Adel Tawil singt vor 2000 Fans im Wertwiesenpark
Am Sonntagabend trat Adel Tawil vor knapp 2000 Zuschauern im Wertwiesenpark in Heilbronn auf. Einen Tag zuvor war der Auftritt von Sarah Connor wegen eines Unwetters abgesagt worden.
Natürlich war das Wetter ein Thema auf der Bühne. „Wir haben die Sonne mitgebracht. Nein, Spaß beiseite: Wir haben nur richtig Schwein!“, spielte Adel Tawil auf die Absage des Sarah-Connor-Konzerts vom Vorabend im Heilbronner Wertwiesenpark an. In der Tat brachte der Berliner Künstler nicht nur seine sechsköpfige Band mit, sondern auch Sonne satt.
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Recht übersichtlich blieb es dennoch im Park, nur knapp 2000 Adel-Tawil-Fans sind gekommen, was sicherlich zu wenig ist für den deutschen Künstler, der fast schon verlässlich einen Radio-Ohrwurm nach dem anderen abliefert. Obwohl Tawil offensichtlich nicht mehr Publikum davon überzeugen konnte, seine Live-Qualitäten unter freiem Himmel zu genießen, so hatten diejenigen, die gekommen waren, großen Spaß am perfekt und sympathisch inszenierten Auftritt des Charts-Stürmers.
Das Open-Air im Wertwiesenpark wurde also eher zum sonntagabendlichen musikalischen Picknick eingefleischter Tawil-Fans auf der fein gemähten und wieder trockenen Wiese am Neckar. Diese sangen jedenfalls jede Strophe textsicher mit und hatten absolut ihr Vergnügen. Die Berliner Pop-Größe Adel Tawil, der zuletzt 2009 noch mit „Ich + Ich“ in Heilbronn gewesen war und der insgesamt mehr als fünf Millionen Tonträger verkauft hat, zeigte angesichts der mageren Kulisse ebenfalls Größe und spielte mit seiner Band ein tolles, interaktives und sehr persönliches Konzert, das erst nach knapp zwei Stunden Hit-Galerie endete.
Vorfreude auf die Fußball-WM
Alle seine bekannten Lieder, und davon hat er wirklich einige, hatte der deutsche Topkünstler mit nach Heilbronn gebracht. „Ist da jemand?“, „Bis hier und noch weiter“ oder „So schön anders“ sang er, mit Letzterem begann sein Auftritt im Wertwiesenpark. Dass er auch nachdenklich und kritisch kann, bewies er mit dem neuen Song „Gott steh mir bei“, mit dem er allen Fundamentalisten auf der Welt, „die uns vorschreiben wollen, wie wir zu leben haben“, eine Absage erteilte. „Musik kennt keinen Hass“, rief der Berliner mit nordafrikanischen Wurzeln den Fans in Heilbronn zu und erntete natürlich großen Beifall. Dass seine Musik auch Vorfreude auf die anstehende Fußball-WM machen kann, zeigte er mit „Flutlicht“. Vielleicht wird der Song ja der nächste deutsche WM-Hit? Das Potenzial hat er, jetzt müssen nur noch Jogis Jungs liefern. „Wir bleiben Weltmeister, dass das mal klar ist!“. Klar, dass er auch dafür Beifall bekam.
Auch Tawil hat Spaß. Vor allem mit seinem analogen „Applausometer“, mit dem er herausfinden will, welchen Song er von „Ich+Ich“ und Annette Humpe singen soll? Auf „Du erinnerst mich an Liebe“ fällt die johlende Wahl. Übrigens habe er viel von Annette Humpe gelernt, sagt Tawil, es sei eine interessante Zeit gewesen, bis dann 2010 aus dem Duo Humpe/Tawil nur noch „Ich“ Adel Tawil wurde. Der Berliner hat ohne die kreative Schöpferin Annette Humpe seinen Weg gemacht, jeder kennt sein Lieder aus dem Radio. Das lässt sich nicht ignorieren. „Lieder“ ist sogar einer seiner bekanntesten Hits. „Eine Welt eine Heimat“ präsentiert Tawil mit Band in mehreren Sprachen und mit coolem Elektrosound - eine sehr tanzbare Version, die das Publikum nicht mehr stillstehen lässt. Er steht eben nur dort oben und singt seine Lieder.
Alte "Ich+Ich"-Hits im Gepäck
Es ist bei der Fülle an (Radio-)Hits nicht immer einfach, seine Songs alle auseinanderzuhalten. Klanglich ähneln sie sich oft, kennen tut sie jeder. Vielleicht hat mancher ihm auch eine solche Live-Performance nicht zugetraut, vielleicht ist dem einen oder anderen die Musik insgesamt zu glatt und blieb deshalb fern. Adel Tawil ist live auf der Bühne präsent und gut, seine Stimme in allen Lagen da. Er bemüht sich, geht auf sein Publikum ein, lobt immer wieder seine Heilbronner Fans. Und am Sound gab es im Wertwiesenpark auch nicht zu meckern. Und trotzdem bleibt die Frage, ob der Berliner trotz seines anhaltenden Erfolgs live nicht mehr so gefragt ist? Oder war die spärliche Kulisse in Heilbronn eine Ausnahme?
Dass er zum Schluss auch noch die alten "Ich+Ich"-Hits wie „Vom selben Stern“ auspackt, mit dem „Ich+Ich“ den Durchbruch schaffte, versteht sich von selbst. Dabei rennt Adel Tawil singend quer durchs Publikum im Wertwiesenpark und zeigt, dass er überhaupt keine Berührungsängste mit seinen Fans hat, im Gegenteil. Starallüren schient dieser Mann nicht zu haben. Der Berliner lieferte ab als wären da 5000 Fans gestanden. Adel verpflichtet. Als Vorband hatte der deutsche Sänger/Songwriter Benoby schon Lust auf Deutsch-Pop gemacht. Auch er wird mit „Funke(Guten Morgen)“ im „Radio gespielt“. Nicht so oft wie Adel Tawil, aber hin und wieder. Auch dieses Lied kennt man.
Kurz vor 22 Uhr zucken dann wieder Blitze am Horizont und der Himmel verdunkelt sich dramatisch. Es bleibt bis zum Schluss am zweiten Festival-Abend in Heilbronn trocken. Schwein gehabt.
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