Männliche Weinmajestäten: K(l)eine Revolution?
Erstmals treten Männer zur Wahl der neuen Deutschen Weinmajestäten an. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, meint unser Autor.
Nicht nur Frauen, wie in 76 Jahren davor, sondern erstmals greifen auch junge Männer nach der Deutschen Weinkrone – respektive zur Weinkette. Ist das revolutionär? Nein, heutzutage sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Emanzipation ist keine Einbahnstraße: nicht in der Familie, nicht im Beruf, warum also bei repräsentativen Ämtern? Könige neben Königinnen, Kaiserinnen neben Kaisern: Das gibt es in richtigen Monarchien schon immer. Höchste Zeit, dass sich andere Institutionen und Berufsverbände dafür öffnen.
Einige Regionen haben bereits männlichen Regenten, auch Württemberg
Freilich: Dem Deutschen Weininstitut bleibt gar nichts anderes übrig, als zu gendern, denn einige Regionen haben mit männlichen Regenten bereits Fakten geschaffen. Auch Württemberg, wo übrigens im November neu gewählt wird, hat mit Moritz I. Ocker seit 2024 einen Weinprinzen, der – nicht nur im Weindorf – eine gute Figur abgibt.

Kritiker müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie denn partout an einer weiblichen Repräsentationsfigur festhalten wollen? An den wichtigsten Wahlaspekten ändert sich im Übrigen nichts: Fachkompetenz, Persönlichkeit, Auftreten. Wollte etwa jemand in Abrede stellen, dass das Männer nicht ebenso gut können wie Frauen?
Ganz wichtig: Mit der Bewerbung allein ist es nicht getan. Am Ende entscheidet eine Jury – die mehrheitlich männlich besetzt ist. Auch hier wäre es – wie in so vielen gesellschaftlichen Bereichen – langsam Zeit für Gleichberechtigung.