Schadstoff-Problem: Wieder keine Besucher im Besucherbergwerk Kochendorf
Die Touristenattraktion der Südwestdeutschen Salzwerke bleibt erneut wegen Schadstoffen gesperrt. Dabei war die Entscheidung diesmal ganz knapp.

Zum fünften Mal in Folge bleibt das Besucherbergwerk Kochendorf geschlossen: Weil die Belastung mit gesundheitsschädlichen Nitrosaminen immer noch zu hoch ist, lassen die Südwestdeutschen Salzwerke auch in dieser Saison keine Touristen in die unterirdischen Gänge. Diese beginnt traditionell am 1. Mai und dauert bis 3. Oktober.
Lediglich die KZ-Gedenkstätte wird für Veranstaltungen geöffnet - Teilnehmer müssen allerdings Schutzausrüstung tragen, vor allem eine FFP3-Maske.
"Die Überschreitung ist nur noch minimalst"
"Wir liegen nur noch wenige Nanogramm über dem zulässigen Grenzwert", erläutert die Salzwerke-Vorständin Natascha Groll. "Das ist sehr ärgerlich. Die Überschreitung ist nur noch minimalst." Aber der Grenzwert müsse eben eingehalten werden - und an zwei von drei Messstellen im Besucherbergwerk war dies zuletzt nicht der Fall.
Grenzwerte müssen eingehalten werden
Grundlage ist die Technische Regel für Gefahrenstoffe, kurz TRGS, in Sachen Umgang mit krebserzeugenden Gefahrenstoffen. Sie wurde 2018 aktualisiert: Seitdem muss verstärkt auf Nitrosamine geachtet werden, und es bestehen Grenzwerte.
Unbedenklich sind demnach Konzentrationen von weniger als 0,075 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Bis zu einem Wert von 0,75 Mikrogramm wird ein "Mittleres Risiko" ausgewiesen, es besteht Handlungsbedarf. Jenseits dieses Wertes muss sogar umgehend gehandelt werden. Ein Nanogramm ist ein tausendstel Mikrogramm - was in etwa bedeutet, dass statt 0,075 eben 0,080 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen wurden. Ein Jahr zuvor waren noch zwischen 0,050 und 0,3 Mikrogramm pro Kubikmeter festgestellt worden.
Ursache wurde schon ermittelt
Schon während der Sperrungen im Zuge der Corona-Einschränkungen waren die zu hohen Nitrosamin-Gehalte aufgefallen. Rasch hatten die Salzwerke die Ursache ermittelt: Die Chemikalie muss mit den Reststoffen ins Bergwerk gelangt sein, mit denen die Entsorgungssparte UEV nicht mehr benötigte Stollen verfüllt. Fündig wurden die Chemiker des Unternehmens bei gewissen Schlämmen und Presskuchen, die aus der chemischen Industrie stammen.
Mehrere tausend Tonnen dieses Materials wurden jährlich angeliefert, nicht in den großen weißen Säcken, sondern als Schüttgut. Vermutlich wurde beim Transport zu den zu verfüllenden Stollen aminhaltiger Staub aufgewirbelt, der sich anschließend mit den Stickoxiden der Abgase aus den untertage fahrenden Lastwagen zu Nitrosaminen verband.
Das ganze Besucherbergwerk gereinigt
Seit 2020 werden diese Stoffe nicht mehr angenommen, bekräftigt Natascha Groll. In den vergangenen Monaten seien die Stollen des Besucherbergwerks dann nochmals gereinigt worden, um belasteten Staub zu entfernen. Außerdem wurde die Bewetterung, also die Frischluftzufuhr, auf die höchstmögliche Stufe gestellt. "Es hat aber leider immer noch nicht gereicht." Der Trend bei den Messwerten zeige immerhin ganz klar nach unten.
Berchtesgadener Attraktionen hatten ein gutes Jahr
Ziel sei, die Touristenattraktion im nächsten Jahr wieder zu öffnen. "Wir stehen zu dem Besucherbergwerk", sagt die Vorständin. "Die Einrichtung ist uns ganz wichtig, weil sie auch ein Botschafter für das Unternehmen und die Region ist." Vor Corona kamen zuletzt etwa 50.000 Besucher pro Jahr.
Am Standort Berchtesgaden wurden das Besucherbergwerk und die historische Saline Bad Reichenhall nach der Wiedereröffnung gut angenommen, berichtet sie weiter: "Wir liegen insgesamt im Plan, bei der Saline sogar über Plan." Nun kämen auch wieder Besucher aus Asien und den USA.