300 Erdsonden auf dem Aquatoll sollen Energie fürs Nahwärmenetz liefern. Aber erst mit dem Ergebnis der Probebohrungen könne man entscheiden, ob Geothermie für Neckarsulm wirtschaftlich wäre. Ziel ist, den bisher hohen Anteil an Erdgas an der Wärmeerzeugung zu ersetzen.
Wird das Aquatoll zur Energiezentrale? Erdwärme-Probebohrungen in Neckarsulm
Auf dem Gelände des seit 2022 geschlossenen Freizeitbads Aquatoll werden Probebohrungen durchgeführt. Erdwärme in Kombination mit einer Groß-Wärmepumpe könnte über das Nahwärmenetz viele Haushalte in Neckarsulm versorgen.
Das Aquatoll könnte zur Energiezentrale für Neckarsulm werden. Auf dem Gelände des seit 2022 geschlossenen Freizeitbads werden Probebohrungen durchgeführt. Erdwärme in Kombination mit einer Groß-Wärmepumpe könnte über das Nahwärmenetz viele Haushalte in Neckarsulm versorgen.
Insgesamt könnten 300 Erdwärme-Sonden in 90 Meter tiefen Löchern versenkt werden. Die Stadtwerke hoffen, dass am Ende damit rund ein Megawatt Leistung stehen wird. Jürgen Wagner, der bei den Stadtwerke für die Kommunale Wärmeplanung zuständig ist, schaut sich die Probebohrungen auf dem Gelände an.

Probebohrungen in Neckarsulm: In 90 Metern Tiefe ist es auch im Winter warm genug
Bis auf 90 Meter Tiefe arbeitet sich Bohrgeräteführer Jochen Weyhrauch mit seinem Team vor. „Risiken gibt es keine“, sagt der gut gelaunte Fachmann. Seine größte Sorge ist, dass das Loch einstürzen könnte. Deshalb ist Vorsicht angesagt.
Geologin Teja Kersmanc hat andere Sorgen: Die Haßmersheim-Schichten. Sollte der Bohrer auf Muschelkalk stoßen, wären davon Grundwasserleiter betroffen. Aber das ist offensichtlich unter dem Aquatoll nicht der Fall.
Erdwärme-Probebohrung in Neckarsulm: Geotechniker rechnet mit 12 bis 13 Grad
Wasser gibt es aber reichlich. „Für ein Freibad gäbe es eine natürliche Speisung“, scherzt Weyhrauch. Spannend für den Geotechniker Tim Theophil ist vor allem die Frage, welche Temperatur in der Tiefe herrscht. In Hamburg fördert man aus 1300 Meter Tiefe 48 Grad warmes Wasser. So weit will man in Neckarsulm aber nicht vordringen. „Wir rechnen mit 12 bis 13 Grad.“
Diese Temperatur reiche im Winter aus, erklärt Wagner. „Wir wollen fossilen Brennstoff für unser Nahwärmenetz in Neckarsulm einsparen“, erklärt der Stadtwerke-Projektleiter. Eine Groß-Wärmepumpe am Aquatoll würde mit dem Wasser aus der Tiefe nochmal einiges rausholen. Der so genannte Cop-Faktor liege bei 2,3. Das bedeutet, dass man das 2,3-fache der Einspeisung an Energie gewinnen könne.
Erdwärme-Nutzung in Neckarsulm? Wärmepumpe verdoppelt den Energiegewinn
Wenn man von 300 Erdsonden ausgeht, könne man am Ende damit ein Megawatt, also 1000 Kilowatt Energieleistung pro Stunde bekommen. „Dabei haben wir eher vorsichtig gerechnet“, betont Wagner. Bei der Probebohrung geht es jetzt erst mal darum, ob sich die erhoffte Temperatur auch wirklich einpendelt.

In das Loch wird die Erdsonde versenkt, die im Prinzip aus nichts anderem als dicken, mit Wasser gefüllten Schläuchen besteht. Nachgeholfen wird ab 70 Metern mit „blanker Manneskraft“. „Pull, Pull!“, feuert Weyrauch sein Team an. Die nicht benötigten Rohr-Enden werden abgeschnitten und verpresst.
Die Lücken im Bohrloch werden mit Zement verfüllt, damit keine Hohlräume bleiben. „Wir müssen jetzt zwei Wochen warten, bis sich die Temperaturen angeglichen haben“, erklärt Theophil. Das Wasser in den 90 Meter langen Schläuchen erwärmt sich auf die Umgebungstemperatur. Sollten sich die erhofften 12 bis 13 Grad einstellen, wäre das für eine Groß-Wärmepumpe ausreichend. Später soll die Wärme dann mit dem Frostschutzmittel Glykol angereichertem Wasser fließen.