Altes Rathaus in Stetten wird zum Gästehaus umgebaut
Das Ehepaar Ulrike und Alexander Dörr baut die frühere Verwaltungsstelle in Stetten mit hohem Aufwand seit drei Jahren um. Seit über zehn Jahren war das alte Rathaus zuvor ungenutzt. Die Liebe zu alten Gebäuden ist einer der Gründe für das Engagement.

Der kleine fensterlose Verschlag mit der dicken Metalltür dürfte auch für die künftigen Besucher ein spannender Hingucker sein. In früherer Zeit war dies eine Gefängniszelle im Alten Rathaus von Stetten. Zurzeit erfreut sich der Fachwerkbau aus dem 16 Jahrhundert einer Frischzellenkur.
Symbolischer Preis
2018 haben Alexander und Ulrike Dörr das seit über zehn Jahren im Wesentlichen ungenutzte historische Gebäude, das lediglich Vereinen noch als Lagerstätte diente, für einen symbolischen Preis von einem Euro von der Stadt Schwaigern gekauft. Seitdem investiert das Ehepaar viele Tage, Wochen und Monate, um es zu restaurieren und zu einem Gästehaus umzubauen. "Lass uns so etwas Tolles retten", hat Alexander Dörr damals zu seiner Frau gesagt. Bereits unter dem damaligen Bürgermeister Johannes Hauser, Vorgänger der heutigen Rathauschefin Sabine Rotermund, haben die beiden vorgefühlt, was die Stadt mit diesem Gebäude plane. Dort erhielten sie die Information, dass die Stadt Schwaigern es zum Verkauf freigeben wolle.
Die Frage, welchen Zweck dieses Haus künftig erfüllen soll, blieb lange unbeantwortet. "Wichtig war uns, dass es öffentlich bleibt, dass Menschen hineinkommen dürfen", sagt Ulrike Dörr. Denn früher sei es als Rathaus ja auch für die Bürger da gewesen. Und so entwickelte sich die Idee von einem Gästehaus. Schließlich ist Ulrike Dörr gelernte Hotelfachfrau.
Wirtschaftlichkeit und die Liebe zu alten Gebäuden

Die Liebe zu alten Gebäuden ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, "und die steht hinter jedem Vorhaben", sagt Alexander Dörr. Trotz der Förderung durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) müssen die Dörrs mehrere hunderttausend Euro in das Großprojekt investieren. "Zum Glück bin ich Zimmermann und kann vieles selbst machen. Sonst wären wir schnell bei 1,2 Millionen Euro." Dennoch ist der Businessplan, den das Ehepaar auf 430 000 Euro angesetzt hat, nicht aufgegangen und eine weitere sechsstellige Summe nötig geworden.
Als Zimmermann hat Alexander Dörr großen Wert auf die Substanz gelegt. "Wenn das Haus nicht aus Eiche gebaut worden wäre, hätte ich das alles nicht gemacht." Mit dem Denkmalamt habe es keinerlei Probleme gegeben. Ihre Pläne konnten die Dörrs wie gewünscht umsetzen.
Während im Erdgeschoss noch tiefste Baustellenatmosphäre herrscht, sind die Arbeiten in den oberen beiden Stockwerken mit je drei Zimmern ziemlich weit gediehen. Böden, Decken, Wände und die Badezimmer sind nahezu fertig. Im zweiten Obergeschoss hat der 54-Jährige Dachgauben eingebaut. Türzargen müssen hier und da noch zurecht gesägt werden.
Nachfrage für 2022 ist da

Ab Anfang des kommenden Jahres sollen die ersten Gäste übernachten und sich ihr Frühstück machen können. Die Nachfrage ist gut. Viele Gäste hätten schon für 2022 gebucht. Bis Januar oder Februar will Alexander Dörr verstärkt an diesem Projekt arbeiten. So lange wird der selbstständige Zimmermann in seinem Beruf kürzertreten und nur zeitlich überschaubare kleinere Aufträge annehmen, wodurch ihm allerdings wiederum Einnahmen entgehen. Im Sommer will er sich dann an das Außenfachwerk machen.
Seit September 2010 waren die Verwaltungsstellen in den Stadtteilen Stetten, Massenbach und Niederhofen personell nicht mehr besetzt. Der Publikumsverkehr hatte in den Jahren zuvor deutlich nachgelassen. Beschwerden aus der Bevölkerung wegen der Schließung hatte es damals nicht gegeben. Die Aufgaben wurden durch das Bürgerbüro im Rathaus in Schwaigern übernommen. Bezüglich der Gebäude hieß es schon damals seitens der Verwaltung, dass die Häuser anderweitig genutzt werden sollten.