Was macht die Hitze mit dem Wald im Forstrevier Wildeck?
Bäume sind gestresst und anfällig für Schädlinge. Der Borkenkäfer liebt Hitze und Trockenheit. Forstrevierleiter Fichtner kontrolliert alle zwei Wochen den Staatswald zwischen Wüstenrot und Beilstein.

Auf einer Anhöhe in den Weinbergen oberhalb von Lichtenstern lässt Alexander Fichtner seinen Blick schweifen über den Nordhang gegenüber. "Er ist saftig grün", stellt er zufrieden fest. Sein geschultes Auge erkennt: "Die Tannen sind kerngesund." Auch bei den Fichten und Douglasien im Staatswald kann der Leiter des Forstreviers Wildeck keine Krankheitssymptome ausmachen. Ein ganz anderes Bild gibt die Südseite am Reisacher Berg ab. Hier brennt die Sonne durch die eine oder andere lichte Krone von Eichen und Buchen. Das Feinastsystem stirbt ab, wird nicht mehr mit Wasser versorgt, von dem es in diesem Sommer viel zu wenig gibt.
Statt Regeneration ein Dämpfer
Einen ähnlich feuchten Sommer wie 2021, das hätte sich Fichtner gewünscht. Dann hätte sich der Wald wieder ein Stück weit regenerieren können nach dem Trockenjahr 2018, dessen Folgen 2020 sichtbar wurden. "Und jetzt kommt der nächste Dämpfer", sagt Fichtner. Der Borkenkäfer muss sich angesichts der anhaltenden Hitze und Dürre wie im Paradies fühlen. Ab 18 Grad fliegt der Schädling und sucht sich schwache oder von der Hitze und dem Wassermangel gestresste Fichten aus, bohrt sich in die Rinde, legt am nicht mal Stecknadel großen Loch den Muttergang und setzt seine Eier in die Larvengänge rechts und links davon. Das erinnert an ein aufgeschlagenes Buch, deshalb der Name Buchdrucker, erklärt der Experte. Ein gesunder Baum könne Harz produzieren und so das Loch verschließen.
Befallene Bäumen müssen gefällt werden

"Es ist noch kein Drama", sagt Fichtner. Aber es gelte, den Käferschaden so gering wie möglich zu halten, nicht dass die Lage in die andere Richtung kippe. Deshalb macht er sich alle zwei Wochen auf, sein 1600 Hektar großes Revier abzumarschieren und die Bäume auf Käferbefall oder neue Bruchstellen zu inspizieren. Nachmittags helfen ihm seine vier Waldarbeiter bei diesem Monitoring. In Lichtungen weiter zu arbeiten, wäre angesichts der Hitze nicht möglich. Mit einem roten X markiert Fichtner die Stämme, die gefällt werden müssen. "Ich finde alles", betont der Revierleiter. "Das ist mein Job." Und so wäre er schon sehr enttäuscht, wenn sich doch noch ein Baum mit braunen Nadeln finden ließe. Auf rund 300 bis 500 Festmester schätzt der Löwensteiner die Holzmenge, die ungeplant entfernt werden muss.
Kronen als Käferfalle
Am Ablageort für den Transport fällt ein Haufen Kronen, die extra gestapelt sind, auf. "Das ist meine natürliche Käferfalle", klärt der Revierleiter auf. Sie soll den Schädling davon abhalten, auf Bäume überzuspringen. Spätestens nach sechs Wochen wird dieses Holz vor Ort zu Hackschnitzeln zerkleinert.
Der Schädling ist für Fichtner ein Ärgernis. "Mein Job ist es, den Wald zu gestalten. Das kann ich nur, wenn ich bestimmen kann und nicht der Käfer." Derzeit sei er jedoch mit Schadensbewältigung statt mit Waldbau beschäftigt.
Eichen werfen unreife Eicheln ab
Auch wenn die aktuelle Hitze und Dürre noch keine neuen, gravierenden Spuren hinterlassen hat - erst nächstes Jahr wird sich zeigen, ob die Bäume wieder austreiben. Reaktionen gibt es dennoch. Laubbäume haben Sonnenbrand, verlieren ihre Blätter, die Eichen lassen ihre Früchte fallen, obwohl sie noch nicht ausgereift sind. Sie entledigen sich allem, was Nährstoffe kostet.
Junge Douglasien wachsen zum Teil nicht richtig
Auf einer Freifläche wird aufgeforstet. Während die Eichen recht ordentlich wachsen, befürchtet Fichtner, dass er 20 bis 30 Prozent Verlust bei den Douglasien haben wird. Solche Lücken im Wald, entstanden durch Sturm oder Käferbefall, sieht er nicht gerne, die Bäume drumherum sind anfälliger. Deshalb sollte der Bestand geschlossen sein, mäßig und zwei Mal im Jahrzehnt für die Holznutzung durchforstet werden, erläutert Fichtner.
Da es in den Klingen in den Löwensteiner Bergen noch Wasser gibt, beobachtet Fichtner, dass sich das Schwarzwild, das eigentlich Wärme liebt und viel trinkt, vom Heilbronner Kessel in die Höhenlagen seines Reviers zieht.
Waldbrandgefahr und Brennholznachfrage

"Wir kriegen definitiv sicher durch den Mischwald und den hohen Laubholzanteil keinen Flächenbrand", meint Alexander Fichtner zur Waldbrandgefahr. Nofallpläne für die Löwensteiner Berge habe man nicht erstellt. Natürlich sei man vorsichtiger im Umgang mit Feuer, mache sich mehr Gedanken als bei feuchter Witterung. Grillstellen zu sperren - er selbst hat keine in seinem 1600 Hektar großen Revier von Wüstenrot bis Beilstein - hält er für etwas überzogen. Nachweislich habe es mit diesen noch nie Probleme gegeben. Wenn es keine Möglichkeit zum Grillen gebe, werde womöglich wild Feuer gemacht. "Dann ist die Gefahr viel größer", meint Fichtner.
"Die Anfragen sind wirklich massiv", antwortet er zur Brennholznachfrage angesichts der Energiekrise. "Die Leute haben Angst, im Winter zu frieren." Vorbestellungen nimmt Forst BW bereits entgegen, viele Händler fragten auch nach Mengenverträgen. Aktuell liege der Preis schon 30 Prozent höher als zuletzt - mit steigender Tendenz. Mehr Brennholz werde im Herbst und Winter jedoch nicht gemacht wegen der nachhaltigen Bewirtschaftung. Es sind immer rund 2500 der 11.000 Festmeter Einschlag.