Mit seiner „Stadtbild“-Aussage sendet Friedrich Merz fatale Signale
Deutschland ist offen, divers und multikulturell, das sieht man auch. Wer das als Problem markiert, stellt nicht die alte Ordnung wieder her, sondern stilisiert Einwanderung zur Bedrohung.

Wie oft hat Friedrich Merz, der doch Kanzler aller Deutschen sein will, betont, mit ihm werde es keine Annäherung an die AfD geben? Doch diese Versprechungen klingen hohl angesichts seiner „Stadtbild“-Aussage, die er gestern noch einmal wiederholt und bekräftigt hat.
Friedrich Merz grenzt Millionen von Menschen aus
Friedrich Merz sagt, Migration sei „ein Problem im Stadtbild“. Wer so spricht, erklärt Menschen selbst zum Problem. Er kleidet Entwicklungen, die es in deutschen Städten zweifellos gibt – Wohnungsnot, Kriminalität, Armut – in optische Kategorien: Wer nicht ins Raster von Ordnung und Homogenität passt, „wie früher“, als die Gesellschaft vermeintlich einheitlicher war, wird zur Störung erklärt und gilt als unerwünscht.
Deutschland ist längst eine Einwanderungsgesellschaft
Daran ist alles falsch. Diese Sprache verletzt und grenzt Millionen von Menschen aus, die nach den Kategorien von Merz „nicht deutsch aussehen“. Denn das „Stadtbild“, von dem er so verächtlich spricht, ist längst Ausdruck unserer Realität: Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft, unser Land ist divers, multikulturell und offen, das sieht man auch. Wer das als Problem markiert, stellt nicht die alte Ordnung wieder her, sondern stilisiert Einwanderung zur Bedrohung für Sicherheit, die Sozialsysteme und „deutsche Kultur“.
Merz will sich klar von der AfD abgrenzen – doch seine Worte klingen, als würde er der Partei nach dem Mund reden. Das ist auch für die Zukunft der Union nicht klug, denn es ist belegt: Wer rechte Narrative übernimmt, holt keine Wähler zurück von den Rändern, er stärkt damit nur die Extremen, weil sich der gesellschaftliche Diskurs immer weiter nach rechts verschiebt.