Landkreis Heilbronn plant Müll-Revolution – die wichtigsten Änderungen
Gelbe Tonne und Chip im Mülleimer: Vor dem Hintergrund massiv steigender Kosten stellt der Landkreis Heilbronn das Abfallsystem ab 2026 komplett um. Jetzt stehen auch die Gebühren fest.
Vier Jahre konnten die Abgaben im Hohenlohekreis stabil gehalten werden, jetzt führt kein Weg an der Erhöhung vorbei. Die Entsorgung von Restmüll und Biomüll im Hohenlohekreis wird also teurer. Und auch für Haushalte im Landkreis Heilbronn wird es zunächst teurer, perspektivisch aber günstiger, so die Kalkulation des Landratsamtes.
"Wir wollen von der Restmüllmenge runter und müssen das auch", sagte Landrat Norbert Heuser vor der Sitzung des Kreistags am Montag, 4. November in Oedheim. Das Gremium zurrte die Gebührenordnung fest, nachdem der Grundsatzbeschluss für die Systemumstellung bereits im Mai 2023 gefallen war. Gegenüber dem bisherigen Verfahren wird es ab dem 1. Januar 2026 weitreichende Änderungen geben.
So stattet der Landkreis bis Ende 2025 alle Haushalte mit Rest- und Biomüllbehältern der gewünschten Größe aus, bisher mussten Verbraucher die Behälter selbst kaufen. Sie werden mit einem elektronischen Chip ausgestattet sein, der die Leerungen erfasst und eine eindeutige Zuordnung zum Nutzer ermöglicht. Marken und Banderolen sind dann nicht mehr nötig.

Abfallentsorgung im Landkreis Heilbronn: Gelbe Tonne wird eingeführt
Weitere wichtige Änderung: Erstmals wird es auf freiwilliger Basis eine Gelbe Tonne geben, die mit sogenannten Leichtverpackungen gefüllt wird. Joghurtbecher, Milchtüten oder Zahnpastatuben werden im Landkreis bislang gesammelt und zu den Recyclinghöfen gebracht. Diese Option wird es allerdings weiterhin geben.
Von der Gelben Tonnen erhofft sich der Landkreis, dass weniger Recyclingmaterial aus Verpackungen aus Bequemlichkeits- oder Platzgründen im Restmüll landet. Hier werden pro Einwohner und Jahr sieben Kilogramm solchen Plastikmülls zur Wiederverwendung gesammelt, im Landesvergleich ein sehr schlechtes Ergebnis. Im Kreis Rastatt liegt dieser Wert mit 49 Kilogramm sieben Mal so hoch wie im Landkreis Heilbronn.
Dieser ist wiederum beim Restmüll traurige Spitze. Im Landkreis fallen 146 Kilogramm Hausmüll pro Einwohner und Jahr an, etwa doppelt so viel wie beispielsweise im Zollernalbkreis mit 74 Kilogramm. Über das Gebührensystem will der Kreis jetzt weitere Anreize schaffen, Müll zu vermeiden und zu trennen.
Leerung der Rest- und Biotonnen im Landkreis Heilbronn: Das ist geplant
So werden Rest- und Biotonnen weiter alle zwei Wochen von der Müllabfuhr geleert, in der Gebühr inklusive sind aber nur zwölf Leerungen. Was darüber hinausgeht, kostet extra. Die monatliche Abfuhr von Gelber Tonne und Papier über den blauen Behälter verursacht keine zusätzlichen Kosten.
Hintergrund des Systemwechsels ist neben der Müllvermeidung, dass Ende 2025 Verträge zwischen Entsorgern und dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises auslaufen. Bliebe alles beim Alten sei bei Neuabschluss der Verträge mit Mehrkosten von 58 Prozent zu rechnen, argumentiert das Landratsamt.
Müllabfuhr im Landkreis Heilbronn: Auf Verbraucher kommen steigende Kosten zu
Allerdings müssen sich Verbraucher auch so auf steigende Kosten einstellen. Schon 2025, also vor dem Systemwechsel, steigen die Gebühren um durchschnittlich 3,5 Prozent. Mit der Umstellung wird es für viele zunächst noch einmal teurer. Die Kreisbehörde rechnet aber damit, dass die Kosten mittelfristig sinken, wenn die Müll-Wende ihre Wirkung entfaltet. Im Beispielfall eines Grundstücks mit vier Personen betragen die Gebühren demnach ab dem kommenden Jahr 255 Euro, nach der Umstellung 316 Euro. Allerdings nur, wenn wie bisher so viel Restabfall anfällt, dass 14-tägige Leerungen nötig sind. Hat sich das Verfahren eingespielt und der Restmüll wie vom Kreis kalkuliert reduziert, sind bei zwölf Leerungen noch 243 Euro fällig.
Jeder Einzelne könne "durch Vermeidung und korrekte Wertstofftrennung" die Gebührenhöhe beeinflussen, sagt Beate Fischer, Leiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs. Anfang des kommenden Jahres startet der Kreis eine Abfrage, welche Tonnengröße die jeweiligen Haushalte haben wollen. Die Entscheidung können sie während einer Kulanzphase kostenlos korrigieren. Nach der "Einlaufphase" kann die Restabfallmenge im Landkreis nach Berechnungen des Landratsamtes um bis zu 25 Prozent sinken.