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125 Jahre Nabu: Generationen kämpfen für die Natur

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Der Naturschutzbund Deutschland wird 125 Jahre alt. Einer der Grundsteine für den Erfolg des Verbandes, der als einer der größten Vereine Deutschlands gilt, wurde vor über 100 Jahren im Raum Heilbronn gelegt.

von Julian Ruf
Mit blauer Nabu-Jacke und Fernglas in der Natur: Die meisten engagierten Nabu-Mitglieder dürften diesem Klischee allerdings nicht entsprechen.
Foto: dpa
Mit blauer Nabu-Jacke und Fernglas in der Natur: Die meisten engagierten Nabu-Mitglieder dürften diesem Klischee allerdings nicht entsprechen. Foto: dpa  Foto: Fabian Sommer

Das Jahr 2024 ist für den Nabu ein großes Jubiläum, denn der mitgliederstärkste deutsche Umweltverband wird 125 Jahre alt. Auch im Raum Heilbronn-Franken kann der Nabu auf eine lange Geschichte zurückblicken, wenn auch nicht auf die gesamten 125 Jahre. Inzwischen gibt es in mehreren Kommunen rund um Heilbronn lokale Ortsgruppen des Nabu. Einer der Grundsteine für die Expansion des Verbandes hier in der Region und in ganz Deutschland wurde in Lauffen gelegt.

"In Heilbronn ist der Nabu offiziell im Jahr 1903 gestartet", erklärt Britta Böhringer-Retter, erste Vorsitzende des Nabu Heilbronn. Damals habe man noch als Vogelschutzbund operiert, mit rund 50 Mitgliedern. Der Landtagsabgeordnete Karl Betz sei der erste Leiter der kleinen Gruppe gewesen. Unklar sei bis heute, was in diesen Anfangsjahren so alles passiert ist, so Böhringer-Retter weiter. Das lasse sich nicht mehr vollständig rekonstruieren. Tatsache ist aber, dass der Nabu seine allerersten Gehversuche nicht weit entfernt von Heilbronn gemacht hat, denn im Jahr 1899 wurde der Nabu noch unter dem Namen "Bund für Vogelschutz" durch Lina Hähnle in Stuttgart gegründet. Sie wurde 1851 in Sulz am Neckar geboren, rund 100 Kilometer südlich von Heilbronn.

Nabu: In Lauffen liegt die Vogelinsel

Lina Hähnle war die Frau eines gut situierten deutschen Filzfabrikanten. Die Natur und ihre Artenvielfalt zu erhalten, sei ihr eine Lebensaufgabe gewesen, wie man heute über sie lesen kann. Damit hatte sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl den richtigen Nerv getroffen. Schon 1902 zählte ihr Vogelschutzbund deutschlandweit mehr als 6000 Mitglieder.


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Einer der ersten großen Erfolge stellte sich dann im Jahr 1908 ein. Ausgerechnet in Lauffen wurde mit dem Ankauf der Nachtigalleninsel durch den Vogelschutzbund das erste Schutzgebiet eingerichtet. Mit einer ungefähren Größe von 1,7 Hektar liegt die sogenannte Lauffener Vogelinsel auch heute noch mitten im Neckar, die Lauffener Burg ist das einzige Gebäude auf der Insel. Lina Hähnle soll einst 2380 Reichsmark für die Insel gezahlt haben, rund 12 000 Euro, wenn man es auf die heutige Zeit bezieht. Historisch belegt ist diese Summe jedoch nicht. Damit begann Hähnle mit einer Praxis, die der Nabu auch heute noch anwendet, wie Vorsitzende Böhringer-Retter weiß: Flächen werden privat aufgekauft und somit unter Schutz gestellt.

Im Weltkrieg musste der Verband erste Rückschläge verkraften

An der Heilbronner Jägerhausstraße werden 1985 Zäune aufgestellt, um Frösche bei der Wanderung zu schützen. Auch heute noch eine Tradition des Nabu.
Foto: Archiv
An der Heilbronner Jägerhausstraße werden 1985 Zäune aufgestellt, um Frösche bei der Wanderung zu schützen. Auch heute noch eine Tradition des Nabu. Foto: Archiv  Foto: Alternativer Fotograf

Bereits vor Beginn des ersten Weltkriegs gründeten sich die ersten Landesverbände des weiterhin als Vogelschutzbund agierenden Verbandes, darunter die Landesverbände von Württemberg und Baden. Gegen Ende der 20er Jahre musste man einen ersten Rückschlag hinnehmen: Die Weltwirtschaftskrise ließ die deutschlandweite Mitgliederzahl des Vogelschutzbundes von vormals über 40 000 Mitgliedern im Jahr 1914 auf unter 30 000 schrumpfen. Im Jahr 1990 kam es dann schließlich zu einer der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Nabu. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde der "Naturschutzbund der DDR" aufgelöst und mit dem inzwischen als Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) bekannten Verband zusammengeführt. Gleichzeitig erfolgte eine Umbenennung in "Naturschutzbund Deutschland" (NABU). Der Name hat bis heute Bestand. Bis zum Jahr 2019 stieg die Zahl der Mitglieder und Förderer des Nabu bundesweit auf über 700 000.

Nabu Heilbronn: Auf die Summe der Projekte kommt es im Naturschutz an

Laut Britta Böhringer-Retter gibt es heute im Raum Heilbronn-Franken rund 1400 Nabu-Mitglieder. Diese verteilen sich auf 18 Ortsgruppen, in denen die überwiegend ehrenamtlichen Mitglieder verschiedene Naturschutzprojekte betreuen. Nach der Gruppe Heilbronn sei die Gruppe Bad Friedrichshall die zweitgrößte. "Die Greifvogelpflegestation in Bad Friedrichshall schreibt seit 1976 Erfolgsgeschichte und hat mit einer Aussetzungsquote von mehr als 80% eine Ausnahmestellung in der Bundesrepublik", weiß Horst Schulz über das Prestige-Projekt des Nabu der Regionzu berichten. Schulz ist Beiratsmitglied der Bad Friedrichshaller Ortsgruppe und seit mehreren Jahrzehnten im Nabu aktiv. Er ist sich sicher, dass die Summe der Projekte den anhaltenden Erfolg des Nabu ausmacht.

Der Vogel des Jahres und die Zukunft des Artenschutz

Ganz gleich, ob es um einzelne Informationsveranstaltungen, die Landschaftspflegeallgemein oder den Amphibien- und Vogelschutz geht, der Nabu ist in verschiedensten Bereichen aktiv. Seit 1971 bestimmt der Nabu außerdem alljährlich den "Vogel des Jahres", der jeweils stellvertretend auf die Gefährdung und Umweltprobleme eines Lebensraumes aufmerksam machen soll. Für das Jahr 2024 fiel die Wahl, an der sich rund 120 000 Menschen beteiligt haben, auf den Kiebitz. Auch in Zukunft wird man vor allem beim Thema Artenschutz viel zu tun haben, so die Heilbronner Vorsitzende Britta Böhringer-Retter, denn invasive Spezies, wie zum Beispiel der Waschbär, würden sich in Deutschland schnell vermehren und hätten keine natürlichen Feinde.

 
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