Nach Hilferuf wegen gestiegener Kosten: Köche sind enttäuscht über die Reaktionen
Wegen steigender Energie- und Lebensmittelkosten fürchten viele Köche in der Region um ihre Existenz. Sie wanden sich deshalb mit einem offenen Brief an die Politik. Die reagiert mit Absichtserklärungen und einem Verweis auf bestehende Förderprogramme.

Die Hoffnungen waren groß, die Resonanz eher bescheiden. "Das war für uns so, wie wenn man sich das Knie blutig schlägt und die Politiker kommen und bieten ein Heftpflaster an", zieht Michael Sättele, Vorsitzender im Verein der Köche Main-Tauber-Kreis Bilanz. "Wir haben zwar zahlreiche Rückmeldungen bekommen, die meisten waren aber Floskeln aus den Parteien", sagt sein Heilbronner Kollege Volker Egen. "Immerhin konnten wir auf unsere Probleme aufmerksam machen."
Mit einem Offenen Brief hatten die Vereine aus Heilbronn-Franken Ende Oktober auf die prekäre Situation der Hotels und Gasthöfe aufmerksam gemacht.
Landgasthöfe besonders bedroht
Zuvor hatte eine Umfrage unter Vereinsmitgliedern ergeben, dass mehr als ein Viertel der Betriebe darüber nachdenkt, ihre Gaststätten zu schließen. Landgasthöfe seien besonders bedroht. Mit ihnen sterbe aber ein wichtiger Teil ländlicher Infrastruktur. Deshalb hatten sich die Köche an Bundes- und Landespolitiker, Kreisräte, Landräte und Bürgermeister gewandt und "eine rasche, unbürokratische Hilfe" gefordert. "Wir fühlen uns von der Politik total vernachlässigt. Die Branche ist in akuter Gefahr", heißt es im Schreiben weiter.
Die Reaktionen reichten vom Hinweis auf "Entlastungen, wie die unbürokratische, kostenfreie Erweiterung von Außengastronomieflächen" (Oberbürgermeister Harry Mergel), bis zum Verweis auf "den Gas- und Strompreisdeckel als Hebel, um Bürger und Selbstständige zu entlasten", von einem Beamten aus dem Wirtschaftsministerium des Landes.
Summe an Belastungen
"Die Lage ist wirklich ernst", macht Egen klar: "Viele Kollegen haben ihre Angebote heruntergefahren und die Summe der Belastungen tut uns sehr weh". Der Vereinsvorsitzende nennt die stark gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise, den deutlich größeren Aufwand, die Bürokratisierung und den wachsenden Personalmangel.
"Alles hat sich so aufgestaut, dass es kaum noch Auswege gibt. Der eine oder andere Betrieb wird auf jeden Fall auf der Strecke bleiben", macht Egen, der als Berufsschullehrer für das Hotel- und Gaststättengewerbe arbeitet, klar. "Irgendwann fährt man dann 20 Kilometer über Land und findet keinen Gasthof mehr, der noch geöffnet hat", malt der 58-Jährige ein düsteres Bild.
Weitere Aktionen geplant
Aufgeben wollen die Köche aber nicht. "Wir werden uns jetzt nicht am Schnitzel festkleben, aber einige weitere Aktionen sind geplant", betont Michael Sättele. Dabei will man weder die Gäste verschrecken, noch der Branche schaden.
Deshalb haben die Vereine kurzfristige Absagen von Caterings bei öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen verworfen. Geplant sind aber Infostände auf den Marktplätzen und intensive persönliche Gespräche bei Veranstaltungen vor Ort. "Vielleicht lassen wir auch mal einen Gang auf einer Großveranstaltung ausfallen, um das Bewusstsein für unsere Probleme zu schärfen", sagt Sättele. Bei der IHK sei das bereits gelungen. Die Kammer hat angekündigt, die Berufe in der Gastronomie künftig attraktiver zu machen. "Das ist zumindest ein Ansatz, um unsere Personalprobleme in den Griff zu bekommen", lobt der Vereinsvorsitzende, der den Landgasthof Engel in Külsheim betreibt.
Reaktionen auf Offenen Brief
Seinen Einsatz "im Rahmen meines Engagements im Deutschen Städtetag", verspricht der Heilbronner OB Harry Mergel in seiner Antwort auf den Offenen Brief der Köche der Region. Landrat Christoph Schauder (Main-Tauber-Kreis) will "als Sprachrohr unserer Betriebe fungieren, um bestmöglichst Abhilfe zu schaffen." Der FDP-Landtagsabgeordnete Nico Weinmann verweist auf die "Absenkung der Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie auf 7 Prozent bis Ende des Jahres". Die Kollegen Armin Waldbüßer und Gudula Achterberg (Grüne) nennen "zinsverbilligte Darlehen und Bürgschaftsprogramme" als Hilfen.

