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Verkehrsprobleme
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Mobilitätspakt Heilbronn-Neckarsulm: Turbo für B27-Ausbau gezündet

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Land, Landkreis, Kommunen und Großunternehmen vernetzen sich, um gemeinsam die großen Verkehrsprobleme der Region anzupacken. Eines davon ist die Überlastung der einspurigen B27 zwischen A6-Anschlussstelle und dem Amorbachknoten.

Der Tunnel soll bei den Stadtwerken (rechts vorne) unter dem Wohngebiet Neuburg hindurchgeführt werden.
Foto: Ralf Seidel
Der Tunnel soll bei den Stadtwerken (rechts vorne) unter dem Wohngebiet Neuburg hindurchgeführt werden. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel\, Ralf

Nach der Aufregung vor einem Jahr, als vorab für kurze Zeit Pläne für den vierspurigen Ausbau der B27 im Internet auftauchten, ist es wieder ruhig geworden. Das Thema scheint auch im Wahlkampf in Neckarsulm bislang keine große Rolle zu spielen. Nun will Verkehrsminister Winfried Hermann nach der achten Steuerkreissitzung des Mobilitätspaktes Heilbronn-Neckarsulm "bei der Verkehrswende den Turbo" zünden und hat die Planung an die Fernstraßengesellschaft Deges übergeben.

Die Verkehrsinfrastruktur hat in der Wirtschaftsregion Heilbronn Neckarsulm eine große Bedeutung. Die Überlastung der einspurigen B27 zwischen Autobahnanschlussstelle und dem Amorbachknoten führt zu Staus und ungewolltem Schleichverkehr in Neckarsulm.

B27-Ausbau bei Neckarsulm: Verkehr könnte in einen Tunnel verschwinden

Die Stadtverwaltung will dem einen Riegel vorschieben: Die Saarstraße wird vor der Verbundschule, die zum neuen Schuljahr ihren Betrieb aufnimmt, deutlich verengt. Statt sich durch die Binswanger und die Saarstraße zu quälen, soll der Durchgangsverkehr durchs Gewerbegebiet auf die B27 umgelenkt werden.

Dazu muss die Leistungsfähigkeit der B27 deutlich erhöht werden. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist die Ausbauvariante "Trassenferner Tunnel mit zwei Röhren", die große Tunnellösung, "nach wie vor die beste und einzig mögliche Variante", teilt das Rathaus mit. Das Regierungspräsidium Stuttgart habe den vierspurigen Tunnel als eine von acht Ausbauvarianten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur weiteren Planung bei der Deges ausgewählt.

Nach den Plänen, die im März vor einem Jahr versehentlich kurz im Internet einsehbar waren, soll die B27 zwischen den Stadtwerken am Hungerberg unter dem kompletten Neuberg durch bis zur Höhe des Amorbachknotens unter Tage verlaufen. Die Kosten dieser Variante liegen bei fast 190 Millionen Euro.

Anbindung der Tunnelröhren im Bereich Amorbachknoten noch unklar

Im Gespräch war auch der Bau eines nur in jeder Fahrtrichtung einspurigen Tunnels für 86 Millionen Euro, was aber keine Verbesserung im Vergleich zur derzeitigen Situation bringen würde. Ungelöst ist auch die Frage, wie der Ausbau zwischen der Verengung nach der Autobahnanschlussstelle und der Brücke über der Sulm gelingen soll. Bei der Präsentation der Varianten in einer Gemeinderatsitzung wurde vom Neckarsulmer Oberbürgermeister Steffen Hertwig die "erhebliche Nachbesserung" der Planung gefordert, weil zum Beispiel noch nicht klar sei, wie die Anbindung der Tunnelröhren im Bereich Amorbachknoten geschehen soll.

Damit gemeint ist der Abzweig Richtung Amorbach und weiter nach Neuenstadt sowie die Fortführung der B27 in Richtung Bad Friedrichshall. Der Ausbau des Knotens ist ebenfalls eine Maßnahme im Mobilitätspakt. Hier sind im Jahr 2022 schon die Abbiegespuren verlängert worden. Nun prüft das Regierungspräsidium (RP) zwei Varianten einer Busspur entlang der L 1095 mit 500 und 800 Metern Länge. Ziel der Maßnahme sei es, die Wartezeiten am Knotenpunkt zu verkürzen. "Bereits bei einer Länge von 500 Metern sind deutliche Verbesserungen zu erwarten", heißt es dazu vom RP. "Bisher liegt die Untersuchung zur geometrischen Machbarkeit der Busspur und des Radweges noch nicht vor."

Neues Stadtbahn-Verbindungsgleis soll gebaut werden

Auch beim Schwarz-Campus soll die B27 ausgebaut werden. "Der Umbau der Anschlussstelle Kochendorf Süd befindet sich in der Entwurfsplanung", heißt es beim RP. Die weitere Planung des Anschlusses liege nun beim Landratsamt Heilbronn.

Der Stadtbahnhaltepunkt Bad Friedrichshall-Süd oder "Obere Fundel" soll 2026 in Betrieb gehen. Dafür muss ab dem Bahnhof Neckarsulm ein neues Verbindungsgleis durch die Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) gebaut werden. Den eigentlichen Haltepunkt baut DB InfraGO, ehemals DB Station & Service.

Die Federführung liegt beim Landkreis. Die Projektbeteiligten haben für den neuen Haltepunkt Anträge beim Land eingereicht. "Die Programmaufnahme durch das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg ist im März 2024 erfolgt", teilt das RP mit. Ebenfalls sei von der Stadt Bad Friedrichshall ein Förderantrag im Rahmen der Planungen einer Geh- und Radwegbrücke zur Erschließung des neuen Haltepunktes eingereicht worden.

Die Plattform Twogo ist ebenfalls eine Maßnahme im Mobilitätspakt. Sie wird seit Januar 2020 von Schwarz Mobility Solutions betrieben und weiterentwickelt. "Die Mitfahr-App kann von allen Mitarbeitern der Schwarz Gruppe genutzt werden - sowohl in Deutschland als auch international", so Moritz Stumvoll . Die Plattform stehe auch anderen Unternehmen, Gemeinden und Veranstaltern offen, "um die Mitarbeitermobilität zu verbessern oder Anreisen zu Veranstaltungen zu optimieren". Twogo habe derzeit in der Region rund 1000 registrierte Nutzer, die über die smarte Mitfahr-App monatlich etwa 1400 Fahrtwünsche eingeben. Pendlern und Dienstreisenden werden so monatlich rund 200 Fahrgemeinschaften für den täglichen Arbeitsweg vermittelt.

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