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"Kostet unnötig Menschenleben": Rauchverbot per Gesetz? SLK-Facharzt bezieht Stellung

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Großbritannien will ein Gesetz beschließen, das künftigen Generationen das Rauchen verbieten soll. Axel Kempa, Chefarzt an der SLK-Lungenklinik in Löwenstein, befürwortet das – und sieht das Land als Vorbild.

Großbritannien will künftigen Generationen das Rauchen verbieten. Auch Vapes sollen beschränkt werden.
Großbritannien will künftigen Generationen das Rauchen verbieten. Auch Vapes sollen beschränkt werden.  Foto: Sven Hoppe

Wer in Großbritannien lebt und 15 Jahre alt ist, soll in Zukunft niemals legal Zigaretten kaufen dürfen. Das sieht ein Gesetz in dem Königreich vor, über das am Dienstag (26.11.) im Parlament abgestimmt werden sollte. Die Idee des sogenannten Generationenverbots: Die Altersgrenze wird jedes Jahr um ein Lebensjahr erhöht. Somit ist man laut Gesetz immer ein Jahr zu jung, um Zigaretten zu kaufen.

Laut einer Mitteilung der britischen Labour-Regierung soll das Gesetz künftige Generationen und besonders Kinder und Jugendliche vor den schädlichen Folgen des Rauchens schützen. Ein ähnliches Rauchverbots-Gesetz hatte die Regierung in Neuseeland eingeführt, Anfang dieses Jahres wurde es jedoch von der neuen konservativen Regierung wieder zurückgenommen.

Das britische Gesetz könnte außerdem das Dampfen (auch "Vapen") von Einweg-E-Zigaretten beschränken. Werbung und Sponsoring für Vapes werden verboten und sie dürfen nicht mehr in Automaten verkauft werden. In einem weiteren Schritt sollen knallige Verpackungen und süße Aromen wie Kaugummi, Gummibärchen oder Zuckerwatte verboten werden.

SLK-Lungenspezialist Axel Kempa: Rauchen kostet unnötig Menschenleben

Dr. Axel Kempa, Chefarzt der SLK-Lungenklinik in Löwenstein, befürwortet die Pläne. "Rauchen ist eine Erfindung der Tabakindustrie, die unnötig Menschenleben kostet." Der Mensch habe weder ein natürliches Bedürfnis zu rauchen noch sei es eine jahrtausendealte Tradition, stellt er klar. "Wir Lungenärzte sind der Meinung, dass man das Rauchen auf Null zurückführen könnte."

Nichts sei so gesundheitsschädlich wie Zigaretten zu rauchen, sagt Kempa. Außerdem gebe es einen klaren Zusammenhang zwischen Rauchen und Herzinfarkten bei älteren Menschen. Durch Maßnahmen für den Schutz von Nichtrauchern seien diese Fälle über die Jahre zurückgegangen. "Man weiß, dass gesetzliche Maßnahmen, auf gut deutsch Verbote, wirklich helfen." Deshalb sei das britische Gesetz ein Vorbild für Deutschland.

Sorgen über zunehmenden Anteil junger Raucher – E-Zigaretten als Ursache

Je nach Datengrundlage rauchen rund 20,1 Prozent der Deutschen regelmäßig, Männer häufiger als Frauen. Dieser Anteil ist langfristig stark gesunken, geht in den vergangenen Jahren aber nur noch langsam zurück.

Im Gegenteil: In der Corona-Pandemie haben vor allem junge Menschen wieder vermehrt angefangen zu rauchen. Ein Treiber sind E-Zigaretten, die vor allem von jungen Menschen oft genutzt werden. Das zeigen Erhebungen der "Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA)".

"Wir finden das besorgniserregend, dass die Zahlen nicht deutlicher runter gehen", sagt Kempa. Der Verkauf von Einweg-E-Zigaretten müsste auch in Deutschland strenger eingeschränkt werden, findet der Experte.

EU-Kommission schlägt vor Rauchen aus der Öffentlichkeit weitgehend verbannen

Einen Vorstoß zum Nichtraucherschutz in Europa hat die EU-Kommission kürzlich gemacht. Sie schlägt vor, dass die Mitgliedsstaaten Rauchen in der Öffentlichkeit weitgehend verbieten, zum Beispiel auf Spielplätzen, an Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden, Weihnachtsmärkten und in Parks. Bis 2040 solle der Raucheranteil auf unter fünf Prozent sinken, so die Idee von Kommissionspräsidentin von der Leyen. Entsprechende Maßnahmen können nur die EU-Länder beschließen.

Der Bundesrat hat den Vorschlag prinzipiell begrüßt, sich aber gegen Rauchverbote für die Außenbereiche von Restaurants, Cafes oder Bars ausgesprochen. "Diese könnten zu Umsatzverlusten in der Gastronomie führen und stelle die Betriebe vor weitere Herausforderungen, um die Verbote durchzusetzen", heißt es zur Erklärung.

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