Schweigen als Erfolgskonzept bei Lidl
Lidl und die gesamte Schwarz-Gruppe lüften nur selten den Schleier über ihren Projekten und Investitionen. Dabei profitieren Stadt und Region in vielerlei Hinsicht von den Unternehmen.

Wer heute alles dabei ist? Lidl hüllt sich in Schweigen. Wieder einmal. Eine geschlossene Gesellschaft wird zusammenkommen, Stargäste sind - ohne Namensnennung - angekündigt, die Kleiderordnung lautet "Business Casual". Alles wird mehr Event-Charakter haben als Festakt. Doch mehr Details lässt das Unternehmen nicht heraus.
Denn Lidl versteht sich nicht nur auf Handeln, sondern auch auf Schweigen. Es ist Teil seines Erfolgskonzepts, Dinge im Stillen vorzubereiten, anstatt sie lauthals anzukündigen. Denn die Konkurrenz beobachtet alles, was sich in den Zentralen in Neckarsulm und Bad Wimpfen tut. Schon seit Jahren.
Vieles macht die Schwarz-Gruppe einfach selbst
Das hat auch seinen Grund. Die finanzielle Schlagkraft von Lidl als Kernstück der Schwarz-Gruppe ist mittlerweile so groß, dass mal eben eine Reederei gegründet werden kann, wenn die Lieferketten zu reißen drohen, oder eine Papierfabrik für die Herstellung eigener Prospekte übernommen wird. Eigene Werke der Schwarz-Gruppe füllen die Regale mit Kaffee, Backwaren, Mineralwasser, Eis, Süßwaren und neuerdings auch Nudeln. Die zurückgegeben Dienstwagen werden seit zwei Jahren in einem eigenen Autohaus angeboten.
Die Gewinne nähren wiederum die Dieter-Schwarz-Stiftung und haben seit dem Jahrtausendwechsel einen gewaltigen Investitionsboom in Heilbronn und Umgebung ermöglicht, angefangen beim Bildungscampus und der Experimenta und - wahrscheinlich nur vorläufig - endend mit dem KI-Park Ipai.
Warnendes Beispiel
Die Macher rund um diese Erfolgsgeschichte bleiben jedoch lieber im Hintergrund. Dieter Schwarz trat nur ganz am Anfang öffentlich auf und ließ sich fotografieren - das gestattet er schon seit etwa 40 Jahren nicht mehr. Zu sehr hat ihm die Entführung von Theo Albrecht, einem der beiden Aldi-Gründer, als warnendes Beispiel gedient. Auch die anderen Führungskräfte der ersten Stunde kennen nur Insider. Und selbst Klaus Gehrig, der ausgerechnet heute, am Tag der großen Lidl-Feier, 75 Jahre alt wird, macht sich wieder rar. Seine Unternehmungen seit seinem plötzlichen Ausscheiden bei der Schwarz-Gruppe sind zwar weitgehend bekannt, er spricht aber nicht darüber.
Das Schweigen hat die Gruppe kultiviert. Selbst zu jeder Investitionssumme macht man keine Angaben, auch nicht die Stiftung, die beharrlich schweigt, wenn sie auf ihre Zuschüsse zu Experimenta oder Bildungscampus angesprochen wird. Die Baukosten der Lidl-Zentrale in Bad Wimpfen werden ebenso wenig genannt wie jene des IT-Campus bei Bad Friedrichshall.