Ab in den Biergarten? Nicht in Heilbronn und Hohenlohe
Mehr als ein halbes Jahr mussten sich die Wirte gedulden, jetzt dürfen einige wieder Gäste bedienen. Das Land schreitet bei der Lockerung schneller voran als noch vor wenigen Tagen geplant - zumindest dort, wo die Inzidenz länger unter der 100er Marke liegt.

Bald könnten Restaurants, Eiscafés und andere Gastronomiebetriebe wieder öffnen. Für Lockerungen muss die Inzidenz von 100 an fünf Werktagen in Folge unterschritten sein, die neuen Regeln treten dann zwei weitere Tage später in Kraft.
Das heißt: Im Rhein-Neckar-Kreis können die Gaststätten nach Auskunft des Landratsamtes frühestens am kommenden Mittwoch öffnen. Im Main-Tauber-Kreis können zahlreiche Gastronomen schon am Wochenende Gäste bewirten. Im Land- und Stadtkreis Heilbronn ist man von dieser Marke noch entfernt. Genauso wie im Hohenlohekreis.
Eppingen hofft auf Pfingsten
"Wenn das Wetter so schön ist wie jetzt, dann könnten wir schon ein bisschen was schaffen", sagt Rame Shala. Doch der Chef vom Eppinger Wirtskeller St. Georg blickt neidlos über die Kreisgrenze: "Wenn die Inzidenz im Rhein-Neckar-Kreis besser ist, müssen wir uns halt noch gedulden." Shala hofft auf eine Öffnung am Samstag vor Pfingsten. Er will seine Leute aus der Kurzarbeit holen und zumindest die Terrasse darauf vorbereiten.
Ohne Vorbereitungszeit geht gar nichts
Noch näher an der Kreisgrenze liegt der Hammberger Hof in Ittlingen. Der Betriebsleiter Uwe Brunner findet: "Es bringt nichts, ein Negativum aufzubauen, weil die fünf Kilometer weiter aufmachen können. Es ist, wie es ist." In einer allzu kurzfristigen Öffnungsperspektive sieht er zudem ein Problem: "Wir brauchen Vorbereitungszeit." Und die Zulieferer bräuchten Vorlauf: "Die zittern, wenn jetzt alle gleichzeitig beliefert werden wollen." Ein Personalproblem sieht Brunner auch auf Gastwirte zukommen. "Viele, die in der Gastronomie gearbeitet haben, haben sich inzwischen was anderes gesucht", glaubt er.
Kein Neid in Bad Rappenau
Neidisch ist man im Bad Rappenauer Kurhaus ebenfalls nicht. "Wir sind froh für jeden, der aufmachen darf", sagt der Gastronom Michael Güthlein, der weiterhin der Entwicklungen harrt. Eine Woche Vorlauf bräuchte das Fine Dine. In der Zeit würde nicht nur das Mobilar in den Biergarten geschafft. "Wir müssen montags unsere Waren bestellen, um samstags öffnen zu können."
Organisationsberg hält Vorfreude in Grenzen
Eine Perspektive hat hingegen das Restaurant auf der Burg Steinsberg in Sinsheim. "Wir streben an, am Pfingstsamstag zu öffnen", erzählt Uwe Welz. Generell freue er sich, alle würden seit über sechs Monaten nach einer Öffnung lechzen. Die Kontrollen der Gäste haben für Welz allerdings wenig mit Gastronomie zu tun. Die Organisation von größeren Gruppen sei bisher noch unklar. "Dieser Berg ist größer als die Vorfreude", räumt der Gastronom ein.
Ob Essensabholer jetzt zur Konkurrenz gehen?
"Ein bisschen neidisch sind wir natürlich", gibt Barbara Bitzer aus Dörzbach (Hohenlohekreis) zu, wenn sie auf die Gastwirte ein paar Kilometer weiter blickt. In der Kochstube Bitzer bleibt es beim Mitnahmeangebot. "Das ist meine einzige Sorge, dass das Geschäft jetzt einbricht, denn viele wird es natürlich jetzt in die Gaststätten ziehen." Man hoffe einfach, dass die Zahlen bald sinken, brauche aber etwa eine Woche Vorlauf zur Vorbereitung.
Schnelle Öffnung ist eine Herausforderung
In den Landkreisen, in denen Restaurants öffnen dürfen, muss es schneller gehen. "Wir freuen uns unglaublich, dass wir die Gäste wieder begrüßen dürfen", sagt Aileen Gruber, Geschäftsführerin im Weinlaubenrestaurant Schurk in Markelsheim (Main-Tauber-Kreis). Dennoch bleiben die Türen am Wochenende noch geschlossen. Für größere Häuser sei das, "obwohl alle Gastronomen Schaffer sind und die Nacht durcharbeiten", eine Herausforderung. "Wir brauchen einfach noch ein paar Tage um das Hygienekonzept bestmöglich auszuarbeiten und alle Lebensmittel zu bestellen. Bei uns wird frisch gekocht."
Ohne Reservierung nicht ins Restaurant
Im Badischen Hof in Tauberbischofsheim waren Küche und Hotel geöffnet. Ins Restaurant dürfen am Wochenende Gäste nach den geltenden Vorschriften. Zudem muss reserviert werden. "Sonst werden wir überrannt", lacht Susanne Derr. Es sei schon alles sehr kurzfristig, "dennoch sind wir einfach froh, öffnen zu dürfen, und beklagen uns nicht."

