Interesse an Bauland ist im östlichen Landkreis Heilbronn unverändert hoch
Wirken sich die gestiegenen Kosten auf die Nachfrage nach Grundstücken und die Anzahl von Bauanträgen aus? Mancherorts, wie in Untergruppenbach, gehen die Bauanträge zurück.

Die Inflation steigt. Alles wird teurer: Energie, Lebensmittel und Baumaterial. Die Bauzinsen steigen. Das erhöht den finanziellen Druck auf Bauherren. Hat das Einfluss auf die Nachfrage nach Grundstücken und die Anzahl von Bauanträgen im östlichen Landkreis Heilbronn?
Nachfrage ist größer als Angebot
"Die Nachfrage nach Bauland ist immer noch deutlich größer als das Angebot", sagt Markus Kleemann, Bürgermeister von Oberstenfeld. Zwar habe er mitbekommen, dass sich durch gestiegene Kosten einige Familien den Traum vom Eigenheim nicht mehr erfüllen könnten. In der Gemeinde sei die Freude am Bauen aber noch nicht getrübt. Die Zahl der Bauanträge habe sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert. "Ich könnte mir vorstellen, dass das auch mit der Attraktivität der Gemeinde zu tun hat", so Kleemann.
Liste mit Interessenten
In Untergruppenbach werden laut Bauamtsleiterin Beate Pfeil etwa zehn Anträge weniger als im Vorjahresmonat gestellt. "Wir erwarten, dass es jetzt erst richtig spürbar wird", so Pfeil. Ob die Baugenehmigungen vermehrt aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden, könne sie nicht sagen. "Das bekommt man höchstens durch Zufall mit." Denn Genehmigungen müsse man nicht zurückgeben, wenn man vom Bauen absieht. Bei der Nachfrage an Bauland sei kein Rückgang zu bemerken. "Wir haben aktuell zwei Gebiete in der Erschließung. Dafür sind die Listen an Interessenten schon stattlich", sagt die Bauamtsleiterin.
Sechs der 14 Grundstücke im Baugebiet "Hungerberg II" im Teilort Unterheinriet sind bereits verkauft. In Untergruppenbach werden Grundstücke verlost. Die "Gewinner" der übrigen acht Bauplätze sind aus verschiedenen Gründen zurückgetreten. Deshalb werde jetzt mit den Nachrückern gesprochen.
Auftragslage verschlechtert sich
In Weinsberg beobachtet Bürgermeister Stefan Thoma eine Veränderung in der Bautätigkeit: "Wir hören auch von Seiten der Bauunternehmen, dass sich die Auftragslage verschlechtert hat." Eine Handvoll Bauplätze sei zurückgegeben worden. Bei der geringen Zahl städtischer Grundstücke sei das schon viel. "Aber wir bringen die Grundstücke wieder an den Mann und die Frau." Für manche Interessenten sei der finanzielle Druck sicher hoch, besonders mit dem Bauzwang von drei Jahren im Hinterkopf. Aber: "Diejenigen, die wirklich bauen wollen, tun das auch", meint Thoma. Von einem Rückgang der Bauanträge merke er nichts.
Diesen Eindruck hat auch Weinsbergs Stadtbaumeister Nicolas Rautenberg: "Bei mir auf dem Schreibtisch landen wöchentlich Anträge. Es scheint nicht abzunehmen, sondern sich zu verlangsamen." Im Jahr 2022 seien 87 Bauanträge eingegangen, 14 weniger als 2021. Bislang sind 2023 zwölf Anträge gestellt worden. "Eigentlich wird gebaut wie zuvor", meint Rautenberg.
Bei Baulücken tut sich was
Dass weniger Bauanträge eingehen, ist Eberstadts Bürgermeister Stephan Franczak nicht aufgefallen. Von fast 30 verkauften kommunalen Grundstücken lägen für 26 Bauanträge vor. Eine Verzögerung könne sich durch den Bauzwang niemand leisten, meint Franczak. Ein Grundstück sei zurückgegeben worden. Dabei handle es sich allerdings nicht um kommunalen Grund und Boden. "Was nachlässt, ist die Nachfrage generell", so der Bürgermeister. Früher habe er etwa zehn Anfragen nach Bauland in der Woche gehabt, mittlerweile seien es nur noch ein bis zwei. "Es ist auch nicht zu vernachlässigen, was sich an bestehenden Gebäuden oder Baulücken tut", sagt Nicole Janz, Sachgebietsleiterin im Bauamt Eberstadt. Dafür gebe es rege Anfragen.
Bebauung innerhalb einer Frist
Viele Städte und Gemeinden haben eine Bauverpflichtung eingeführt. Eigentümer, die Grundstücke von einer Kommune erwerben, müssen diese innerhalb einer Frist bebauen. Sowohl in Eberstadt als auch in Weinsberg beträgt diese Frist drei Jahre. In besonderen Fällen sei eine Verlängerung möglich, erklärt Eberstadts Bürgermeister Stephan Franczak.
Ansonsten kaufe die Kommune die Fläche für denselben Preis wieder zurück. Damit wolle man Bodenspekulationen entgegenwirken. "So entsteht kein Schaden, aber eben auch kein Gewinn", so Franczak.




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