Wie viel Müll die Menschen in Heilbronn und Hohenlohe produzieren
Die Menschen in Baden-Württemberg werfen weniger weg. In die Freude über die Rückgänge mischt sich aber auch ein großer Wermutstropfen: Denn auch bei den Bioabfällen sank das gesammelte Aufkommen. Das sind die Zahlen.
Die Mengen an häuslichen Abfällen sind in Baden-Württemberg 2022 auf ein Rekordtief gefallen - zumindest auf die Zeit seit Beginn der Erfassung 2002 gesehen. Unterm Strich haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger im vergangenen Jahr mit 10,89 Millionen Tonnen neun Prozent weniger Abfälle angenommen als 2021. Wie stellt sich die Situation in der Region dar? Wir haben uns einige Aspekte näher angeschaut.
Beim Pro-Kopf-Aufkommen noch Luft nach oben
Was das Pro-Kopf-Aufkommen in den Bereichen Haus- und Sperrmüll betrifft, liegen der Stadt- und der Landkreis Heilbronn jeweils über dem Landesdurchschnitt von 134 Kilogramm. Im Stadtkreis liegt dieser Wert bei 174 Kilogramm pro Person, im Landkreis Heilbronn bei 153 Kilogramm. Der Hohenlohekreis kommt auf 110 Kilo Haus- und Sperrmüll pro Kopf. Damit gibt es aber noch deutlich Abstand nach oben - die Mannheimer liegen mit 228 Kilogramm pro Person an der Spitze-, aber auch nach unten: Im Landkreis Calw sind es lediglich 67 Kilogramm Haus- und Sperrmüll pro Kopf.
Landkreis Heilbronn liegt bei den Gebühren deutlich unter dem Landesschnitt
Bei 44 entsorgungspflichtigen Stadt- und Landkreisen gibt es in Baden-Württemberg nahezu 100 unterschiedliche Gebührensysteme, heißt es aus dem Ministerium für Klima, Umwelt und Energiewirtschaft. So haben etwa einige Landkreise die Sammlung und den Transport der Siedlungsabfälle ganz oder teilweise auf die Kommunen übertragen, was wiederum unterschiedliche Gebührensatzungen mit sich bringt. Gelten mengenbezogene Tarife, ergeben sich je nach Verbraucherverhalten unterschiedliche Kosten innerhalb desselben Einzugsgebietes.
In die Gebührenkalkulation fließen zudem unterschiedlichste Leistungen ein, etwa die Beratung, die Bereitstellung von Containern und Wertstoffhöfen, Problemstoffsammlungen oder die Behandlung des Restabfalls im Sinne der Deponieverordnung. Daher ist ein Vergleich der in den einzelnen Stadt- und Landkreisen erhobenen Gebühren auch nur eingeschränkt möglich. Während die durchschnittlichen Jahres-Abfallgebühren im Land für einen Vier-Personen-Haushalt in den vergangenen Jahren zwischen 148 und 180 Euro lagen, beträgt der aktuelle Durchschnittswert für 2023 nunmehr 180,21 Euro. Er liegt damit erstmals wieder über dem Startwert von 2002. Im Vergleich zu 2022 ist die durchschnittlichen Jahresgebühr um 6,50 Euro (3,7 Prozent) gestiegen.
Während in der Stadt Heilbronn und im Hohenlohekreis die durchschnittlichen Abfallgebühren für einen Vier-Personen-Haushalt 2023 mit 119 beziehungsweise 216 Euro inklusive Biotonne auf dem Niveau des Vorjahres geblieben sind, stiegen sie im Landkreis Heilbronn um 14 bis 15 Euro an, liegen aber weiterhin deutlich unter dem landesweiten Mittel: Statt je nach beanspruchter Leistung zwischen 116 bis 135 Euro sind hier nun zwischen 130 und 150 Euro fällig. Am tiefsten in die Tasche greifen muss ein vergleichbarer Haushalt in Rottweil. Dort fallen Gebühren von 254 bis 394 Euro an. In Esslingen liegt die Jahresgebühr inklusive Biotonne indes bei 112 Euro.
