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Nutrias breiten sich in Heilbronn und Hohenlohe aus: Gefahr für Natur und Landwirtschaft

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Jäger warnen vor einer nahezu ungehinderten Ausbreitung der eingewanderten Nagetiere in der Region Heilbronn und Hohenlohe. Nutrias hinterlassen bereits erhebliche Schäden.


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Die invasive Nagetierart Nutria breitet sich weiter in Deutschland aus: Das geht aus einer breit angelegten Studie des Deutschen Jagdverbands (DJV) hervor, die den Zeitraum 2015 bis 2023 beleuchtet. In der Region sorgt die Population unter anderem für Schäden in der Landwirtschaft sowie im Bereich von Entwässerungs-Bauwerken.

Wie der DJV mitteilt, hat sich die Population innerhalb einer Dekade verdoppelt. Untersucht wurden 230.000 Jagdreviere deutschlandweit. Das entspricht mehr als einem Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Auf Baden-Württemberg bezogen hat sich die Jagdstrecke nach Informationen des Landratsamts Heilbronn in den vergangenen 16 Jahren um 105 Prozent erhöht, also mehr als verdoppelt. Dies lasse auf eine starke Zunahme der Population schließen.

Wie sich die Nutria-Population in Heilbronn und Hohenlohe entwickelt hat

In Hohenlohe kommen sie an vielen Gewässern vor und sind in der Ausdehnung begriffen. Die Jagdstrecke in den letzten drei Jahren steigt deutlich an. Das Landratsamt Hohenlohe berichtet für das Jagdjahr 2022/23  von sechs erlegten Tieren. Im Jagdjahr 2023/24 waren es bereits zehn und im Jagdjahr 2024/25 verzeichnet die Landkreisstatistik für Hohenlohe eine Strecke von 31 Nutrias.

Nicht menschenscheu: Ein Exemplar der Nutria schwimmt im Heilbronner Neckararm zwischen Experimenta und Neckarterrasse.
Foto: Samuel Golter
Nicht menschenscheu: Ein Exemplar der Nutria schwimmt im Heilbronner Neckararm zwischen Experimenta und Neckarterrasse. Foto: Samuel Golter  Foto: Samuel Golter

Die Ausbreitung hat negative Folgen für den Hochwasser- und Artenschutz, teilt der DJV mit: Das Nagetier untergräbt demnach Flussufer, ebenso wie Deiche und vernichtet Schilfgürtel – wichtige Kinderstuben für Vögel, Fische oder Amphibien. Der DJV fordert daher die Aufnahme der Nutria ins Bundesjagdgesetz sowie ein Bekenntnis der Politik zur Fangjagd. Die Art steht auf der Liste der gebietsfremden invasiven Arten Europas.

Vor welchem wichtigen Ereignis die Nutrias für Kopfzerbrechen gesorgt haben

Auch in der Region ist die Spezies auf dem Vormarsch. In Heilbronn leben Nutrias unter anderem in den Wertwiesen sowie in der Innenstadt im Böschungsbereich des Neckars. Bad Rappenau berichtet von Vorkommen im Kurpark, am Waldsee und am Mühlbach. Im Ortsteil Fürfeld gibt es Nutrias am Lehlesbach, in Grombach am Insenbach, auch am Treschklinger Bach wurden schon Nutrias gesichtet. Im Brackenheimer Ortsteil Hausen leben Nutrias am Neipperger Bächle.

In Eppingen hatte eine Nutria-Kolonie entlang der Elsenz vor dem Aufbau der Gartenschau im Jahr 2020 für Kopfzerbrechen gesorgt. 


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Possierlich wirkende Nager: Nutria hinterlassen Schäden in der Landwirtschaft

In Neckarwestheim haben Nutria in diesem Jahr zu Schäden in der Landwirtschaft geführt. Ein Rübenacker ist auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern schwer geschädigt worden. In unmittelbarer Nähe des betroffenen Ackers befindet sich ein Beregnungsbecken. „Ein idealer Rückzugsort für die nachtaktiven Tiere“, so Landwirt Ulrich Ritter. Er fordert, die Nutria aus dem Jagdrecht mit seinen festgelegten Schonzeiten zu entfernen und die Spezies ganzjährig zu bejagen.

Im Gewerbepark Hohenlohe gibt es Probleme mit Nutrias durch ihre Bautätigkeit unter der Erde. Sie halten sich auf der Fläche der Kläranlage, eines Regenrückhaltebeckens, des Rinnenbaches sowie auf Gewerbeflächen auf. „Hier erfolgt eine Bejagung zur Schadenseindämmung beziehungsweise Reduktion der Population durch örtliche Jäger und einen Stadtjäger“, teilt das Landratsamt mit.

Nutria nicht unterschätzen: Warum die Tiere für Menschen gefährlich werden können

In den meisten Bundesländern hat die Nutria mittlerweile eine Jagdzeit oder es gibt besondere Genehmigungen für eine Entnahme. Für die Saison 2023/24 weist die Jagdstatistik bundesweit fast 117.500 Tiere aus – laut dem DJV ist dies ein neuer Rekord.  

Durch unerlaubte Fütterung, klimatische Vorteile und jagdliche Einschränkungen sind Nutrias  besonders häufig in Städten vorzufinden, wo sie auch tagaktiv werden und sich stark vermehren. Samuel Golter vom Landesjagdverband, zugleich Stadtjäger von Heilbronn und Landwirt in Ilsfeld, warnt davor, die Tiere anzufassen, zu streicheln oder Hunde in die Nähe zu lassen: „Die Nutria haben sehr starke Zähne, die ernsthafte Verletzungen erzeugen können.“ Harald Wild, Leiter der Jagdbehörde der Stadt Heilbronn, warnt davor, die niedlich aussehenden Nager als Gefahr zu unterschätzen. „Ein Biss mit diesen orange-roten Nagezähnen dürfte nicht gerade gesunde Wunden hervorrufen.“ 

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