Was es mit der "Hermann-Wurst" von Metzgerei Wagenblast auf sich hat
Die Metzgerei Wagenblast in der Herbolzheimer Ortsmitte feiert das 200-jährige Bestehen. Speziell zum Firmenjubiläum wurde eine Wurst nach überliefertem Rezept kreiert.

Heinrich Josef Wagenblast weiß, was in eine gute Wurst gehört: "Natürlich Fleisch, Speck, Salz und drei oder vier Gewürze." Dazu Glutamat, um den Fleischgeschmack zu unterstützen. Außerdem Nitritsalz für die rote Farbe und eine keimtötende Wirkung. Mehr nicht. "Das wussten auch schon die Großväter", sagt der Inhaber der Herbolzheimer Metzgerei mit Partyservice, die auf eine mittlerweile 200jährige Tradition zurückblicken kann.
Überliefertes Rezept
Speziell zum Firmenjubiläum hat er deshalb eine Wurst nach überliefertem Rezept kreiert. Sie nennt sich "Heinrich-Wurst" und spielt auf das an, was in der Familie ebenfalls seit sieben Generationen vorgegeben ist: Alle Metzgermeister heißen Heinrich Josef.
Der stattliche runde Geburtstag wurde mit einer Party gefeiert. Mit Fleischspezialitäten vom Grill, Jubiläumswurst, hausgemachtem Krautsalat, Bier vom Fass, Kaffee und Kuchen. "Unser Fleisch kommt ausschließlich von regionalen Landwirten", versichert der Metzgermeister. Schweine aus Bernbrunn, Rinder aus Neudenau, Herbolzheim oder dem Neckar-Odenwald-Kreis. Geschlachtet wird in Schefflenz. Die hauseigene Schlachterei gibt es seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr. "Dazu wurden unsere Räumlichkeiten zu klein."
Als Geselle auf der Walz
Angefangen hat alles 1823. Heinrich Josef Wagenblast aus dem Aalener Raum war als Geselle auf der Walz, wie das damals üblich war. Er kam nach Neudenau und legte vor der Zunft seine Meisterprüfung im Metzgerhandwerk ab, wie Elisabeth Strasser vom Neudenauer Heimatmuseum herausgefunden hat. In Herbolzheim wurde er dann sesshaft.
Zur 1150-Jahr-Feier von Herbolzheim 2007 hat Heinrich Josef VII alte Bilder herausgeholt und zum Infoboard zusammengestellt. Sie zeigen: Früher waren Stallungen, Schlachtung, Scheune, Wirtshaus zum Lamm und Verkaufsraum eng beieinander. Denn die Ahnen waren vieles in einem: Landwirte, Metzger, Gastwirte und Pferdehändler.
Meisterbrief schon mit 25 Jahren
"1997 habe ich das Geschäft übernommen", sagt der heutige Inhaber, der seinen Beruf "mit Herzblut" ausübt. In der Ausbildung war er Kammersieger und mit 25 Jahren schon Meister. Unter seiner Leitung konnte 2006 durch viel Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen die EU-Zulassung erreicht werden. Das Gebäude wurde komplett neu aufgebaut. "Die alten Fenstersimse haben wir aber wieder einbauen lassen", erinnert sich seine Frau Elisabeth. Nach ihrem ersten erlernten Beruf hat sie sich 2007 zur Fleischereifachverkäuferin ausbilden lassen.
Es läuft gut in der Metzgerei und auch dem dazugehörigen Catering. Es gibt zehn Mitarbeitende, darunter ein Geselle und etliche Teilzeitkräfte. Seniorchefin Isolde lässt es sich selbst mit 82 Jahren nicht nehmen, Wurstdosen zu etikettieren und aufzufüllen.
Es fehlen die Fachkräfte
Aber der Wandel im Handwerk geht auch an dem Traditionsbetrieb nicht vorbei. "In der siebten Generation - und der letzten", sagt der 58-Jährige. Die Gründe für das Ende der Metzger-Dynastie in einer noch fernen Zukunft sind vielfältig. So der Fachkräftemangel: "Es kommen keine Jungen mehr nach". Dann immer mehr Bürokratie und Auflagen, Supermärkte und eher spontanes Einkaufsverhalten. Nicht nur der Vorname endet mit Heinrich Josef VII. Tochter Katrin (30) ist Köchin in einem Fünf-Sterne-Hotel in Luzern. Sohn Michael (31) hat seinen Master in Psychologie. Zum Helfen bei der Feier waren sie aber da. Und ein paar Jahre geht es noch weiter.

