3G im Zug und keiner kontrolliert
Bei einer Bahnfahrt von Heilbronn nach Öhringen und zurück zeigt sich: Trotz neuer Corona-Regelung ist vieles beim Alten. Trotz Hinweisen an Anzeigetafeln und Durchsagen in den Bahnen.

Der Kontrolleur geht durch die Regionalbahn, irgendwo zwischen Öhringen und Heilbronn. Fahrkarten bitte. Bahnpendler zeigen ihre Tickets vor. Der Kontrolleur nickt. Impfnachweise oder Schnelltest-Zertifikate will er nicht sehen. Darauf angesprochen, reagiert er genervt: "Das ist mir zu stressig." Die 3G-Regel in Bus und Bahn sei bloß das Ergebnis von "verblödeten Politik-Theoretikern".
Die neue Regel in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt seit diesem Mittwoch. Bei einer Bahnfahrt von Heilbronn nach Öhringen und wieder zurück zeigt sich: Geändert hat sich im Wesentlichen nichts. Trotz Hinweisen an Anzeigetafeln und Durchsagen in den Bahnen. Esther Schneider aus Heilbronn, dreifach geimpft und gerade auf der Rückfahrt von Öhringen, sagt nach der Ticket-Kontrolle des Bahnpersonals ernüchtert: "Sie sehen ja, 3G kann nur jemand beschließen, der noch nie mit der Bahn gefahren ist."
Kontrolleur fragt nur nach Fahrkarten
Der Bahnkontrolleur erklärt seine Haltung. "Wenn da Querdenker sitzen und keinen Nachweis dabei haben, kriege ich vielleicht noch Prügel." Man habe ja schon bei Schwarzfahrern das Problem, dass es eine ganze Weile dauere, bis Polizei dazu komme. Es sei nicht seine Aufgabe als Kontrolleur, Impfnachweise zu verlangen.
Pendlerin Esther Schneider sagt, in den Regionalzügen werde wenigstens manchmal kontrolliert, in den S-Bahnen aber so gut wie nie. "In drei Jahren bin ich vielleicht drei Mal kontrolliert worden. Deshalb fahren die Schwarzfahrer ja auch lieber Stadtbahn." In Bezug auf Corona und jetzt vorgeschriebene Tests werde das ähnlich sein. "Diejenigen, die 3G nicht mitmachen möchten, die lachen sie doch einen Ast", meint Esther Schneider.
Mehr Schnelltests als sonst
Es gibt aber auch ungeimpfte Fahrgäste, die sich an die neuen Vorgaben halten. So berichtet Danilo Iara vom Corona-Schnelltestzentrum am Öhringer Bahnhof, dass seit Dienstag mehr als drei Mal so viele Menschen zum Testen kämen als sonst. Der Test ist 24 Stunden gültig und kann auch am Vorabend vor der Bahnfahrt gemacht werden. Iara fragt sich nur, ob 3G so sinnvoll ist. Geimpfte müssten sich theoretisch genauso testen lassen, weil sie das Virus ja auch weitergeben.
Am Bahnhof Weinsberg steht eine Altenpflegerin, die ratlos um Hilfe fragt. Sie sei erst einmal geimpft worden und habe ihren zweiten Impftermin erst im Dezember - dürfe sie nun mit der Bahn zurückfahren oder nicht? Jeden Tag vor Arbeitsantritt im Altenheim werde sie getestet. "Es kommt immer wieder etwas Neues", beschreibt sie ihre Verwirrung über die unterschiedlichen Corona-Maßnahmen der jüngsten Zeit.
Karin Dierolf, die FFP2-Maske trägt und am Bahnhof Öhringen zusteigt und nach Herrenberg fährt, hat eine ganz klare Haltung: "Wenn es nach mir geht, kann die Impfpflicht kommen." Sie finde es richtig, dass Ungeimpfte in der Bahn künftig einen Test vorlegen sollen. Sie selbst mache, obwohl sie drei Mal geimpft sei, noch immer regelmäßig Schnelltests.
Ungeimpfter Schüler will jetzt die Spritze
An der Haltestelle Harmonie in Heilbronn stehen drei Schüler beisammen. Sie warten auf die Stadtbahn nach Eppingen. So langsam werde es schwierig für Ungeimpfte, sagt Luca Filsinger (16). Er sei geimpft, aber in der Schule würden sie ja sowieso regelmäßig getestet. Schüler Maxim H. (19) ist ungeimpft. "Wahrscheinlich nicht mehr lange", sagt er. In seinem Bekanntenkreis mehrten sich die Corona-Fälle - das mache ihm Sorgen.