Online-Petition für Erhalt der Brackenheimer Notfallpraxis – "Wichtige Einrichtung für unsere Gemeinschaft"
Die Notfallpraxis in Brackenheim soll schließen – das wollen die Menschen im Zabergäu nicht tatenlos hinnehmen. Nun existiert eine Online-Petition, die sich für den Erhalt ausspricht – womöglich ist das nicht die einzige Idee.
Seit der Schließung des Brackenheimer Krankenhauses 2016 war die Zukunft der hausärztlichen Notfallpraxis in Brackenheim immer wieder ein Thema. Doch nun scheint ihr endgültiges Aus beschlossene Sache zu sein. Aus einer Sitzung zwischen den zuständigen Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg drang die Information durch, dass die KV wegen einer Strukturreform künftig nur noch an Standorten mit zentralen Notaufnahmen festhalten will. Die Notfallpraxis in Brackenheim soll voraussichtlich im April 2025 geschlossen werden.
Die Kassenärztliche Vereinigung äußert sich derzeit nicht konkret zu künftigen Standorten im Rahmen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, teilt Sprecher Kai Sonntag auf Stimme-Nachfrage mit.

Notfallpraxis in Brackenheim: Widerstand gegen die Schließungspläne im Zabergäu
In den betroffenen Gemeinden regt sich derweil Widerstand gegen die Schließungspläne. Die Notfallpraxis einfach aufzugeben, ist für viele Bürger keine Option. Auf Initiative eines Mitglieds im SPD-Ortsverein Zabergäu wurde eine Online-Petition zum Erhalt der Notfallpraxis gestartet, die sich rasch über soziale Medien verbreitet. „Wir müssen diese wichtige Einrichtung für unsere Gemeinschaft und für alle, die sie in Zeiten der Not benötigen, erhalten“, heißt es in der Petition, die von der Hausenerin Janine Pawlik ins Leben gerufen wurde. Bis Dienstag hatten sich über 6600 Menschen angeschlossen.
Für Stefan Schwarz, den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, ist die Petition nur der erste Schritt. „Wir müssen möglichst viele Unterstützer für die Notfallambulanz mobilisieren und den Druck auf die Verantwortlichen erhöhen“, unterstreicht er. In Brackenheim wolle man nicht tatenlos zusehen, wie die Praxis geschlossen wird – so wie es in Möckmühl der Fall war. „Das wollen wir bei uns nicht“, sagt Schwarz.
Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende rechnet damit, dass es nicht bei der Petition bleiben wird. Weitere Protestaktionen seien denkbar, so Schwarz, der auch auf die Unterstützung von Bürgermeistern, Kreisräten und Landtagsabgeordneten setzt. „Wir sind auf breiter Front aktiv“, erklärt er in Bezug auf die laufenden Gespräche. Dass sich bereits über 6600 Menschen für den Erhalt der Notfallpraxis ausgesprochen haben, sieht er als ein positives Signal.
Probleme nach Schließungen der Notfallpraxen in Künzelsau, Möckmühl, Geislingen und Waghäusel-Kirrlach
Auch Joachim Esenwein, Fraktionssprecher der Güglinger Bürgerunion, freut sich über die hohe Beteiligung an der Petition. „Das zeigt, dass das Thema einen Nerv trifft“, meint er. Dennoch glaube er nicht, dass die Petition allein ausreichen wird, um die Schließung zu verhindern. „Aber sie kann das Bewusstsein für das Thema schärfen.“
Die Probleme in der Koordination der hausärztlichen Versorgung seien bereits in Künzelsau, Möckmühl, Geislingen und Waghäusel-Kirrlach sichtbar geworden, wo die Notfallpraxen dauerhaft geschlossen bleiben, sagt Esenwein, der das Vorgehen der KV scharf kritisiert: Das Schließungskonzept als Reaktion auf ein Urteil des Bundessozialgerichts sei „völlig willkürlich und rechtlich nicht schlüssig“. Es wirke, als habe die KV „lediglich einen Vorwand gesucht, um die Schließung von Notfallpraxen zu rechtfertigen“.
„Wenn wir etwas erreichen, dann mit Hilfe der Bürgermeister, der Abgeordneten, der Kreis- und Gemeinderäte.“ Angesichts der Landtagswahl 2026 sieht Esenwein besonders die Abgeordneten in der Pflicht, sich für die medizinische Versorgung vor Ort einzusetzen. Beim Förderverein Gesundheitsversorgung im Zabergäu und Umgebung hat er eine Sondersitzung beantragt, um das weitere Vorgehen zu besprechen.