Bohrungen auf Aquatoll-Gelände: Neckarsulm wertet Erdwärme-Ergebnisse aus
Das Wärmenetz in Neckarsulm soll klimaneutral werden. Geothermie-Probebohrungen haben auf dem Aquatoll-Gelände stattgefunden. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.
Bis zum Jahr 2045 soll die Wärmeversorgung klimaneutral werden. Die Stadtwerke müssen dafür nach einer Kostenschätzung für die Transformation des Biomasseheizkraftwerkes und dem dazugehörigen Wärmenetz über 23 Millionen Euro investieren. Eine Möglichkeit zur Gewinnung von Erdwärme auf dem Aquatoll-Gelände wurde jetzt geprüft.
Geothermie: Aquatoll in Neckarsulm wird doch nicht zur Energiezentrale
Im wirtschaftlichen Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien schneidet die Geothermie aber schlecht ab. Mit 177 Euro je Megawattstunde ist die Erdwärme teurer als die Nutzung von Biomasse mit 146 Euro. Daher wird dem Gemeinderat in der Sitzung am kommenden Donnerstag vorgeschlagen, statt der Geothermie lieber die sogenannte Variante 4 mit Biomassenutzung weiter zu verfolgen.

Probebohrungen auf dem Aquatoll-Gelände haben ergeben, dass die Förderung von Wasser über Erdsonden zu aufwendig ist. Bis zu 600 Erdwärme-Sonden in 90 Meter tiefen Löchern sollten temperiertes Wasser für eine Groß-Wärmepumpe liefern. Eine Simulation unter Berücksichtigung der Probebohrungen habe aber ergeben, dass der Betrieb der Anlage nicht genug Energie aus der Erde holt, um den Betrieb wirtschaftlich am Laufen zu halten.
Energie aus Erdwärme – Probebohrungen am Neckarsulmer Aquatoll
Mittels „Turbosonden“ könnte der Energiegewinn zwar gesteigert werden, diese sind aber auch sehr viel teurer als die normalen Erdsonden, die im Prinzip nur aus dicken Schläuchen bestehen. Zudem ist durch die Geologie mit höheren Kosten für die Bohrungen zu rechnen als zunächst angenommen wurde. Je nach Variante würde sich allein die Bohrkosten auf sieben bis über acht Millionen Euro beziffern.
Ein weiterer Punkt, der gegen die Erdwärmenutzung spricht, sind die hohen Stromkosten für die Groß-Wärmepumpe, um die gewünschte Einspeisetemperatur von 80 Grad für das Wärmenetz der Stadt zu erreichen. Diese kann bei einem Verbrennungsprozess leichter erreicht werden.
Ökologische Wärmegewinnung wird für Verbraucher teuer
Als Fazit ergibt die Studie: Erdwärme ist möglich, aber teuer. Noch tiefer zu bohren, um eine höhere Vorlauftemperatur zu erreichen, ist nicht erlaubt, weil dann grundwasserführende Schichten angezapft werden. Nur mit zusätzlicher Wärmeerzeugung könnte die Geothermie einen Beitrag zur klimaneutralen Energieversorgung liefern.
Für die Nutzer der Wärmeversorgung wird es in jedem Fall teurer. Um sieben Cent mit Steuern je Kilowattstunde wird der Preis durch die Investitionen ansteigen. Allerdings werden auch konventionelle Energieträger durch den CO₂-Preis deutlich teurer.
Durch die Verwertung regionaler Biomasse und ein System zur Energierückgewinnung reduziere man den „ökologischen Fußabdruck“ deutlich, ist sich Stadtwerkechef Thomas Haag sicher. „Damit wird ein zukunftsfähiges, ressourcenschonendes Betriebskonzept umgesetzt. Dies entlastet nicht nur das überregionale Energiesystem, sondern reduziert auch die damit verbundenen CO₂-Emissionen nachhaltig.“