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Paritätischer stoppt Angebot
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„Essen auf Rädern“ eingestellt: Hunderte Rentner im Kreis Heilbronn verlieren Versorgung

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Der Paritätische Heilbronn hat seinen langjährigen Lieferdienst „Essen auf Rädern“ eingestellt. Davon sind vor allem alleinlebende Rentner betroffen. Die mussten sich nach einer neuen Versorgung umsehen. 


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Mehr als 60 Jahre lang hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Heilbronn (Pari) Mahlzeiten direkt an die Haustür geliefert. Zum 30. Mai wurde das Angebot „Essen auf Rädern“ eingestellt.

Mit einer kurzen Meldung auf der Website informiert der Verband über die Schließung und dankt Mitarbeitern, Kunden und der Firma Dikta in Schwaigern, die für die Zubereitung des Essens zuständig war. „Ohne sie wäre ein Lieferdienst an 365 Tagen im Jahr nicht möglich gewesen.“

Paritätischer Wohlfahrtsverband Heilbronn stellt „Essen auf Rädern“ ein – das sind die Gründe

Gegenüber unserer Redaktion gibt Geschäftsführer Götz Zipser Personalnot als Hauptgrund für das Aus an. „Seit einem Jahr kriegen wir im Grunde keine Fahrer mehr“, erzählt er. Schon seit Jahren sei diese Entwicklung absehbar gewesen: Das Durchschnittsalter der Auslieferer habe bei 60,5 Jahren gelegen. Früher seien die Jobs auch von Zivildienstleistenden ausgefüllt worden, heute sei das keine Option mehr.

Auch das Geld spielt eine Rolle. „Es hat sich wirtschaftlich für uns nicht mehr rentiert“, gibt Zipser an. Die Zahl der Bestellungen sei gesunken. Der Fuhrpark sei veraltet gewesen und hätte erneuert werden müssen. Die sieben Prozent Umsatzsteuer für Gastronomiebetriebe hätte auch der Pari leisten müssen. „Wir werden gleichgesetzt mit gewerblichen Anbietern“, sagt Zipser. Im Menüservice gehe der Trend daher von sozialen hin zu kommerziellen Lieferanten.

Überwiegend Rentner von Pari-Entscheidung betroffen – Leiter weist Vorwurf zurück

Von der Schließung betroffen sind Einzelhaushalte, die überwiegend von älteren Menschen bewohnt werden. Im Umfeld des Kundenstamms wird Kritik laut an der Art und Weise, wie die Schließung kommuniziert wurde. „Die Senioren sind natürlich richtig sauer“, sagt eine Quelle der Heilbronner Stimme, die anonym bleiben möchte. Die Betroffenen fühlten sich vom Pari im Stich gelassen. Der Verband streiche die Seniorenversorgung und lasse die „Alten links liegen“. Hunderten Kunden des Dienstes sei nur rund drei Wochen vor Ende des Menüservices Bescheid gegeben worden. Viele der Senioren seien in ihren Wohnungen auf sich alleingestellt und nun ohne gewohnte Versorgung dagestanden. „Die sind auf das Mittagessen angewiesen“, so die Quelle. Mit kurzer Frist hätten sie sich neu orientieren müssen.

„Das weise ich stark von mir“, sagt Geschäftsführer Zipser. Zweieinhalb Wochen vor Lieferstop seien die rund 500 Kunden im Landkreis mündlich von den Fahrern sowie schriftlich über Informationsschreiben in Kenntnis gesetzt worden. Auch an Angehörige von Kunden, die oft die Bestellungen für diese übernommen hätten, sei herangetreten worden. Als kurzfristig empfinde er das nicht. Das Aus tue ihm persönlich sehr leid, betont Zipser.

Pari unterstützt bei Umorientierung – „Versorgungsproblem gibt es nicht“

Bei Bedarf seien die Kunden zudem dabei unterstützt worden, sich bei neuen Lieferdiensten anzumelden. „Wir haben aktiv Alternativen aufgezeigt“ sagt Zipser. Beispielsweise gebe es „Essen auf Rädern“ noch beim Deutschen Roten Kreuz, den Maltesern oder gewerblichen Anbietern. Zipser: „Ein Versorgungsproblem gibt es nicht. Der Markt ist abgedeckt.“

Was den Paritätischen von anderen unterschieden habe, sei die Fürsorglichkeit. Die Fahrer hätten von ein paar Kunden die Hausschlüssel gehabt, hätten das Essen nicht nur geliefert, sondern auch angerichtet. Reagierte ein Kunde nicht auf das Klingeln, habe man auch schon mal die Feuerwehr gerufen. „Das ging über eine normale Zulieferung hinaus“, erklärt Zipser. „Es wird keine anderen Anbieter geben, die das so machen.“ 

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