Neue Mülltonnen im Kreis Heilbronn: Behältertausch kostet Millionen Euro
Das leerungsbezogene Sammelsystem erfordert eine Bechippung der Mülltonnen. Trotz der hohen Kosten ist das Einsammeln und Ausliefern neuer Behälter wohl wirtschaftlicher als die Nachrüstung.
350.000 neue Behälter werden im Landkreis Heilbronn ausgeliefert. Zu den neuen Bio- und Restmülltonnen kommen zusätzlich noch die LVP-Tonnen mit dem gelben Deckel. In der Stadt Heilbronn werden bis Jahresende 70.000 neue Mülltonnen verteilt.
Neue Tonnen in Stadt und Landkreis Heilbronn: Was kostet das Ganze?
Fragt man nach den Kosten, hüllen sich Landratsamt und die Pressestelle der Stadt in Schweigen. „Zu den Kosten für Einsammlung und Verteilung können wir aus Gründen des Bieterschutzes keine Angaben machen“, heißt es vom Landratsamt. „Zu den Kosten für Verteilung und Rückholung/Entsorgung können wir aus vergaberechtlichen Gründen leider keine Auskunft geben“, so formuliert es die Pressestelle der Stadt.
Brancheninsider gehen davon aus, dass die reinen Beschaffungskosten für einen ungechippten 240 Liter Behälter für Restmüll ungefähr 25 Euro betragen, die Gefäße für Bioabfälle seien in der Regel unwesentlich teurer. Dies gelte natürlich nur bei der Bestellung großer Stückzahlen.

Bei diesem Betrag sind weitere Kosten für die Verteilung und Einsammlung noch nicht berücksichtigt. Nimmt man diese Zahl aber – rein spekulativ – als Grundlage, würden 1,75 Millionen Euro für die Stadt und 8,75 Millionen Euro für den Landkreis als Beschaffungskosten für die Behälter zu Buche schlagen.
Im Landkreis Heilbronn sind die Mülleimer bisher im Privatbesitz
Eine große logistische Hürde wäre die Nach-Chippung der Behälter im Landkeis. „Dies wurde diskutiert“, sagt Andreas Zwingmann vom Landratsamt. Allerdings hätten sich dabei einige rechtliche und logistische Hürden ergeben, so der Sprecher.
Zum einen gehören die aktuellen Behälter nicht dem Landkreis Heilbronn, sondern befinden sich im Privateigentum der Bevölkerung. „Eine Nachbechippung ist damit rechtlich nicht ganz einfach und müsste von den jeweiligen Eigentümern der Behälter geduldet werden. Außerdem wäre es ein nicht darzustellender Aufwand, alle existierenden Behälter ausnahmslos zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Bechippung bereitzustellen.“
Tonnen-Tausch im Raum Heilbronn: Nachbechippung würde „extreme Kosten“ verursachen
Abgesehen von den „extremen Kosten“, die eine Nachbechippung aller bestehenden Behälter verursachen würde, wäre die Versendung der Chips zur selbstständigen Anbringung ebenfalls nicht möglich. „Dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Heilbronn ist aufgrund des Privateigentums nicht bekannt, welche Anzahl und Größen an Behältnissen im Umlauf sind.“ Zudem könne nicht sichergestellt werden, dass alle Chips richtig und auch an den dafür vorgesehenen Behältern angebracht werden.
Zudem seien viele Restabfallbehälter mittlerweile in die Jahre gekommen und das Material bereits ermüdet, da sie aus der Verteilung im Jahr 2006 stammen. Die Biotonnen sind zum Teil sogar älter. Hitze, Kälte und UV-Strahlung tun ihr Übriges. „Aktuell erreichen uns eine Vielzahl an Reklamationen aufgrund von defekten Behältern im Zusammenhang mit Materialermüdung. Ein Austausch der Behälter im Zuge der Bestückung mit Ident-Chips ist daher sinnvoll und notwendig.“
In Stadt und Landkreis Heilbronn eingesammelte Behälter werden recycelt
Die eingesammelten Behälter in der Stadt Heilbronn und im Landkreis werden recycelt. Daraus können wieder neue Mülltonnen produziert werden. Die neuen Abfallbehälter bestehen ebenfalls zu einem hohen Anteil aus recyceltem Material und tragen das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Auch in anderen Landkreisen, beispielsweise in Ludwigburg, wurde der Tonnentausch schon vollzogen. Daher befinden sich immer Behälter im Kreislauf, die eingeschmolzen und zu neuen Mülleimern werden.
Zum Teil lassen sich die Tonnen auch direkt wieder einsetzen. „Gut erhaltene Abfallbehälter werden gegebenenfalls aussortiert und einer Wiederverwendung zugeführt“, betont Claudia Küpper von der Pressestelle der Stadt Heilbronn.
Neues Sammelsystem im Landkreis Heilbronn soll steigende Kosten abfedern
„Ein Ziel der Umstellung des Sammel- und Gebührensystems im Landkreis Heilbronn ist unter anderem die Reduzierung der überdurchschnittlich hohen Menge an Restabfall“, so der Sprecher des Landratsamtes. Damit sollen erhebliche Kostensteigerungen für die Restabfallbehandlung abgefedert werden. „Die Gebühren sind verursachergerechter gestaltet.“ Ziel sei auch gewesen, die Grundausstattung aller Grundstücke und Betriebe mit Abfallbehältern sicherzustellen. „Daher hat sich der Landkreis für die Einführung eines Ident-Systems entschieden.“
Bei den Farben gibt es kleine Unterschiede: Der Korpus der Behälter im Landkreis ist künftig einheitlich schwarz, der Deckel je Abfallart unterschiedlich farbig, also schwarz für Restmüll, braun für Bio und gelb für Verpackungen. Bei der Stadt sind die neuen, aus Recyclingmaterial hergestellten Biotonnen weiterhin komplett braun. Abhängig von der Farbe des bei der Herstellung eingesetzten Recyclingmaterials ist die Farbe der neuen Biotonnen zu einem großen Teil etwas dunkler braun als bisher.

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