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"Alle Bemühungen erfolglos"
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Notfallpraxis Brackenheim: Empörung über drohende Schließung ist groß

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Die Notfallpraxis in Brackenheim steht vor dem Aus. Der Frust im Zabergäu ist groß. Zaberfelds Bürgermeisterin Diana Danner fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Auch Brackenheims Bürgermeister Thomas Csaszar übt Kritik.


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Nun hat es die ärztliche Notfallambulanz Brackenheim offensichtlich doch erwischt. Sollte die Information, die kürzlich aus einer Sitzung beteiligter Ärzte mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, zutreffen, dann schließt die Einrichtung im April 2025.

Der Grund: Die KVBW will nur noch an Standorten festhalten, die auch über eine Notaufnahme verfügen. Doch das ist eben seit der Schließung des Brackenheimer Krankenhauses 2016 nicht mehr der Fall. Hier gibt es lediglich noch ein Gesundheitszentrum mit einer Geriatrie und der in dem Neubau an der Maulbronner Straße untergebrachten Notfallambulanz.

Notfallpraxis in Brackenheim vor Aus: Bürgermeisterin hat keine Hoffnung mehr

Letztere werde nun zeitnah in die Abwicklung gehen, denn die KV plant landesweit Strukturveränderungen. Die KV will demnach nun zunächst die Struktur für die Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes erarbeiten. Bis dahin werde sie sich nicht zu einzelnen Standorten äußern, hieß es zuletzt von Pressereferentin Gabriele Kiunke.  

Der langjährige Brackenheimer Bürgermeister Rolf Kieser, Vorsitzender des Fördervereins Gesundheitsversorgung Zabergäu und Umgebung, stellt klar: "Die Notfallambulanz darf nicht geschlossen werden. Wir werden alles daran setzen, dass sie erhalten bleibt."

Kritik an der möglichen Schließung übt auch Brackenheims Bürgermeister Thomas Csaszar: "Der Ärzteverein, der die Trägerschaft dieser Einrichtung hat, ist mit seinem Vorsitzenden Dr. Schirrmann bestens organisiert, um den Notdienst für unsere Region aufrechtzuerhalten. Ich kann deshalb nicht glauben und akzeptieren, dass ein bestehendes, funktionierendes Versorgungssystem verändert werden soll." Er fordert daher Politik und die KV auf, "die Entscheidung über den Erhalt nicht zulasten der Patienten, sondern im Sinne unserer Bürger zu treffen." Es dürfe "nicht zum Ausbluten der ländlichen Regionen durch Beschlüsse unserer Bundesregierung kommen". 

Keine Hoffnung mehr auf eine Zukunft der Einrichtung hat Diana Danner: "Es ist schade, dass alle Bemühungen erfolglos bleiben und die Schließung wohl nicht abzuwenden ist." Die Bürgermeisterin von Zaberfeld kritisiert: "Es bestätigt sich, dass die große Politik die Bodenhaftung verloren hat." Der Bedarf sei vorhanden. Stattdessen verlieren man in der Region einen wichtigen Standortfaktor. 

Heilbronner Landräte setzten sich für Standortsicherung in Brackenheim ein

Tatsächlich hat es große Anstrengungen gegeben, die Notfallambulanz zu erhalten. Öffentlich haben sich die Heilbronner Landräte in den vergangenen Jahren immer wieder für den grundsätzlichen Erhalt einer Notfallambulanz ausgesprochen. Der damalige Landrat Detlef Piepenburg hatte im Sommer 2016 in einem Stimme-Interview Strukturanpassungen aufgrund der defizitären Lage in den beiden kleineren SLK-Einheiten in Brackenheim und Möckmühl zwar nicht ausgeschlossen, gleichzeitig aber eine Standortsicherung gegeben.

Und auch der derzeitige Landrat Norbert Heuser äußerte sich klar: Die Hausärztliche Notfallpraxis Brackenheim sei ein sehr wichtiger Baustein für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im südwestlichen Teil des Landkreises, sagte Heuser noch im Januar 2023.       

Ärzte schlossen sich für medizinische Versorgung zusammen

Auch Stephan Roder, Bezirksbeirat der KV und Mitglied im Verein Ärztlicher Notfalldienst Landkreis Heilbronn Süd, stand hinter dieser außergewöhnlichen Struktur, war aktuell jedoch nicht zu erreichen. Der Verein hatte sich 2003 geründet. In ihm sind rund 120 niedergelassene Ärzte zusammengeschlossen. In ihrem Versorgungsgebiet im südlichen Landkreis leben etwa 132.000 Menschen.

Aus diesem Verein haben sich 18 Ärzte in einem Pool zusammengeschlossen, die die Dienste der Notfallambulanz übernommen haben. "Wir brauchen eine Versorgung am Standort. Das kann man nicht nach Heilbronn verlagern. Dafür ist das Gebiet zu groß", so Roder damals. Das Gebiet reicht von Löwenstein bis Zaberfeld und von Massenbachhausen bis Beilstein. Darüber hinaus schließt es auch die Heilbronner Stadtteile Horkheim und Sontheim mit ein. 

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Kommentare

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Wilfried Binder am 05.09.2024 14:41 Uhr

Wie perfide ist das denn???

2016 schließt man das Krankenhaus (inkl. Notaufnahme) in Brackenheim. Als "Beruhigungspille" gab es die Notfallpraxis, Nun, 8 Jahre später, schließt man die Notaufnahme mit dem Argument, weil am Standort kein Krankenhaus mit Notaufnahme (mehr) ist. Und das, obwohl die Notfallpraxis nach medialer Berichterstattung nicht defizität arbeitet.

Die SLK klagt ständig wegen überlasteter Notaufnahmen und die KV-Baden-Württemberg sorgt durch Schließung der Notfallpraxis für noch mehr Überlastung. Für die Landbevölkerung bedeutet dies, neben 30 min Fahrt bis zur Notfallpraxis, dort weitere Wartezeiten bis man sich der Notfälle annehmen kann.

Bei Unfällen ist man zu erster Hilfe verpflichtet, kann im Falle von Untätigkeit wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt und bestraft werden. Erste Hilfe heißt aber auch, daß diese so schnell als möglich eingeleitet werden muss. Im Falle, aus zeitlicher Verzögerung resulitierender medizinischer Folgeschäden, sollte die KV - als Initiator der Schließung von Notfallpraxen - auf Schmerzensgeld und Schadenersatz verklagt werden.

Hilfe in medizinischen Notfällen, darf nicht unter monetären bzw. gar profitorientierten Gesichtspunkten erfolgen.

Und brandaktuell:
In Thüringen und Sachsen ist die Wahl mit dem bekannten Ergebnis ausgegangen, u.a. auch weil die ländliche Infrastruktur immer weiter ausgedünnt wurde. Nach Corona, Ukraine- und sonstigen Kriegen, Inflation, unkontrollierte Zuwanderung, Wohnungsmangel, Klimakrise etc. fragt sich auch der Geduldigste so langsam, warum dann auch noch ständig "neue Säue durchs Ort getrieben" und Bürgern immer weitere Belastungen aufgebürdet werden? Will man zunehmende Systemverdrossenheit und vergleichbare Entwicklungen auch in BW??

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