Müllentsorger PreZero immer wieder in der Kritik – nicht nur im Landkreis Heilbronn
Nicht nur im Raum Heilbronn, auch in anderen Orten deutschlandweit gibt es Probleme bei der Tonnenleerung. Immer wieder im Fokus: Das Müll-Entsorgungsunternehmen PreZero. Was steckt dahinter?
Für viele aus dem Heilbronner Raum mag es wie ein Déjà-vu klingen: Anfang 2022 übernimmt PreZero die Müllentsorgung im Landkreis Ludwigsburg. In Folge davon kommt es zum „Chaos bei der Müllentsorgung“, wie das Portal BW24 schrieb. „Der Ärger um die Müllentsorgung im Kreis reißt nicht ab“, hieß es im Januar 2022 bei der Ludwigsburger Kreiszeitung. „Wenn die Tonne mal wieder voll bleibt“, titelte die Stuttgarter Zeitung.
Heute läuft es im Landkreis Ludwigsburg – bis auf vereinzelte Ausnahmen – rund. Die Tonnen werden pünktlich und zuverlässig geleert, bestätigt die AVL Ludwigsburg auf Anfrage. Die anfänglichen Probleme – Fahrer kannten die Touren nicht, es gab zu wenig Personal – wurden gelöst.
Probleme bei Müllentsorgung im Landkreis Heilbronn – PreZero verspricht Besserung
Und jetzt der Landkreis Heilbronn: In der größten Sommerhitze bleiben Bio- und Restmüllbehälter stehen, Maden kriechen aus den Tonnen, die in der Sonne am Straßenrand vor sich hinbrüten. Krankheitsbedingte Ausfälle konnten feiertags- und urlaubsbedingt so schnell nicht kompensiert werden, gab das Unternehmen Anfang Juli als Grund an. „Seither arbeiten wir – zum Teil auch mit Sondertouren an den Wochenenden – daran, die ausgefallenen Leerungen schnellstmöglich nachzuholen“, teilte PreZero-Sprecher Boris Ziegler mit.
Mit zusätzlichem Personal und Fahrzeugen wurde versucht, den Rückstand aufzuholen. Auch wenn die Reklamationen erledigt sind, könnten „einzelne Beanstandungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden“, entschuldigte sich der Entsorger bei den Kunden. Probleme gibt es immer noch, wenn auch nicht ganz so massiv.
Langes Procedere bei Reklamation: „Tonnen stinken, Maden und Ungeziefer machen sich breit“
Anfang August wurde in Obersulm der Restmüll nicht geleert. Volker Freisleben schickt Stimme.de den Mail-Verkehr mit dem Landratsamt, aus dem hervorgeht, dass eine Reklamation ein kompliziertes und langwieriges Procedere auslöst. Auch fünf Tage später ist noch nichts passiert. „Die Tonnen stinken, Maden und Ungeziefer machen sich breit.“ Eine Reaktion ist noch nicht erfolgt, auch eine Woche später steht der Abfall noch an der Straße.
Heilbronn ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es zu Problemen, vor allem, wenn PreZero einen Bezirk oder Landkreis neu übernimmt. Im Landkreis Esslingen kam es laut dem Teckboten bei der Abholung der Bio- und Restmülltonnen im Juni und Juli zu großen Problemen.
Im Zollernalbkreis schreibt die Schwäbische Ende Juli: „Die Verantwortlichen in diesem Landratsamt und das Müllentsorgungsunternehmen PreZero werden wohl keine Freunde mehr.“ Obwohl teilweise bis abends 22 Uhr gearbeitet wurde, sei „der komplette Abholzeitplan im Landkreis aus den Fugen geraten. PreZero verweist regelmäßig auf ein ausgefallenes Müllfahrzeug und Personalmangel.“
Defekte und Personalausfälle: PreZero nennt Gründe für Probleme bei Müllabholung
Die Liste geht noch weiter: Im Schwalm-Eder-Kreis versagen laut nh24.de Landkreis und PreZero bei Müllabholung: „Technische Defekte, Personalausfälle und fehlende Planung führten dazu, dass Tonnen weiterhin ungeleert bleiben.“ „Das Warten auf die Müllabfuhr nimmt kein Ende“, schreibt die HNA. „Seit Anfang des Jahres gibt es im Kreisteil Melsungen immer wieder Probleme bei der Abholung der Tonnen durch den neuen Entsorger PreZero.“ Und in Westerrönfeld begründet laut sh:z PreZero die Probleme bei Müllabfuhr im Juni diesen Jahres mit Fahrzeugausfällen und Personalmangel.
