbronner Region für die rechte Partei ist", sagt Stefan Reiner, Vorsitzender des Vereins "Netzwerk gegen rechts", auf Stimme-Anfrage. Das Verhalten des Besen-Besitzers könne man nicht nachvollziehen. "Spätestens nach den Veröffentlichungen rund um das Potsdamer Treffen hätte diese Veranstaltung abgesagt werden müssen." Der Besen-Wirt ist zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.