Vom Fußgänger zum Piloten
Der Motorflugverein der Fliegergruppe Heilbronn bietet in Kooperation mit der Mosbacher Flugschule nun eine Ausbildung an.

"Die Faszination fürs Fliegen ist bei den Menschen nach wie vor groß", weiß Volker Erlewein, Vorstandsmitglied beim Motorflugverein der Fliegergruppe Heilbronn. Seit 30 Jahren kommen die Vereinsmitglieder auf dem Platz der Luftreederei Fluggesellschaft Meravo zusammen.
In ihrem Domizil, genannt die "Luftraumüberwachungsstation", tauschen sie sich über Motorflieger, die Technik und ihre Erfahrungen aus. Natürlich wird mit den zwei vereinseigenen Maschinen auch geflogen. "Neuerdings bilden wir auch Fußgänger zu Piloten aus", berichtet Erlewein stolz. Dafür hat sich der Verein mit der Flugschule Albatros aus Mosbach zusammengetan. Der erste Flugschüler besucht bereits den Unterricht.
Anfragen an den Verein
Neben Modell-, Drohnen- und Segelflug ist der Motorflug die vierte Sparte der Fliegergruppe Heilbronn. In den vergangenen Jahren hat der Verein, der aufgrund fehlender Flugplätze in der Region auf dem Meravo-Fluggelände beheimatet ist, einen guten Zuwachs verzeichnet: Verstärkte Werbemaßnahmen und ein angepasster Internetauftritt haben ihre Wirkung erzielt, so hat der Verein inzwischen nicht nur neue Mitglieder gewonnen, sondern auch eine zweite vereinseigene Maschine angeschafft.
"Jährlich bekommen wir zwei bis drei Anfragen, ob wir auch Piloten ausbilden", berichtet der pensionierte Berufspilot Erlewein. Doch dafür fehlt dem Verein die Genehmigung. Das liegt an den Vorgaben, die für das Angebot einer Flugausbildung erfüllt sein müssen. "Für die Ausbildung ist unsere Start und Landebahn zu kurz", erklärt der Leiter der Motorflugsparte, Harry Keicher. Deshalb habe man Interessenten für die Pilotenausbildung immer nach Schwäbisch Hall oder anderswo verweisen müssen. Aufgrund der behördlichen Auflagen wäre der Aufbau einer eigenen Flugschule für den Verein allein nicht umsetzbar gewesen. Volker Erlewein nahm deshalb Kontakt mit dem Geschäftsführer der Flugschule Albatros, Holger Leonhardt, auf. Nach dem Tod des früheren Geschäftsführers hat die Flugschule 2019 ihren Hauptsitz von Speyer nach Mosbach verlegt.
Leonhardt ist angetan von der Idee, sich mit dem Verein zusammenzutun: "In unserer Flugschule pflegen wir einen engen Kontakt zu unseren Schülern, sind ständig über Whatsapp im Austausch und planen langfristig auch gemeinsame Unternehmungen. Das passt von der Philosophie also gut mit dem Verein zusammen." Gleichzeitig komme man sich aber nicht ins Gehege. "Wir sind ein kommerzielles Unternehmen und wollen keine Mitglieder abwerben."
So sieht das Konzept aus
Vereinsmitglieder der Motorflieger besuchen für die Ausbildung zum Piloten den Theorie- und Praxisunterricht am Schulungsstandort in Mosbach. Auch Volker Erlewein wird dort als Fluglehrer unterrichten. "Dadurch können wir eine Linie fahren", betont der 64-jährige. Im Verein in Oedheim stünde man den Flugschülern dann zusätzlich mit Rat und Tat zur Seite. So könne man den Schüler auch zum Blockunterricht an die VHS Neckarsulm vermitteln.
Tobias Klopfer ist seit einem Jahr Vereinsmitglied und befindet sich aktuell in der Ausbildung zum Piloten. 80 Prozent hat er bereits abgeschlossen. "Die Ausbildung sieht mindestens 100 Theoriestunden vor", erklärt Leonhardt. Dabei wird unter anderem in den Fächern Luftrecht, Aerodynamik, Flugleistung und Flugplanung, Meteorologie, menschliches Leistungsvermögen geschult. "In jedem Fach muss eine Prüfung abgelegt und zu 75 Prozent bestanden werden", weiß der 56-Jährige. "Kommunikation ist auch ein wichtiges Thema, da man dort oben in der gleichen Frequenz sendet wie ein Airbus."
Mindestens 45 Flugstunden
Die praktische Ausbildung sieht mindestens 45 Flugstunden vor. Zehn davon sitzt der angehende Pilot allein im Cockpit. Gelernt wird auf einer Cessna 150. "Die Schüler lernen erstmal das Anrollen. Starten und landen. Später müssen sie dann selbstständig einen Flug planen und absolvieren."
Kosten, Aufwand und Fähigkeiten
Die Ausbildung zum Motorflugpiloten dauert ein Dreiviertel- bis Jahr. Der Unterricht kann in Absprache unter der Woche und am Wochenende stattfinden. Die Ausbildung kostet rund 12.000 Euro - abhängig von der Anzahl der benötigten Unterrichts- und Flugstunden. "Die Fliegerei ist kein billiges Hobby", gibt Volker Erlewein zu. Neben technischem Verständnis sollte auch eine motorische Begabung für den Umgang mit dem Flugzeug mitgebracht werden.
Im Sinne der Qualitätssicherung verlangt der Gesetzgeber alle paar Jahre einen Gesundheistcheck sowie Übungsflüge mit Fluglehrern. "Fliegen bedeutet Erfahrung sammeln, im Training sein und im Flieger sitzen", erläutert Volker Erlewein.
Zur Ausbildung
Beim Motorflugverein unter www.fghn.de und der Flugschule auf www.air-albatros.de