Es scheint also vielerorts das selbe Muster zu sein: Bei den mehr oder weniger massiven Ausfällen und Problemen bei der Müllabfuhr verweist PreZero auf zu wenig Personal. Warum wird bei dem Neckarsulmer Entsorgungsunternehmen nicht nachgesteuert?
Heilbronner Kreistag debattiert: Wird der Vertrag mit PreZero erfüllt?
Das Heilbronner Landratsamt sah trotz der Probleme noch keine Veranlassung, die Reißleine zu ziehen. Auch im Kreistag wurde unlängst debattiert, ob der Vertrag erfüllt wird. „Die Probleme sind nicht flächendeckend im gesamten Landkreis aufgetreten“, so eine Auskunft aus dem Landratsamt. In einem Krisengespräch Anfang Juli wurde „klar kommuniziert, dass die verspätete Abfuhr nicht ohne Folgen bleiben kann“, teilt Beate Fischer, Leiterin der Abfallwirtschaft Landkreis Heilbronn, mit.
Alexander Ludwig, Geschäftsführer der PreZero Service Süd, bedauerte sehr: „Wir haben in den vergangenen Wochen unsere Dienstleistungen nicht in der Qualität erbracht, die unsere Auftraggeber zurecht von uns erwarten. Dafür möchten wir uns auch bei den Bürgerinnen und Bürgern entschuldigen, denen Unannehmlichkeiten entstanden sind.“
Eine bessere Disposition, die im Bedarfsfall Sammelteams und Fahrzeuge aus anderen Standorten abzieht, soll nun zur Besserung beitragen. In einzelnen Gemeinden, wie diese Woche in Weinsberg-Gellmersbach sollen die Leerungen nun tatsächlich pünktlich erfolgt sein.
PreZero verspricht: Im Landkreis Heilbronn spätestens zum Monatsende im Plan unterwegs
Pressesprecher Boris Ziegler meint zur aktuellen Misere: „Derzeit leiden bundesweit viele Unternehmen – kommunale wie private Dienstleister – unter einem Personalmangel, der durch die Ferienzeit noch verstärkt wird.“ Im Landkreis Heilbronn habe man bei Restmüll, Bioabfall und Sperrmüll einen Rückstand aufzuholen.
Zusätzlich zum Personalengpass haben die „Saison-Biotonnen“ Kapazitäten gebunden und letztlich zu den beschriebenen Verzögerungen geführt. Von Mitte Juni bis Mitte August finden wöchentliche Leerungen der Biotonne statt, dann ab September wieder im Zwei-Wochen-Rhythmus.
PreZero plant Sonderschichten und zwei zusätzliche Müll-Fahrzeuge im Landkreis Heilbronn
Ab nächster Woche gilt: „Wir werden die offenen Touren unter Hochdruck nachfahren. Dazu werden zwei zusätzliche (Miet-)Fahrzeuge im Einsatz sein, dazu werden auch Sonderschichten an den Wochenenden gefahren.“ Zusätzliche Teams aus anderen Landkreisen ersetzen ab morgen beschädigte oder verschwundene Behälter und liefern diese voraussichtlich bis zum Wochenende aus.
Parallel dazu starte man derzeit eine Personalkampagne bei PreZero, um schnellstmöglich weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. „Vorsichtig optimistisch gehen wir heute davon aus, dass wir im Landkreis Heilbronn spätestens zum Monatsende wieder im Plan unterwegs sind.“