Umstrittenes Soldatengrab in Herbolzheim gibt Rätsel auf
Ein Herbolzheimer fordert, dass zwei Gedenksteine verschwinden und spricht sich für ein "zeitgemäßes Mahnmal" aus. Wie mit der Stätte, an der sich Gruppen mit rechtsextremer Gesinnung getroffen haben sollen, umgangen wird, entscheidet der Gemeinderat.

Der Gemeinderat Neudenau will sich mit dem Soldatengrab bei Herbolzheim befassen. Die Gedenkstätte, wo drei namentlich bekannte Männer sowie ein Unbekannter einer SS-Einheit bestattet sind, steht in Teilen der Bevölkerung länger in der Kritik - unter anderem weil auf der Rückseite des Grabs eine besondere Gedenkplatte liegt.

Laut Schriftzug kommt die Platte von der Hiag Mosbach, der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS", und sie stammt aus dem Jahr 1958. Außerdem enthält sie den Schriftzug "Treue um Treue", der wegen der Nähe zur Wehrmacht seit 2014 bei der Bundeswehr verboten ist. Wie mit der Stätte, an der sich Gruppen mit rechtsextremer Gesinnung getroffen haben sollen, umgangen wird, entscheidet der Gemeinderat - wenn das Rathaus Informationen zusammengetragen hat.
Pflichtthemen haben Vorrang: Bürgermeister trägt aber Informationen zusammen
"Wir befassen uns gerade mit unseren Pflichtthemen", sagt Bürgermeister Manfred Hebeiß auf Anfrage. Der Rathauschef verweist dabei unter anderem auf die Herausforderungen mit den Flüchtlingen aus der Ukraine. Er sammele aber Informationen zum Grab, werde sie zusammenstellen und im Gemeinderat präsentieren. "Dann geht es weiter."
Bernhard Hopfhauer ist die Situation auf der Anhöhe zwischen Jagst- und Kochertal schon seit einigen Jahren ein Dorn im Auge. Der Herbolzheimer fordert, dass endlich sowohl der Hiag-Stein als auch die aktuelle Grab-Platte entfernt werden. Grund: Er geht davon aus, dass beides aus demselben Material und damit von der Hiag stamme. Ohnehin gebe es heute kaum noch Gedenkstätten, auf denen so deutlich ein SS-Bezug stehe. Er spricht sich für ein "zeitgemäßes Mahnmal" aus, gern ein Friedenskreuz. Sollten die Namen der Gefallenen wieder genannt werden, wäre das für ihn in Ordnung - nur ohne Nennung der SS.
Der Herbolzheimer befasst sich schon länger mit dem Grab, und er hat zahlreiche Ungereimtheiten entdeckt. Dazu gehört die Gedenktafel mit den Namen. Bernhard Hopfhauer weist auf eine Forschung hin, die in den Neudenauer Heimatblättern veröffentlicht wurde.
In einem Aufsatz, geschrieben von Hans-Jürgen Ziern im Jahr 2008, geht es um die Entwicklung der Stätte, auch um die Einweihung an Pfingsten im Jahr 1958. Der Heimatforscher führt unter anderem Redner und weitere Teilnehmer auf. Außerdem berichtet Hans-Jürgen Ziern davon, dass es bereits nach dem Zweite Weltkrieg eine erste Gedenktafel aus Holz gegeben habe und dass Ende der 50er-Jahre eine "Gedenktafel aus Marmor" eingeweiht wurde.
Der Grabstein wurde ersetzt
Auf den abgedruckten Fotos leuchtet diese Tafel, zu lesen sind die Namen der Gefallenen sowie der Unbekannte, bei dem sogar die Nummer der Erkennungsmarke öffentlich genannt wird. Davon ist über 60 Jahre später nichts mehr zu entdecken. Es ist offenbar ein anderer Stein. Der Heutige ist dunkel, es gibt keine Nummer, stattdessen heißt es nur noch "unbekannter SS-Mann".

Bernhard Hopfhauer wundert sich nicht nur allein darüber, dass der Stein auf der Vorderseite ausgetauscht worden sein muss. Genauso rätselhaft ist für ihn der Hiag-Stein auf der Rückseite des Grabs. Darauf wird auf eine Erneuerung im Jahr 1994 hingewiesen. Wer steckt dahinter, woher komme die jetzige Tafel?, fragt er sich.
Seiner Ansicht nach wird es seit langem Zeit, dass die Grabstätte überarbeitet wird. Die zentrale Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege befindet sich auf dem Friedhof im Stadtteil. Für ihn drängt die Zeit: Der Gemeinderat hat diverse Wanderrouten auf den Weg gebracht, der sogenannte Biodiversitätspfad wird sogar direkt am Grab vorbeiführen. Dadurch würden viel mehr Personen vorbeikommen als jetzt schon.