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Pseudowut bei Wildschwein: Heilbronn zieht Warnung zurück – Tipps für Tierhalter

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Bei einem in Heilbronn-Sontheim erlegten Wildschwein wurden Antikörper auf das Aujeszky-Virus nachgewiesen. Das Herpesvirus kann bei Hunden und Katzen zum Tod führen. Worauf Besitzer achten sollten.

Wildschweine können Antikörper in sich haben. Ein akuter Fall der gefährlichen Aujeszky-Krankheit ist aber nicht bekannt.
Wildschweine können Antikörper in sich haben. Ein akuter Fall der gefährlichen Aujeszky-Krankheit ist aber nicht bekannt.  Foto: Gregor Fischer/dpa/dpa-tmn

Ein Herpesvirus kann bei Hunden zum Tod führen: Die Erkrankung des zentralen Nervensystems, die oft mit Unruhe, Juckreiz, Selbstverstümmelung und Krampfanfällen einhergeht, kann nicht behandelt werden: Die „Pseudowut“ führt fast immer zum Tod

Auch Rinder, Schafe, und Ziegen können sich mit dem Aujeszky-Virus infizieren. Sie sind „Fehlwirte“ wie Katzen, Nerze und Frettchen auch. Für alle verläuft die Krankheit fast immer tödlich. Nur Schweine können – auch abhängig vom Alter – die Erkrankung überleben. 

Jäger aus Ilsfeld über Pseudowut: „Da wird schnell mal eine Sau durchs Dorf getrieben.“

In Heilbronn-Sontheim ist bei einem Wildschwein nun das Aujeszky-Virus nachgewiesen worden. So hat es zumindest das Ordnungsamt der Stadt Heilbronn zunächst in einer Warnmeldung formuliert. Auf Nachfrage von stimme.de zieht die Stadt die Warnung zurück. „Es wurde nur ein Antikörpernachweis erbracht, das Virus selbst wurde nicht nachgewiesen. Die Veterinärabteilung des Ordnungsamtes wird die Jäger dahingehend informieren“, so Claudia Küpper von der Presseabteilung der Stadt. 

So oder so: Eine Gefahr für Menschen besteht nach derzeitigen Wissenstand nicht. Der landesweit für Wildtierkrankheiten zuständige Jäger Samuel Golter aus Ilsfeld meint: „Da wird schnell mal eine Sau durchs Dorf getrieben.“ Aktuell seien keine akuten Krankheitsfälle bei Wildschweinen bekannt. 

Aktuell kein Krankheitsausbruch in Stadt und Landkreis Heilbronn bekannt

Hundertprozentig sicher wissen könne man aber trotzdem nicht, ob es die Krankheit hierzulande gibt, relativiert Golter, da ja nicht alle Wildschweine untersucht werden. Im Rahmen des Monitorings werden aber alle erlegte Schwarzkittel auf Antikörper untersucht. „Und hier ist der Test immer mal wieder positiv.“

Im Hohenlohekreis wurden nach Recherchen des SWR im Jahr 2023 bei 30 gesund erlegten Wildschweinen Antikörper gegen das Aujeszky-Virus festgestellt. Dies bedeutet, erklärt der Fachmann, dass das Tier die Krankheit überstanden hat, aktuell aber nicht infiziert ist. „Oft werden die Antikörper sogar von der Bache, also dem Muttertier, an die Frischlinge weiter gegeben.“

Brut- und Setzzeit: Hunde müssen an die Leine

Da ohnehin Brut- und Setzzeit ist, müssen Hunde immer an die Leine genommen werden, betont der Jäger. „Keinesfalls sollte man seinen Hund zu einem verendeten Wild lassen.“ Das Virus wird über Blut und die Schleimhäute übertragen und kann bei Hunden in wenigen Tagen zu einem qualvollen Tod führen. Eine Behandlung der Krankheit ist nicht möglich. 

„Im Landkreis Heilbronn wurde bislang immer nur der Antikörpernachweis geführt“, stellt Pressesprecher Andreas Zwingmann klar. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 214 Wildschweine beprobt, dabei konnten bei acht Tieren Antikörper gegen das Aujeszkysche Virus gefunden werden. Im aktuellen Jahr 2025 wurden bislang 71 Wildschweine beprobt, bei denen zehnmal Antikörper festgestellt wurden.  

„Die Aujeszkysche Krankheit unterliegt bei Hausschweinen der Anzeigepflicht und wird staatlich bekämpft“, so die Info aus dem Veterinäramt. Das Auftreten bei Wildschweinen sei aber weder melde- noch anzeigepflichtig, eine staatliche Bekämpfung erfolge im Wildschweinebestand nicht. Durch infizierte Wildschweine könne die Erkrankung in Hausschweinebestände eingeschleppt werden. „Aus diesem Grund sind in Hausschweinebeständen, auch im Hinblick auf andere Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest, strikt die Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten.“

 Aujeszkysche Krankheit ist eine Gefahr für Hunde und Katzen – Tipps für Tierhalter

Für Hunde und Katzen ist eine Infektion mit dem Aujeszkyschen Virus tödlich. Der Hauptinfektionsweg erfolgt über das Verfüttern von rohem Schweinefleisch oder von rohen Organen. Die Infektion über Schweinekot oder –harn sowie Blut ist zwar nicht auszuschließen wird aber eher als gering eingestuft. Hundehalter sollten daher folgendes beachten:

  • Keine Verfütterung von Aufbruch / Organen und rohem (Wild-) Schweinefleisch an Hunde und Katzen
  • Fernhalten von Hunden vom Streckenplatz und Aufbruchstellen
  • Direkten Kontakt von Hunden mit Wildschweinen möglichst vermeiden, insbesondere verhindern des Anschneidens und Beutelns
  • Hunde sollten im Wald an der Leine geführt werden
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