Spürbarer Rückgang bei den Wertstoffen
Schwer vergleichbar sind auch die Ergebnisse der Stadt- und Landkreise bei den Leichtverpackungen (LVP). Durch die unterschiedlichen Sammelsysteme ist eine einheitliche statistische Erfassung der Sammelmengen kaum möglich. So bieten einige Kreise neben Gelbem Sack oder Gelber Tonne eine gemischte Wertstofftonne an, in der beispielsweise Verkaufsverpackungen aber auch Metallschrott gesammelt werden kann. Fest steht indes: 2022 sammelte jeder Baden-Württemberger durchschnittlich rund 30 Kilo an LVP.
Den öffentlich-rechtlichen Entsorgern fehlen auch beim Wertstoffaufkommen nach Sortierung häufig die Zahlen der Dualen Systeme über die verwertbaren Wertstoffarten. Lediglich 19 Stadt- und Landkreise konnten zuletzt die sortierten Wertstoffmengen vollständig melden - darunter die Landkreise Ludwigsburg, Heilbronn, Schwäbisch Hall, der Bodenseekreis oder die Stadtkreise Heilbronn und Ulm.
Demnach sank die Gesamtmenge an Wertstoffen in der Stadt Heilbronn unterm Strich von 18.942 (2021) auf 17.771 Tonnen; pro Kopf kamen 2022 im Vergleich zum Vorjahr zehn Kilogramm weniger zusammen. Im Landkreis Heilbronn sank der Pro-Kopf-Wert von 143 auf 127, im Hohenlohekreis von 152 auf 135 Kilogramm.
Schwierig zu erfassen sind auch die Ergebnisse beim Altpapier. In 36 der 44 baden-württembergischen Kreise wird das Papier durch den öffentlich-rechtlichen Träger gesammelt, in den acht übrigen läuft die Sammlung ganz oder teilweise gewerblich. Zudem organisieren vielerorts Vereine gemeinnützige Altpapiersammlungen, deren Ertrag zum Teil über den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger und zum Teil in Eigenregie vermarktet wird. Landesweit ging beim Gros der Stadt- und Landkreise das Altpapieraufkommen je Einwohner im Vergleich zu 2021 durchschnittlich um 6,1 auf nun 63 Kilogramm zurück. Um diesen Wert herum bewegt man sich auch in der Region: In Heilbronn kamen 2022 pro Kopf 59 (2021:65) Kilogramm, im Hohenlohekreis 67 (75) und im Landkreis Heilbronn 66 Kilogramm (73) zusammen.
Bioabfälle fehlen bei der Energiegewinnung
In die Freude über die Rückgänge in den einzelnen Sparten mischt sich aber auch ein großer Wermutstropfen: Denn auch bei den Bioabfällen sank 2022 das gesammelte Aufkommen - und das fehlt bei der Gewinnung klimafreundlicher Energien und von Biokompost. Und: 39 Prozent der Bioabfälle landen im Südwesten in der grauen Restmülltonne, zusammen mit 27 Prozent Wertstoffen. Materialien, die "viel zu kostbar sind, um sie zu verbrennen", wie André Baumann, Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, bei der Vorstellung der Abfallzahlen für 2022 unterstrich. Das große Ziel bleibe weiterhin, dass Müll möglichst vermieden wird und Wertstoffe in den Kreislauf zurückwandern. In Heilbronn sank die Menge der in der braunen Tonne gesammelten Abfälle 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 628 Tonnen, im Landkreis Heilbronn um 3445 Tonnen. Im Hohenlohekreis waren es 1342 Tonnen weniger.
Landesweit ist die Pro-Kopf-Quote beim Biomüll um vier Kilo auf 54 Kilogramm gesunken. Die 60 Kilo, die der Abfallwirtschaftsplan vorsieht, wurde damit deutlich verfehlt. Sowohl die Stadt mit 57, als auch der Landkreis Heilbronn mit 71 Kilogramm und der Hohenlohekreis mit 90 Kilogramm pro Kopf lagen im vergangenen Jahr aber - zum Teil deutlich - über dem Baden-württembergischen Durchschnitt.



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