Weinausschank-Projekt am Cleebronner Michaelsberg nimmt Form an
Auf dem Michaelsberg bei Cleebronn soll ein neuer Weinausschank gebaut werden. Jetzt liegen alle Stellungnahmen vor. Artenschutzrechtliche Bedenken halten sich in Grenzen. Für Diskussionen im Gemeinderat sorgte die Parkplatzfrage.

Ein Jahr ist vergangen, seit Ralf Plieninger vom Untergruppenbacher Stadtplanungsbüro Käser dem Cleebronner Gemeinderat Planungen für einen neuen Weinausschank am Michaelsberg vorgestellt hatte. Vergangenen Freitag war der Diplom-Ingenieur wieder Gast in der Ratsrunde. Der Anlass, so Bürgermeister Thomas Vogl: "Heute liegt das Ergebnis der Anhörungsrunde vor." Im Laufe des Jahres habe die Planung Höhen und Tiefen durchschritten.
Planung wird immer komplizierter
"Die Bebauungsplanunterlagen sind sehr umfangreich geworden im Vergleich zum Vorjahr", wies Plieninger auf die neun seitenstarken Anlagen hin, die die Gemeinderäte zum Tagesordnungspunkt erhalten hatten. Allein die Tabelle mit Stellungnahmen beteiligter Behörden und öffentlicher Stellen von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken bis zum Nabu Cleebronn umfasst 30 Seiten. "Das ist heute so", zeigte Plieninger auf die Leinwand mit der Liste: "Ich habe keine Hoffnung, dass das mal einfacher wird."
Weder geschützte Reptilien noch Insekten
Dabei halten sich artenschutzrechtliche Bedenken in Grenzen. Da die bisherige Ausschankhütte an der Kiesgrube auf dem Wanderparkplatz Näser als nicht mehr zeitgemäß empfunden wird, soll sich der Neubau an der südwestlichen Flanke des Michaelsbergs, etwa einen Kilometer südlich von Cleebronn, in das Landschaftsbild am Weinberg einfügen. Auf dem etwa 600 Quadratmeter großen untersuchten Gelände konnten weder Zaun- noch Mauereidechsen oder sonstige geschütze Reptilien nachgewiesen werden.
Auch fand man keine einzige Blauflügelige Ödlandschrecke. Die Untere Naturschutzbehörde hatte auf das potenzielle Vorkommen diser besonders geschützten Feldschrecke hingewiesen. Doch die Habitatverhältnisse auf den intensiv für den Weinbau genutzten, aufgrund von Düngemitteln stickstoffreichen Flächen sind eher untypisch. Sowohl das Insekt als auch Eidechsen und Schlingnattern bevorzugen weniger bewirtschaftete Lebensräume. Es sollen jedoch Maßnahmen, etwa ein Reptilienzaun, verhindern, dass die Tiere möglicherweise während der Bauphase einwandern.
Vögel sollen nicht gegen Scheiben knallen
Etwas anders verhält es sich mit den Vögeln. "Innerhalb und in der umliegenden Umgebung des Untersuchungsgebiets wurden im Erfassungsjahr 2020 insgesamt 34 Vogelarten festgestellt, davon 22 Brutvogelarten sowie sieben Nahrungsgäste und fünf durchziehende Vogelarten", führt das avifaunistische Gutachten von 2021 auf. Alle seien durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt, gefährdet sind in Baden-Württemberg insbesondere die Brutvögel Bluthänfling und Zaunammer. Daher ist dem Neubau des Ausschanks zur Auflage gemacht worden, durch ganz spezielle Glasfenster zu verhindern, dass Vögel gegen die Scheiben fliegen erläutert der Planer Plieninger.
Diskussion über die Parkplatzfrage
Für mehr Diskussion im Gemeinderat als der Bau und Standort des Gebäudes sorgte die Parkplatzfrage. Hier musste eine maßgebliche Änderung im Entwurf vorgenommen werden: "Der hatte Bedenken bei Fachleuten und Anliegern hervorgerufen", weiß der Ingenieur.
Daher wird darauf verzichtet, einen neuen Parkplatz anzulegen. Besucher können die vorhandenen Stellplätze auf dem vorhandenen Waldparkplatz nutzen - 51 an der Zahl, erfährt Wilhelm Speitelsbach (PC) auf Nachfrage.
Noch keine ideale Lösung in Sicht
"Wir gehen davon aus, dass ein Gutteil der Besucher zu Fuß oder mit dem Rad kommt", hofft Thomas Vogl. Gerald Seidler (AGU) wirft ein: "Aber an manchen Tagen ist der Parkplatz jetzt schon voll." Der Bürgermeister gibt zu: "Wir haben noch keine Lösung für die Stellplatzfrage gefunden." Er sieht aber insgesamt hinsichtlich des Neubaus "nichts mehr, was uns in größerem Stil in Schwierigkeiten bringen könnte."
Wann man den Planer wieder im Gemeinderat sehen würde, fragt Vogl Ralf Plieninger zum Abschluss: "Vor der Sommerpause würde ich für realistisch halten", lautet die Antwort. Das Projekt nimmt Form an.
Stichwort: Betrieb und Nutzung
Der Weinausschank soll in Zukunft nicht nur von der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen, sondern auch von der Weinkellerei Storz und den Weingütern Holzwarth und Ranspacher Hof betrieben werden. Geplant ist die Errichtung eines 270 Quadratmeter großen Gebäudes mit Terrasse. Öffnen wird der Ausschank weiterhin nur an Sonn- und Feiertagen.