Sorgen wegen Maul- und Klauenseuche bei Viehhaltern im Raum Heilbronn
In Deutschland ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Besonders Schweinehalter in der Region äußern sich besorgt zu den neuen Handelsrestriktionen. Denn hierzulande unverkäufliche Teile gelten anderswo als Delikatesse.
Heute habe er in der Zeitung gelesen, dass Südkorea Schweinefleischimporte einstellt, sagt Jan Schwarting bezüglich der in Brandenburg ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) am Montagmorgen. Der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg (KBV) weiß: „Die Gefahr besteht immer, dass große Importmärkte wegbrechen.“ Und Asien sei ein großer Markt für Schweinefleisch.
Bauernvertreter verwundert: Maul- und Klauenseuche galt eigentlich als ausgestorben
Florian Petschl hat noch frühmorgens noch keine Information über Handelssperren. Der stellvertretende KBV-Vorsitzende, selbst Landwirt in Marbach und im Verband für den Bereich Tierhaltung zuständig, bringt aber in Erfahrung, dass der Landesverband für den Nachmittag eine Besprechung zu dem Thema anberaumt hat. Der Halter von 1600 Mastschweinen ist „nicht mega beunruhigt“, wenngleich es eine Katastrophe wäre, wenn Drittländer als mögliche Abnehmer von deutschem Fleisch abspringen würden.

Derzeit sei es aufgrund der Blauzungenkrankheit bei Rindern und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Schweinen ohnehin schwierig. Das MKS-Virus habe in Europa eigentlich als ausgestorben gegolten. Petschl erinnert sich an einen letzten Ausbruch in Bulgarien 2011. Er wundert sich, woher das nun nach Brandenburg gelangt ist.
Maul- und Klauenseuche: Export von zahlreichen Produkten kaum noch möglich
Fakt ist: Innerhalb der Europäischen Union (EU) sind Transporte von Tieren und Milchprodukten außerhalb der Sperrzonen weiterhin möglich. Aber: „Durch den Verlust des MKS-Freiheitsstatus nach den Vorgaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) sind ab sofort zahlreiche Veterinärbescheinigungen für den Export von insbesondere Produkten von Wiederkäuern und Schweinen nicht mehr ausstellbar“, informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am 11. Januar auf seiner Website.
„Das bedeutet, dass der Export von beispielsweise Milch und Milchprodukten, Fleisch und Fleischprodukten, aber auch von Häuten und Fellen, gesalzenen Naturdärmen oder Samen und Blutprodukten aktuell kaum mehr möglich ist.“ Weiterhin befürchtet man: „Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Drittländer auf Grund des MKS-Ausbruchs umgehend Sperren für Waren aus Deutschland verhängen werden.“
Gemminger Schweinezüchter: Schwänze, Pfoten, Köpfe gehen ins Ausland
Das Problem für Schweinehalter skizziert der Gemminger Schweinezüchter Burkhard Monninger, Halter von knapp über 1000 Borstentieren: „Wir verkaufen im Export vor allem Restprodukte.“ So manches, was in der Region kaum verkäuflich ist, gilt im außereuropäischen Ausland, speziell in Asien, als Spezialität: Schwänze, Pfoten, Köpfe und Innereien zum Beispiel. Das mache das Schwein konkurrenzfähig, weiß Monninger.

Nun ist der Gemminger „ziemlich sicher, dass alles blockiert wird“. Nachdem der chinesische Markt schon seit Ausbruch der ASP weitgehend dicht sei.
Weitere Sorge: Schweinepest grassiert bereits im Rhein-Neckar-Kreis
Er selbst, sagt der Landwirt, sei weniger stark betroffen, da er mit Metzgern Verträge habe, die alles irgendwie verwerten. Schweineohren, etwa, würden von Hundehaltern geschätzt. Allerdings sei der Markt schrumpfend; wie sich die MKS darauf auswirkt, könne er noch nicht quantifizieren. Mehr Sorgen habe er wegen der ASP, da die „vor der Haustür im Rhein-Neckar-Kreis“ grassiere.
Da stünden in manchen Betrieben gesunde Tiere unter Beobachtung, die dann nur in einem Betrieb nahe Hamburg geschlachtet werden dürften. Der Erlös decke dann kaum mehr als die Transportkosten. Monninger selbst hat, wie viele Landwirte, eine Ertragsschadenversicherung, die auch Umsatzverluste durch MKS umfasse. Die gelte aber nur für ein Jahr und sei „keine Vollkasko“.
Mitarbeiter eines Leingartener Betriebs kritisiert EU-Vorgaben
Auch Helmut Gahse kann noch „nicht sagen, wie sich das auswirken wird“. Als Rentner arbeitet er auf dem mittlerweile von Sohn Thomas geführten Betrieb in Leingarten mit. 600 Aufzuchtferkel und 1000 große Schweine werden hier gemästet. Gahse befürchtet aber, dass sich Preisdruck aufbaut und die Erlöse zurückgehen: „Das war bisher immer so.“ Der Umgang mit der MKS empfindet er als hysterisch.
„Da wird Geld verbrannt, weil man großflächig Bestände keult“, schimpft auf die EU-Vorgaben und denkt an das Jahr 1962 zurück. Da sei im Milchviehbestand seines Vaters auch mal die MKS ausgebrochen. „Wenn die Vorschriften von heute damals schon gegolten hätten, wäre ganz Leingarten ohne Rinder und Schweine gewesen.“
Rinderhalter aus Ittlingen: Rindfleisch und Milchviehprodukte werden kaum exportiert
Für den Rinderhalter Simon Schechter in Ittlingen ist das Exportthema eher zweitrangig. „Davon sind wir eigentlich weniger betroffen“, sagt er. „Mal abwarten, wie sich das weiterentwickelt“, schließlich sei das alles noch ganz neu.