Neckarsulm bereitet sich auf das 44. Ganzhornfest mit viel Teamgeist vor
In Neckarsulm laufen die Aufbauarbeiten für das 44. Ganzhornfest. Von Samstag bis Montag sorgen Vereine und Stadt für ein sicheres und fröhliches Fest rund ums Deutschordensschloss.
Der Akkuschrauber surrt vernehmlich, als Jan-Marcel Dierolf und seine Kollegen vom Bauhof die Stützen der Hauptbühne am Museumsplatz, die auf einem großen Hänger steht, ausfahren. „Um sie auszutarieren“, erklärt er. Schließlich soll sie zum 44. Ganzhornfest in Neckarsulm schön gerade stehen.
Auch an anderen Ecken rund um das Deutschordensschloss, in den umliegenden Gassen und am Karlsplatz wird fleißig geschafft. Heute gibt es noch einmal den letzten Feinschliff. Dann steht dem fröhlichen Festbetrieb an drei Tagen nichts mehr im Wege. Gefeiert wird von Samstag, 6., bis Montag, 8. September.
Aufbauarbeiten zum Ganzhornfest in vollem Gange: Passgenauer Aufbau für 38 Stände
38 Stände wird es geben; 23 städtische Hütten hat der Bauhof an Ort und Stelle platziert – passgenau mit dem Gabelstapler, damit im Notfall die Feuerwehr noch durchpasst. Viele Vereine haben auch ihre eigenen Hütten, Zelte und Pavillons aufgebaut. Nach so vielen Jahren sitzt jeder Handgriff.
So zum Beispiel beim Gesangverein Lassallia. Die beiden Bewirtungshütten, aus denen von Samstag an Steaks und Hackbraten im Brötchen kommen werden, hat die Stadt bereits vor das Standesamt gehievt. Die Wasserwaage liegt noch auf der Mauer – damit die Grills nicht aus dem Gleichgewicht kommen. Das Standesamt wird zum Vorbereitungsraum. Es gibt große Kühlschränke für das Fleisch. „Den Boden haben wir abgeklebt, damit das Parkett keinen Schaden nimmt“, verrät Claudia Bender.
Handarbeit beim Aufbau: Sänger stemmen Dachteile für das Kassenhäuschen gemeinsam
Gleich gegenüber beginnt für die Sänger eine kritische Phase. Die Wände des Kassenhäuschens stehen schon und sind zusammengeschraubt. „Alles händisch“, versichert Harald Schübel. Dann müssen die beiden schweren Dachteile nach oben gelupft werden. Ganz schön schwer, aber zu dritt kein Problem.
Mit seinen Sangeskolleginnen und -kollegen freut sich Vorstand Hans Peter Lohrey auf das Traditionsfest. „Wir sind von Anfang an dabei“, betont er. Neben dem Zusammenhalt im Neckarsulmer Gefüge stand am Anfang eher der Aspekt im Vordergrund, Geld für die Vereinskasse zu verdienen. Inzwischen geht es immer mehr um soziale Gesichtspunkte: „Die Leute freuen sich über drei Tage Fest.“
Tradition und Musikgeschichte: Ganzhornfest erinnert an Amtsrichter und Heimatdichter
Dirigent Heinrich Klassen schaut bei der Lassallia vorbei. Eigentlich hilft er aber beim Sängerbund mit, um das Zelt vor der ehemaligen WG aufzubauen. Dort steht der älteste aktive Sänger des ältesten, immerhin 1830 gegründeten Neckarsulmer Vereins auf der Leiter, um die Verspannungen anzuziehen.
Er weiß von den Ursprüngen des Ganzhornfests im Jahr 1980, als 31 Vereine mit im Boot waren. Es gehe auf den Heimatverein und den Sängerbund zurück. Sie hätten den 100. Todestag von Wilhelm Ganzhorn, von 1859 bis 1878 Amtsrichter in Neckarsulm, zum Anlass genommen. „Wir haben ein Lied dazu gedichtet“, erinnert er sich und stimmt hoch auf der Leiter zur Melodie von „Im Schönsten Wiesengrunde“ die damals neuzeitliche Version mit Anklängen an Historie und Lokalpolitik an. Er berichtet auch von Quellen, dass Ganzhorn nach eigenem Bekunden den Text der heimlichen Neckarsulmer Hymne 1850 geschrieben habe.
Sicherheit geht vor: 50 Lautsprecher für die Notfallbeschallung im gesamten Festareal
Der schönste Wiesengrund doch anderswo? Kräftig und fröhlich gefeiert werden darf trotzdem. Dabei muss natürlich die Sicherheit beachtet werden.
Christian Keicher, Chef der für die Tontechnik auf der Museumsbühne verantwortlichen Erlenbacher Firma Keicher IT, hält die Fünf-Meter-Leiter, während sein Vater Ulrich Kabelverbindungen an einer Platane legt. Die Kabel führen weiter in Quer-, Schloss- oder Löwengasse. „Für die Notfallbeschallung“, erklärt er. „Laut Polizeiverordnung müssen alle Gäste zu erreichen sein.“ Insgesamt 50 Lautsprecher installieren sie dafür.
Auch Markus Ehrenfried freut sich auf das Fest – als Keyboarder der Polizei-Big-Band zugleich mit „sehr weinenden Augen“. Der Grund: „Wir haben am Montagabend unser letztes Konzert, danach löst sich die Polizei-Big-Band auf.“