Papst Franziskus ist tot – Kirchenvertreter aus dem Raum Heilbronn reagieren
Sein Gesundheitszustand schwächelte schon länger, die Nachricht von seinem Tod kam trotzdem überraschend: Die katholischen Kirchengemeinden in der Region Heilbronn trauern um Papst Franziskus.
Eigentlich hat man in der katholischen Kirche bereits seit Wochen damit gerechnet, dennoch kommt der Tod von Papst Franziskus am Ostermontag überraschend. „Sein Gesundheitszustand war bekannt, aber es ist trotzdem eine einschneidende Erfahrung“, sagt Pfarrer Hansjörg Häuptle aus Gundelsheim. Im Gottesdienst habe er von der Nachricht erfahren und die Gelegenheit genutzt, um für das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche zu beten. Den Zeitpunkt bezeichnet er als „schöne Fügung“, denn die österlichen Feiertage stünden für die Auferstehung.
Trauer nach Tod von Papst Franziskus im Raum Heilbronn
„Gestern hatte ich schon Mitleid mit ihm“, sagt Roland Rossnagel, Dekan und Pfarrer am Deutschordensmünster St. Peter und Paul in Heilbronn. Noch am Ostersonntag hatte Papst Franziskus den traditionellen Segen Urbi et Obri in Rom gespendet und dabei einen schwachen Eindruck gemacht. „Ich hatte das Gefühl, er will sich von den Gläubigen verabschieden.“ Die Nachricht am Montagmorgen habe ihn dennoch überrascht, sagt Rossnagel und erklärt: “Ich gönne ihm den Frieden und den Himmel.“
Papst Franziskus ist tot: „Hat mich heute Morgen sehr betroffen gemacht“
„Ich bin sehr traurig“, sagt Pfarrer Volker Keith aus Bad Friedrichshall. „Das hat mich heute Morgen sehr betroffen gemacht.“ Beim traditionelle Emmausgang habe es ein Teilnehmer aus dem Internet erfahren. Im Gottesdienst habe man dann die Glocken für den Verstorbenen geläutet und gebetet. Es habe Größe und einen starken Glauben bewiesen, trotz seines Gesundheitszustands vor aller Welt den Segen zu spenden, „vermutlich mit allerletzter Kraft“.
„Ich denke, es ist eine Erlösung für ihn“, sagt der Hohenloher Dekan Ingo Kuhbach. Beim Ostersegen am Sonntag habe man dem Papst angesehen, wie geschwächt er ist. „Es ist eine große Leistung, dass er nicht nur auf der Loggia aufgetreten ist, sondern auch durch die Menge gefahren ist“, wie auch der Empfang von J. D. Vance, sagt Kuhbach. Dass der Papst bei dem US-amerikanischen Vizepräsidenten eine „Schnute gemacht hat, wie zuletzt, als Trump persönlich da war“, findet Kuhbach gut: „Da gab es keine so schönen Bilder“.
Wer der neue Papst wird, das werde sehr spannend. Das Kardinalskollegium ist so international wie noch nie. „Wie man hört, kennen die sich auch gegenseitig kaum.“
Oberhaupt der katholischen Kirche gestorben: Was war Papst Franziskus für ein Mensch?
Fragt man die Vertreter der Kirche, was für ein Papst Franziskus gewesen ist, so wird jedes Mal sein Herz für die Armen und Notleidenden genannt. Besonders seine Reise in das Flüchtlingslager auf Lampedusa 2013 blieb in Erinnerung. „Er wollte den Armen eine Stimme geben und hat den Menschen jeden Tag Mitgefühl gezeigt“, sagt Rossnagel. Regelmäßig sei er zu Gefängnisinsassen gegangen und habe ihnen an Gründonnerstag die Füße gewaschen.
Die Caritas Heilbronn-Hohenlohe trauert ebenso um Papst Franziskus, der das Motto „Not sehen und handeln“ gelebt hätte. „Er war ein Papst, der sehr nahbar war“, sagt Regionalleiter Ulf D. Schwarz. Er habe sich für das Thema Migration und Integration eingesetzt und auch den Finger in die Wunde gelegt, „dass Europa da mehr tun muss“. Seine Besuche in Flüchtlingslagern hätten ein klares Zeichen gesetzt.
Jorge Mario Bergoglio, so sein bürgerlicher Name, sei ein großer Papst gewesen, meint auch Pfarrer Häuptle. Ausgezeichnet habe ihn sein „unkomplizierter Umgang mit Menschen“, der wohl zum Teil auch seiner lateinamerikanischen Mentalität als gebürtiger Argentinier geschuldet war. Zudem habe er in der katholischen Kirche Impulse und Reformprozesse angestoßen, die nachwirken werden, ist Häuptle überzeugt.
Papst Franziskus habe in der Kirche eine neue Weise des Miteinandersprechens und -zuhörens eingeführt. „Er hat sich den Problemen der Zeit geöffnet und sie nicht ignoriert“, sagt Dekan Rossnagel. „Das hat mich begeistert.“ So gebe es in Rom mittlerweile Gremien, die von Frauen geführt würden. Er habe sich den Fragen der Zeit gestellt, aber gleichzeitig die Kirche als Ganzes im Blick gehabt, um Spaltung zu verhindern. Rossnagel: „Er hat den Boden bereitet, dass sich etwas ändern kann.“
Wie geht es für die katholischen Kirchen in der Region Heilbronn jetzt weiter?
Auch die evangelischen Kirchenvertreter in der Region trauern um Papst Franziskus. „Als Gemeinschaft von Christen sind wir betroffen“, sagt der Heilbronner Prälat Ralf Albrecht. „Wir trauern mit unseren katholischen Geschwistern.“ Franziskus sei ein wichtiger Zeuge für das Evangelium gewesen und habe die Religion glaubhaft gelebt. Zudem habe er eine Rolle im ökumenischen Miteinander gespielt und habe die Einstellung vertreten, dass die Kirche in erster Linie den Menschen diene. „Das ist mir an ihm sehr eindrücklich aufgefallen“, sagt Albrecht.
In den nächsten Tagen werden die Kirchen im Raum Heilbronn ein Requiem, also eine Totenmesse, für Papst Franziskus abhalten. Zudem werde in den Kirchen ein Foto von ihm aufgestellt, berichten Rossnagel und Häuptle. Der gespannte Blick geht indes nach Rom, wo in den kommenden Wochen die Beerdigung und die Wahl des neuen Papstes stattfindet wird. Dekan Rossnagel rechnet mit einer schnellen Entscheidung: „Die größten Kämpfe sind bestimmt schon ausgestanden.“
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